http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0115
am Kaiserstuhl residierte, regelmäßig.46 Am 4. Oktober 1774 musste Elisabeths bisheriger
Obristhofmeister Baron von Rechbach mit seiner Familie Riegel verlassen. Seine Stelle übernahm
Graf Althann. In ihrem Testament bezeichnete Prinzessin Elisabeth ihn als „Vetter"; dies
war wohl eine Schutzbehauptung. Er fungierte als Hofmeister und leitete die Ökonomie. Bei
den Riegelern war er wegen seines jähzornigen Wesens nicht sehr beliebt. Leopold Olizy,
königlich-erzherzoglicher Lieutenant des Infanterie-Regimentes Bender zu Freiburg, bezeugte,
dass manche Äußerung des Grafen Althann gewöhnlich in dem aufbrausendsten Don und mit
Füßen stampfend zu geschehen pflegte. Es wird berichtet, dass der Grund für den Tod des 73-
jährigen Kammerdieners Johann Conrad Piquard 1785 die derbe Behandlung durch Althann
war.47 Danach wurde er „Graf Satan" gerufen. Prinzessin Elisabeth soll sich dies so zu Herzen
genommen haben, dass sie danach angeblich nicht mehr nach Riegel zurückkehrte. Dies
schreibt zumindest Pfarrer Gießler, der sich dabei auf mündliche Erzählungen beruft. Dass dem
nicht so war, zeigen Elisabeths Besuche in Riegel am 11. September und 23. Oktober 1785
sowie 27. August 1786.48
Beim Tod der Prinzessin erbte Graf Althann die drei Häuser in Freiburg samt Mobiliar. Bereits
am 21. Juni 1789 vermählte er sich wieder und zwar mit der Baronin Louise von Rechbach
(1753-1801), der ältesten Hofdame Elisabeths.49 Er ließ am 3. November 1803, 14 Jahre
nach dem Tod der Prinzessin, zu Ihrem Andenken eine bronzene Tafel in der Klosterkirche St.
Peter, über dem Eingang zur Sakristei, anbringen.50 In dritter Ehe heiratete er Aloisia Karoline
Gräfin von Nimptsch (1771-1832). Er starb am 22. Januar 1810 in Wien.
Die finanziellen Verhältnisse der Prinzessin
Betrachtet man ihre Haushaltung, so wird deutlich, dass Elisabeth ihrem Stand entsprechende
Gelder zugewiesen bekam, auch wenn die Markgrafschaft Baden-Baden stark verschuldet war.
Für die Bestreitung der persönlichen Ausgaben, z.B. Kleidung, erhielt sie das übliche „Nadelgeld
". Am 20. August 1754 verfügte Markgraf Ludwig Georg, dass das „Nadelgeld" für seine
28-jährige Tochter um jährlich 600 11 erhöht werden solle.51 Ein Jahr später legte der Markgraf
den jährlichen Betrag auf 3.500 fl fest. Dieser sollte in vierteljährlichen Raten bezahlt werden.
Die Summe enthielt offensichtlich auch die zusätzlichen Zahlungen am Geburts- und Namenstag
. Außerdem standen nach dem Testament des Markgrafen seiner Tochter 10.000 fl zu. So
lange sie unverheiratet blieb, sollte sie Wohnrecht in der fürstlichen Residenz und Anspruch auf
den fürstlichen Unterhalt haben, womit die Bedienung, Verköstigung, Wagen und Pferd gemeint
war. Darüber hinaus sollte ihr ein jährliches Deputat von 6.000 fl gezahlt werden. Ferner sollte
sie jährlich einen Betrag von 30.000 fl erhalten, der möglicherweise als Anzahlung für die aufgrund
des Herrschaftsverzichts zugesagten 200.000 fl zu sehen ist. Das Ganze war verbunden
mit einer eidesstattlichen Erklärung, künftig auf jegliche Herrschaftsansprüche zu verzichten. In
dem Testament legte der Vater außerdem fest, dass die Tochter nur die 10.000 fl. erhalten werde,
wenn sie den klösterlichen Stand erwählen und auch die Profess ablegen sollte. Der Rest ginge
46 GLA, 46/4344.
47 Am 21. April 1785 starb Joan Conradus Piquard, Cubiculang (= Kammerdiener) de Sermo Principisso de Baden,
73 Jahre alt, Pfarrarchiv Riegel, Sterbebuch. Die Todesursache wurde nicht vermerkt. Vgl. Giessler (wie
Anm. 5), S. 11.
48 GLA, 46/4341.
49 Die Beziehung bestand schon vorher, vgl. GLA, 46/4344. In der testamentarischen Zusatzbestimmung vom
6. Januar 1789 wurden ihr 5.000 fl zugesprochen.
50 Hans-Otto Mühleisen: St. Peter auf dem Schwarzwald. Lindenberg 22004, S. 21; Das Tagebuch des Ignaz
Speckle, Abt von St. Peter im Schwarzwald. Bd. 1: 1795-1802. Bearb. von Ursmar Engelmann (Veröffentlichungen
der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg: Reihe A, Quellen 12). Stuttgart
1965, S. 60.
51 GLA, 46/4320.
115
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0115