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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
125.2006
Seite: 139
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Politik Frankreichs am Oberrhein (1630-1815)

Um die historischen Landschaftsveränderungen in der Oberrheinaue zu verstehen, ist ein Blick
in die deutsch-französische Geschichte während und nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-
1648) unumgänglich. Seit dem 16. Jahrhundert stand das europäische Mächtesystem im Zeichen
des Dualismus zwischen Habsburg und Frankreich. Habsburg hielt die Niederlande, die
Freigrafschaft Burgund sowie Spanien und umklammerte dadurch Frankreich. Die französische
Politik wehrte sich dagegen durch Bündnisse mit Schweden und der Türkei. Der Rhein
geriet in das Zentrum dieser Politik. Der südliche Oberrhein und das Rheintal waren Schauplatz
vieler Kriege, Eroberungen, Zerstörungen und zahlreicher Rückschläge der Siedlungsund
Bevölkerungsentwicklung.

Frankreich stieg unter Ludwig XIII. (1610-1643) und Ludwig XIV. (1643-1715) zur ersten
europäischen Macht auf. Im Laufe des 17. Jahrhunderts stieß Frankreich zum Rhein vor: Im
Westfälischen Frieden (1648) bekam es mehrere elsässische Reichsstädte und den Sundgau im
Oberelsass zugesprochen, 1681 besetzte es die Stadt Straßburg und 1697 fiel ihm mit kleinen
Ausnahmen auch das Unterelsass zu (Friede von Rijswijk). Ludwig XIV. ließ die derart erstandene
Rheingrenze durch seinen Festungsbaumeister Vauban mit mächtigen, nach neuem
Prinzip erdachten Festungen bewehren: mit Fort-Louis im Norden bei Rastatt, mit der gegen
den Rhein vorgeschobenen Zitadelle von Straßburg sowie mit Neu-Breisach und Hüningen bei
Basel.12

Von diesen Festungen aus drang Frankreich mehrmals zwischen dem Dreißigjährigen Krieg
und dem Ende Napoleons 1815 auf Reichsgebiet vor (Abb. 4), um die Vorherrschaft am Rhein
zu festigen. Verheerungen und Verwüstungen am Oberrhein waren die Folge. Hervorzuheben
ist der Pfälzische Krieg (1688-1697), der mit dem Friedensvertrag von Rijswijk 1697 endete.
Darin wurde vereinbart, dass der Hauptschifffahrtsweg (Talweg) des Rheins die Grenze zwischen
Frankreich und dem Kaiserreich bildet und dass Frankreich das Elsass und Straßburg
behält. Verheerend wirkte sich auch der Spanische Erbfolgekrieg aus (1704-1714), in dem mehrere
Städte am Oberrhein wiederum vollständig zerstört, französisch besetzt oder stark geschwächt
wurden. Neuenburg, Breisach und Freiburg traf dieses Schicksal zusammen mit vielen
Dörfern und Städten am südlichen Oberrhein. Ähnlich war es im Polnischen Erbfolgekrieg
(1733-1738) und im Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748), in dessen Verlauf die Regentschaft
von Maria Theresia bestätigt wurde.13

Die deutschen Rheinanliegergemeinden standen immer wieder unter französischer Herrschaft
. Die Nutzung auf den Inseln und am Ufer des Rheins unterlag der Genehmigungspflicht
und vielen detaillierten Vorschriften, die der Intendant des Elsasses und des Breisgaus von
Straßburg aus als Vertreter des französischen Königs erließ. Viele Städte und Gemeinden hatten
teilweise großen Besitz an Äckern, Feldern, Auegebüschen am elsässischen Rheinufer und
in der französischen Rheinaue. Dieser wurde von Frankreich bestritten, enteignet oder seine
Nutzung wurde über Jahrzehnte erschwert. Die Vorschriften für die Nutzung im und am Rhein
waren häufig zweisprachig, also in Französisch und Deutsch abgefasst.

Die Politik der Grenzsicherung, Grenzveränderung und Eroberung nach dem Dreißigjährigen
Krieg war begleitet von großen landeskulturellen Anstrengungen Frankreichs in der französischen
Rheinaue. Über viele Jahrzehnte hinweg betrieb Frankreich konsequent die Sicherung
der elsässischen Rheinauedörfer gegen Hochwasser auf überörtlicher Basis, die Landgewinnung
im Umfeld des Rheins zum Zweck der Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzung
und die Verbesserung der Holznutzung. Eine wichtige Weichenstellung brachte das Jahr 1689.
Damals stellte der französische König Ludwig XIV. eine für die damalige Zeit riesige Summe

12 Stadtmüller, G.: Geschichte der habsburgischen Macht. Stuttgart 1966; Hochedlinger, M.: Der König unser
böser Nachbar. Maria Theresia und Friedrich II. von Preußen. In: Damals 1, 2004. S. 32-38.

13 Stadtmüller (wie Anm. 12), S. 33-35.

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