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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 50
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Zeichen standen auf Sturm - mit welchem Recht forderten Adel und Klerus so hohe Abgaben
von ihnen, den „armen Leuten"? Aber ihr Aufstand brachte keine besseren Bedingungen, im
Gegenteil. 1525, nach Niederschlagung des Bauernkriegs, wurden sie bestraft, zur Kasse gebeten
und ihre Anführer in den Turm geworfen. Danach war es die Reformation, welche die
Leute in Unruhe versetzte. Auf kirchlichem Gebiet änderte sich dadurch einiges. So wurde nun
Bahlingen evangelisch, in Bötzingen blieb ein Teil der Einwohnerschaft katholisch, ein Teil
ging zum evangelischen Glauben über - ganz wie es die Herrschaft befahl. In Oberbergen und
Vogtsburg blieb alles beim alten, da die Herrschaft Burkheim zwar einen ständig wechselnden
Pfandherrn hatte, aber weiterhin den katholischen Habsburgern gehörte.

Aus diesem Jahrhundert stammen die ersten Belege über ein Gemeindehaus in Oberbergen.
1524 wird eine „Laube" erwähnt, ein überdachter Ort, wo die Dorfgeschäfte erledigt und Gericht
gehalten wurde. Erst Ende des 16. Jahrhunderts, 1581, ist im Güterbuch des Klosters
Schuttern von einer „Stube" zu lesen. Das konnte entweder ein Raum in einem Privathaus sein
oder schon ein ganzes Haus, in welchem oft im zweiten Stock gewirtet wurde.40 1623 ist zu erfahren
, dass es sich dabei um ein Haus mit Hof bei der unteren Mühle handelte, zwischen
Mathis Müller und dem Stubengarten gelegen. Mit der Rückseite stieß das Anwesen auf das
Brunnengässchen, vorne auf die Allmende. Es gehörte auch ein Gaststall dazu, in den die Reisenden
ihre Pferde einstellen konnten.41 Sicher ist im Stubengärtlein im Sommer Wein ausgeschenkt
worden. Hier war also schon ein Dorfmittelpunkt entstanden, in dem sich Fremde wie
Einheimische versammelten. So mancher wird auch eingekehrt sein, während er sein Korn
mahlen ließ, gab es doch außer der unteren Mühle noch eine zweite mitten im Dorf. Mitte des
19. Jahrhunderts kam sogar noch eine dritte hinzu.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts hatte aufgrund der Bevölkerungszunahme auch der Verkehr
an der Landstraße Oberbergen/Oberrot weil zugenommen. In dem größeren Nachbarort
reagierte die Gemeinde 1595 auf das erhöhte Aufkommen und errichtete zusätzlich zur Gemeindestube
eine newe gastherberg.42 Vermutlich wurde diese Straße öfter befahren, denn der
durch das Sumpfgebiet der „Faulen Waag" führende Weg in der Rheinniederung war häufig
nicht passierbar. Als 1618 der Dreißigjährige Krieg begann, dachte niemand mehr an die Eröffnung
einer neuen Herberge. Erst als Einwanderer aus anderen Orten und Ländern die Dörfer
wieder belebten, entstand allmählich weiterer Bedarf an Gasthäusern und vor allem an Herbergen
für die Reisenden. So mancher Neubürger hätte gern damit sein Brot verdient, aber oft
legte die Gemeinde einem solchen Vorhaben Steine in den Weg. Eifersüchtig wachten die bereits
Etablierten, dass sie keine Konkurrenz erhielten. So erging es 1716 dem erst seit kurzem
in Jechtingen eingebürgerten Hans Georg Gass, der sich gute Chancen für eine solche Herberge
ausrechnete. Zwar gab es am Ort schon einen Stubenwirt, aber Gass wagte es trotzdem, in seinem
Haus eine Wirtschaft einzurichten und sogar ein Wirtshausschild auszuhängen. Damit
hatte er allerdings einen schweren Fehler begangen, da nur die Herrschaft die Wirtsgerechtigkeit
erteilen konnte. Die Gemeinde fühlte sich ebenfalls übergangen und auch der Stubenwirt
wehrte sich. Man würde dem Neuen ja gerade noch erlauben Wein auß[zu]zapfen, auch brodt
und Käsß auf [zu] stellen, aber keinesfalls mehr. Durch diesen Streit erfahren wir, dass es
zunächst nur wenige Gasthäuser mit Wirtshausschild gab. Nur dem Stubenwirt stand das Recht
zu, Speisen zu reichen und Fremde zu beherbergen.43

Auch in Oberbergen genügte die Gemeindestube den Anforderungen der Reisenden nicht
mehr. 1760 bestand zwar noch das gemeine würdtshaus, aber seine Tage waren gezählt.44 1771,

GLA. 66/6077-6079.
4> GLA, 66/6088, 1623 Mai 8, Einkünfte des Klosters St. Peter.
« Rothweil (wie Anm. 15), S. 212.
« GLA. 229/48199.

44 StadtAF, B4 Nr. 484. Fassions-Tabellen auswärtiger Orte und Herrschaften. 1760.

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