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Schauenburg war als Patronatsherr maßgeblich für den Neubau der heutigen Pfarrkirche St.
Martin in Riegel verantwortlich." Sein Wappen und das seiner Frau Elisabeth über dem Hochaltar
legen noch heute Zeugnis davon ab. Die Schwiegermutter Maria Franziska Gräfin von
Hennin (1683-1748) wurde in der noch nicht geweihten Pfarrkirche St. Martin bestattet.100 Es
folgten bauliche Veränderungen am Schloss wie die teilweise noch sichtbaren Rokokoverzierungen
über dem ehemaligen Hauptportal, die der Graf von Schauenburg anbringen ließ.101 Um
1753 war der Allgäuer Baumeister Anton Schrotz für den Grafen tätig. Dessen Erben forderten
1762 vom Grafen 2.618 fl, die noch als Bezahlung ausstanden.102 Welche Arbeiten durchgeführt
wurden, lässt sich leider nicht rekonstruieren.
Später baute Elisabeth von Schauenburg sich in Neuershausen ein neues Schloss (1781-
1783), das sie mit ihrer Tochter bewohnte und wo sie am 20. Oktober 1796 im Alter von 72
Jahren verstarb.103 Erben waren die drei Kinder ihrer 1786 verstorbenen Tochter Franziska:
Franz Anton 19, Walburga 17 und Karolina 16 Jahre alt. 1787 starb gänzlich verarmt Graf
Christoph Anton von Schauenburg. Die Familie der Grafen von Schauenburg erlosch mit seiner
Person im Mannesstamm.
Am 11. Juni 1765 zog Prinzessin Elisabeth im Schloss ein. Offensichtlich war das Gebäude
in gutem Zustand und sofort bewohnbar.104 Es sind vierzehn Briefe überliefert, die sie an ihren
Onkel, Markgraf August von Baden-Baden, von hier aus schrieb.105 Darin ist u.a. zu lesen, dass
der Aufenthalt in Riegel ihrer Gesundheit gut tue. Möglicherweise aufgrund von Bauarbeiten
am Schloss verließ Elisabeth ihr Domizil und ging im Frühjahr 1766 nach Freiburg, wo sie in
der Salzstraße die Häuser „zum Maientau" und „zum Wolkenbruch" (heute Sickingen-Palais)
kurzzeitig bewohnte.106 Welche Bauarbeiten in Riegel anstanden, ist unsicher. Es wird vermutet
, dass sie zwei Anbauten errichten ließ: das Theater und die Bibliothek an der heutigen Leopoldstraße
.107 Dieser Teil wird in der Beschreibung von 1794 als „Neuer Anbau" bezeichnet.
Bei Bauforschungen wurde eine weibliche Büste aus Sandstein gefunden, die aufgrund der Jahreszahl
1766 in diesem Zusammenhang entstanden sein dürfte.108 Zum Zeitpunkt der Testamentsabfassung
1783 war ein größeres Orangeriehaus im Bau, die Zehntscheuer war kurz zu-
99 Adolf Futterer: Die Pfarrkirche St. Martin in Riegel. Von den ersten Anfängen bis zum Brande im Jahre 1936.
Riegel 1937, besonders S. 15ff. Seit 1716 gehörte das Patronat der Pfarrkirche zur Herrschaft Lichteneck. 1483
hatte das Kloster Einsiedeln das Patronat an das Kloster Ettenheimmünster übergeben. Die Pfarrer von Riegel
waren also Mönche aus Ettenheimmünster. Die Forderungen von Pfarrer Dr. Anton Mang (1700-1725 Pfarrer in
Riegel, seit 1715 Dekan) nach einer Gehaltserhöhung zermürbten den Abt. Schließlich trat das Kloster das Patronat
an den Freiherrn von Garnier ab, GLA, 27a/620 und 27a/621.
100 Mechthild Michels: Katholische Pfarrkirche St. Martin Riegel. Lindenberg 2005, S. 20.
101 Noch heute sind Teile der Stuckverzierung an der Fassade erhalten. Leider gibt es keine Hinweise, welcher Art
die baulichen Veränderungen waren.
102 StadtAF, Cl Inventar 252; Friedrich Hefele: Vorarlberger und Allgäuer Bauleute zu Freiburg i. Br. im 18. Jahrhundert
. In: Alemania4, 1930, S. 109-148, besonders S. 126.
103 wie aus den Vereinbarungen mit dem Fürsten von Schwarzenberg hervorgeht, hatte Prinzessin Elisabeth den Versteigerungspreis
1783 noch nicht bezahlt. Franziska starb im September 1786. Die Mutter ließ ihr von Joseph
Hörr einen Grabstein machen, der in der Vorhalle der Friedhofskapelle steht. Vgl. Rudolf Morath: Joseph Hörr
1732-1785 (Veröffentlichungen aus dem Achiv der Stadt Freiburg im Breisgau 19). Freiburg 1985, S. 62f., Abb.
209; GLA, 72/24.
104 Vgl. GLA, 229/87580, Schauenburgische Cridae, Bl. 10, ist angegeben, dass das Schloss im Sommer bewohnbar
sei.
'05 GLA. 46/4400.
106 Albert/Wingenroth (wie Anm. 88), S. 256. Die Begründung von Albert und Wingenroth, dass sie ein passendes
Haus für ihren bleibenden Aufenthalt in Freiburg suchte, ist meines Erachtens nicht richtig. Hier ging es nur
um eine vorübergehende Bleibe, da sie in Riegel Bauarbeiten durchführen lassen wollte.
107 Bei der Versteigerung 1820 wird das Alter dieses Anbaues mit 60 Jahren angegeben, Staatsarchiv Freiburg
(StAF), B 1106/1-1996.
108 Diese Untersuchung wurde im Auftrag der Gemeinde Riegel und des damaligen Landesdenkmalamtes durch
Stefan King durchgeführt. Die Autorin war zu dieser Zeit im Gemeindearchiv Riegel tätig und begleitete Stefan
King. Eine gesonderte Publikation ist geplant.
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