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Hauses, in der Metzgergasse, besessen hatte.119 Außer zur Herstellung von Garn für die Netze
spielte Hanf für die Fischer auch noch in anderer Hinsicht eine Rolle, denn sie verwendeten
die Pressrückstände, die bei der Gewinnung von Hanföl zurückblieben, als Köder.120 Auch für
die Teichfischerei und für den Köderfang spielte Hanf eine Rolle:
„... wann man einen unfruchtbaren [und abgelassenen] Fisch=Teich umackert/ und mit Hanf beset/ so machet
solches den erdboden fein mürb/ daß hernach die Karpffen desto besser darinn gedeyen. Es sieden
auch die Fischer das Hanff=Kraut im Wassser/ und giessen hernach das gesottene Wasser an die Oerter/
wo die Regenwürmer sich aufmalten/ die dann dadurch aus der Erde hervor kriechen/ und zur Fischerey
sich gebrauchen lassen."121
Gerade im Hinblick auf den Hanfanbau von Fischern wäre es natürlich aufschlussreich, in Erfahrung
zu bringen, ob in Kenzingen zur Zeit der Verabschiedung der Wasser Ordnung bzw. im
16. und 17. Jahrhundert Hanf in der Elz bzw. im in die kleine Elz mündenden Dorfbach gerötzt
wurde oder ob dafür separate Hanfrötzen oder -reesen angelegt waren. Erstaunlicherweise sind
in älteren Karten des Kenzinger Banns, vor allem in der detaillierten Gemarkungskarte von
1779, keine Hanfrötzen eingezeichnet.122 Doch wird eine roetz im Zusammenhang mit der
Nennung von Anstößern zur Lokalisierung eines Rebstücks in einer Erneuerung über die Güter
, Zinsen und Gefälle des Klosters Wonnental vom Ende des 15. Jahrhunderts genannt. Dieses
Rebstück eines gewissen Hans Vogt befand sich in der Flur Rosslaithe.123 Auf dem Kenzinger
Gemarkungsplan von 1874 sind zwei solche Rotzen verzeichnet. Die eine, bestehend
aus vier, nach maßstäblicher Umrechnung jeweils etwa 40 Meter langen und 5 Meter breiten
Becken, die jeweils paarweise parallel mit ihren Schmalseiten nebeneinander lagen, befand
sich etwa 500 m Luftlinie südwestlich der Stadt in der heute westlich der Bahnlinie gelegenen
Flur Stangenmatten, die andere in der Flur Bombacherfeld, östlich der Stadt.124 Die zuletzt genannte
Rötze könnte vielleicht schon im 17. Jahrhundert bestanden haben, denn der Berain des
Johanniterordens über seine Besitzungen und Einkünfte zu Kenzingen aus dem Jahr 1662/63
verzeichnet Einkünfte an Hanfzehnten aus der Flur St.-Peters-Etter;125 diese lag im Gewann
Petersbreite und damit nahe am Bombacherfeld am Südrand des nordöstlich der Stadt gelegenen
Hummelbergs. Mit dem im Talgrund zwischen Hummelberg und Nirlinsberg fließenden
Dorfbach stand dort auch Wasser für die Füllung von Röstgruben zur Verfügung.
Die St. Peters breüthe wird auch in Kenzinger Nachlassinventaren der zweiten Hälfte des 17.
und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer wieder als eines der Länder im Kenzinger
Bann genannt, auf denen Hanf angebaut wurde. Als weitere Hanfländer werden dort außerdem
regelmäßig angeführt: auf der St. Georgenbreithe, in Altenkenzingen, am Haimlis-biehl, im
Rösch-brunnen, vorm Niederen Berg, am Hummelberg, am Rothenberg, im Kohler, vorm und
im Rosslaithen, vor dem Jostell (Jostal), im Lindengärthlein bei der Steinspalte und in der
Steinspalte selbst, auf dem Dorfbach, vordem Edelthal, im und vorm burgbronnen, aufderobe-
119 Nachlass Konrad Dettlinger, StadtAF, LI Kenzingen A, V 231 (1734, 26. März).
120 Krünitz (wie Anm. 7), S. 828.
121 Marperger (wie Anm. 18), S. 5. Ihm folgend Krünitz (wie Anm. 7), S. 829. Gleiches schreibt Zedler (wie
Anm. 22), Sp. 463, allerdings ohne den Zweck dieses Vorgehens, den Köderfang, zu erwähnen.
122 Dem Verfasser war es nicht möglich, die im Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA) liegenden Gemarkungskarten
von Kenzingen aus dem 17. und 18. Jahrhundert selbst einzusehen. Eine auf seine Bitte hin unternommene
Sichtung dieser Karten durch Mitarbeiter des GLA erbrachte laut telefonischer Mitteilung vom 5.9.2006 allerdings
ein negatives Ergebnis. Ein gleiches Resultat erbrachte auch die genaue Sichtung des Kenzinger Gemarkungsplans
von 1779 (GLA, H/Kenzingen Nr. 5a) durch Oberarchivrat Dr. Martin Stingl, GLA.
123 GLA, 66/9983, fol. 2v. Dank an Oberarchivrat Dr. Martin Stingl, GLA, der so hilfsbereit war, diese bei Wenninger
(wie Anm. 58), S. 365, dort Anm. 75, angegebenen Belegstelle auf ihren Wortlaut hin nachzusehen.
124 StadtAK, noch ohne Signatur. Vgl. Wenninger (wie Anm. 58), S. 365. Eine stark verkleinerte Schwarzweiß-
Wiedergabe der Gemarkungskarte von 1874 findet sich ebd., S. 362f.
125 Christoph Schmider: Die Johanniter in der Neuzeit bis zur Säkularisierung. In: Kenzingen, Bd. 2 (wie Anm.
43), S. 277-294, hier S. 279.
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