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Elisabeths letzte Jahre und ihre Beisetzung in St. Peter
Am 5. August 1782 bat die Prinzessin die vorderösterreichische Regierung, die in Riegel vorhandene
Apotheke weiterhin zu genehmigen, damit sie auch in Zukunft mit frischen und guten
Arzneien versorgt werden könne.156 Wie bisher wollte sie ihre Medizin von dem Freiburger
Apotheker Köhler beziehen, der in Riegel einen Gesellen unterhielt. Ihm sollte ein erweitertetf
] Zugang und Vertrieb eingeräumt werden, da der Endinger Apotheker Siebenrok nicht
approbiert war und die Apotheke in Kenzingen lediglich aus Materialvorräten im Kloster Wonnental
bestand.157 Elisabeths Ansuchen war eine Reaktion auf Bestrebungen von Bürgermeister
und Stadtrat zu Endingen bei der Regierung, die Nutzung dieser Apotheke auf die Prinzessin
und deren Hofstaat beschränken zu lassen, damit die bestehenden Apotheken in Endingen und
Kenzingen keinen Nachteil erlitten.158 Darauf erlaubte die vorderösterreichische Regierung nur
eine Schlossapotheke, während die Regierung in Wien am 24. August 1782 zusätzlich die Abgabe
kostenloser Arzneien an die Armen erwartete.159
Seit dem 19. November 1782 hatte die Prinzessin Probleme mit den Augen.160 Dies führte
dazu, dass sie nicht mehr zusammen mit ihren Gästen speiste, auch nicht als der Fürst von
Schwarzenberg um den 15. Mai 1783 in Riegel war. Außerdem litt sie vor ihrem Tod längere
Zeit an einem presthaften Bein, d.h. die Wunde wollte nicht mehr heilen. Beides deutet darauf
hin, dass die Prinzessin an Diabetes erkrankt war.
Einen Eindruck von ihren letzten Lebensjahren vermittelt Graf Niklas Franz Lambert von
Galler, der auf seiner Studienreise durch das badische Oberland auch nach Riegel kam. Er beschreibt
seinen Besuch im Schloss wie folgt:
Sonntag, den 1 l.en [September] 1785fuhr ich nach Riegel, welches nur zwei Stunden von Emmendingen
liegt, um dort Messe zu hören. Nach dieser ließ ich mich bei Ihrer Durchlaucht der Prinzessin von
Baden, - Niece des letztverstorbenen Herrn Markgrafens von Baden-Baden - durch den Herrn Grafen
von Althann präsentieren. Diese Dame ist in einem Alter von 60 Jahren und verdient ihrer ohnbe-
grenzten Wohltätigkeit und Herablassung wegen eben so viele Hochachtung, als Mitleiden, indem sie
schon seit ein paar Jahren fast ganz blind ist. Die Sommermonate verbringet selbe da, den Winter aber
in Freiburg zu. Der Herr Graf von Althann, k.k. Kammerherr und zur Ruhe gesetzter Wachtmeister, ist
Obersthofmeister und besorgt das Oeconomicum. Die dermalige jährliche Einkünfte dieser Prinzessin
sollen sich mit Inbegriff der Apanage ad 11.000 Gulden auf ohngefähr 70.000 Gulden belaufen; der
Fürst von Schwarzenberg, welcher die böhmische Güter, die dem baden-badischen Haus zustanden,
mit allen darauf haftenden Schulden übernahm, bezahlt ihr lebensländlich jährlich vermöge Kontrakt
die Summe von 36.000 Gulden. Mit so beträchtlichen Einkünften hält diese Prinzessin ein sehr gut eingerichtetes
Haus und lebt nun, im Vergleich ihrer vorigen Lebensjahre, recht gut. Ich traf da einige Damen
aus Freiburg an, worunter sich eine Baronne de Jackmin, geborne Gräfin d'Ueberracker von
Mühldorf aus Salzburg befand. Ihr Gemahl ist Regimentsrat in Freiburg. Die ältere der beiden Hofdamen
der Prinzessin ist eine Baronne de Rechbach aus Klagenfurt, Schwägerin des k.k. Generals Grafen
von Auersperg und eine Anverwandte von mir. Während der Tafel, wobei Ihre Durchlaucht niemals
erscheinen, wurde im Nebenzimmer eine Musik von blasenden Instrumenten gegeben, welche meine Erwartung
übertraf. Aus der Garnison in Freiburg werden die ganze Zeit über, welche die Prinzessin in
Riegel zubringt, 13 Mann zur Schlosswache geschickt; in der Stadt stehet vor höchstdero Haus immer
doppelte Wache.161
GLA, 229/87520.
157 Bei Sommerhitze kamen die Medikamente verdorben an. Sie aber wollte das Geld nicht außer Landes schleppen
, in die drei Stunden entfernte Apotheken in Emmendingen oder Ettenheim.
158 Der Apotheker Anton Siebenrok beschwerte sich am 15. März 1782, StadtAF, LI Endingen, Ratsprotokoll 1782,
fol. 131.
'-w GLA, 229/87521.
'«» GLA, 46/4344.
161 Bernhard Erdmannsdörffer: Das badische Oberland im Jahre 1785. In: Badische Neujahrsblätter 1893, besonders
S. 42. Am Sonntag, 23. Oktober 1785, besuchte er zusammen mit dem Präsidenten ein zweites Mal die
Prinzessin.
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