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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 79
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ten, von Diderot und d'Alembert 1751 bis 1780 herausgegebenen, mit Tafel-, Ergänzungs- und
Registerbänden insgesamt 35-bändigen französischen „Enzyclopedie".23 Die akribische Präzision
und detaillierte Ausführlichkeit, mit der die „Encyclopedie" botanische Beschreibung. Anbau
, Ernte, Fasergewinnung, Verarbeitung, Qualitätsmerkmale, Lagerung, Kauf und Verkauf
des Hanfs abhandelt, erklärt sich oberflächlich leicht daraus, dass in Frankreich sehr viel Hanf
angebaut wurde.24 Der tiefere Grund dürfte allerdings darin liegen, dass Frankreich als maritime
Großmacht einen enormen Bedarf an dieser Faserpflanze für die Ausrüstung seiner
Fischerei-, Handels- und vor allem Kriegsflotte mit Tauwerk und Segeltuch hatte. Der Artikel
selbst liefert die Bestätigung für diese Annahme, indem er zum einen bei der Darstellung des
Hanfhecheins wiederholt auf die für Schiffstaue erforderlichen Qualitäten hinweist und zum
anderen anführt, er sei letztlich ein Exzerpt aus dem 1747 erschienenen „Traite de la fabrique
des manceuvres pour les vaisseaux ou l'Art de la corderie perfectionnee" (Abhandlung über
die Herstellung von Tauwerk für Schiffe oder die Kunst der vollkommenen Seilerei). Dessen
Autor. Henry-Louis Duhamel du Monceau (1700-1782), Ingenieur und als Botaniker Begründer
der Forstbotanik, der ökonomischen Forstnutzung und der biologischen Holzforschung, beschäftigte
sich als „Inspecteur general" der französischen Marine auch wissenschaftlich mit
Schiffsbau.25

Unbedingt anzuführen ist bei einer Tour dvhorizon zur Darstellung von Hanf in deutschsprachigen
Lexika und Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts das von Johann Georg Krünitz
(1728-1796) im Jahr 1773 begonnene und bis zu seinem Abschluss im Jahr 1858 auf 242 Bände
angewachsene Mammutwerk „Oeconomische Encyclopädie, oder allgemeines System der
Land- Haus- und Staats-Wirthschaft in alphabetischer Ordnung". Krünitz war Arzt, hatte aber
diesen Beruf zugunsten seiner enormen schriftstellerischen Tätigkeit - zumeist kompilatori-
scher Art - aufgegeben. Die ersten 72 Bände der „Oeconomischen Encyclopädie" mit den
Stichwörtern „A bis Leiche" - über diesem, gerade in Arbeit befindlichen Artikel ist er ironischerweise
verstorben - stammen von ihm selbst, mithin auch der 1780 im 21. Band veröffentlichte
Artikel über Hanf, mit einem Umfang von 75 Seiten eigentlich eher eine Monographie
als ein enzyklopädischer Beitrag. In vielen Passagen eng an die „Encyclopedie" angelehnt,
oftmals sogar in mehr oder minder wörtlicher Übersetzung, bezog sich Krünitz im einschlägigen
Zusammenhang auch wiederholt auf die eingangs erwähnten Erkenntnisse Marcandiers zur
Hanfrötze bzw. -Wässerung. Bei der Behandlung der ökonomischen Aspekte des Hanfs ging
Krünitz allerdings gemäß der Ausrichtung des Werks weit über die „Encyclopedie" hinaus.26
Zugleich vermittelt das dem Artikel angefügte, umfangreiche Literaturverzeichnis einen Eindruck
von der Vielzahl von Monographien und Zeitschriftenaufsätzen, die im 18. Jahrhundert
das Thema Hanf behandeln.

Ein eigenes lexikalisches Genre begründete die noch vor den einschlägigen Bänden der französischen
„Encyclopedie" und der „Oeconomischen Enzyclopädie" von Carl Günther Ludo-
vici (1707-1778), Philosophieprofessor in Leipzig und Mitglied der königlich preußischen
Akademie der Wissenschaften27, zwischen 1752 und 1756 in 5 Teilen veröffentlichte „Eröffnete
Akademie der Kaufleute oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon, woraus sämmtliche
Handlungen und Gewerbe mit all ihren Vorteilen, und der Art, sie zu treiben, erlernet werden

23 Encyclopedie (wie Anm. 8).

24 Krünitz (wie Anm. 7), S. 769.

25 Encyclopedie (wie Anm. 8), S. 149 und 154. Zu Duhamel du Monceau: Artikel „Henri Louis Duhamel du
Monceau". In: Wikipedia (24.09.2006).

26 Krünitz (wie Anm. 7), 21, 1780, Stichwort „Hanf, S. 765-840. Zur Oekonomischen Enzyclopädie vgl. Artikel
„Oeconomische Encyclopädie". In: Wikipedia (09.09.2006), dort auch weiterführende Literatur. Zu Krünitz
selbst vgl. www.kruenitzl.uni-trier.de/background/author.htm sowie den Artikel „Johann Georg Krünitz". In:
Wikipedia (15.10.2006).

27 Siehe im Internet unter: www.deutsches-museum.de/bib/entdeckt/alt_buch/textl200.htm. Zu Ludovici vgl.
Peter Koch: Ludovici, Carl Günther. In: Neue Deutsche Biographie 15, Berlin 1987, S. 305f.

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