http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0156
Erlaubnis gefragt hätte, die Straße nach ihm benennen zu dürfen. Friedrich soll dem Ansinnen
zugestimmt haben. Die Stadt fand dann wohl Gefallen an der Bezeichnung „Erbprinzenstraße",
denn ab 1883 findet man den gesamten Straßenzug von der Wilhelm- bis zur Gartenstraße unter
der Bezeichnung „Erbprinzenstraße" in den Akten.
Das Doppelhaus Nr. 13/15 ließ Schleip im Jahre 1885 erbauen. Es verblieb neben seinem
angestammten Haus Gartenstraße Nr. 8 (ehemals Haus Nr. 443 beim Brei sacher Tor) bis zu seinem
Tode 1904 in seinem Besitz. 1889 nahm die Stadt die fertiggestellte, ehemalige Privatstraße
in das städtische Straßenverkehrsnetz auf.5 Irreführend ist in diesem Zusammenhang
zum einen die Veränderung der Hausnummern während der Bauperiode wegen zunehmender
Parzellisierung des Baulandes, zum anderen das Deckblatt der Akte „Straßen und Wege/Unterstadt
; Inplanlegung und Herstellung der Erbprinzenstraße",6 das auf einen Vertrag Schleips mit
der Stadt vom 22. Januar 1878 verweist,7 mit dem die Stadt angeblich Gelände von Schleip zur
Erbauung einer solchen Straße gekauft habe. Man könnte nun aufgrund des Verweises rück-
schließen, dass die Erbprinzenstraße als städtische Straße erbaut worden sei. Bei einer näheren
Untersuchung des Vorgangs ist jedoch festzustellen, dass der Vertrag nie rechtsgültig wurde, da
er nur von Schleip unterschrieben war und der Stadtrat in seiner Sitzung am 12. Februar 1878
von der Erwerbung des Geländes zunächst absah. Nach Ablauf einer Bedenkfrist lehnte der
Stadtrat den Kauf von Schleip'schem Straßengelände am 8. Oktober 1878 endgültig ab und die
Angelegenheit begann, einen anderen Verlauf zu nehmen.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Grundbuch Bd. 66, Heft 11, in welchem die Erb-
prinzenstr. 13/15 aufgeführt war, bei einem Luftangriff im 2. Weltkrieg vernichtet wurde. Der
Sachverhalt kann aber aufgrund von Erbauseinandersetzungen in den Akten des Oberlandesgerichtes
Freiburg nachvollzogen werden.
Die Entstehung der Erbprinzenstraße steht somit in enger Verbindung mit der Lebensgeschichte
des Johann Carl Christoph Schleip und mit der Entwicklung bzw. Südwesterweiterung
der Stadt Freiburg im 19. Jahrhundert. Deshalb soll zunächst die Lebensgeschichte von Schleip
kurz beschrieben werden, in deren ersten Abschnitt (1. Ehe) der Erwerb des Grundstückes (das
Gut vor dem Breisachertor) fällt, das im zweiten Lebensabschnitt (2. Ehe) aufgrund des großen
Kinderreichtums, aber auch dem Druck der Zeit nachgebend, in viele Parzellen aufgeteilt, als
Baugrund verkauft wurde. Die Stadtentwicklung Freiburgs im 19. Jahrhundert berücksichtigend
, folgen im Anschluss daran die Aufstellung der Verkäufe aus dem Gut und einige Informationen
zum Doppelhaus Erbprinzenstraße Nr. 13/15 und zur Familie Schleip.
Der Erwerb des am Breisacher Thor gelegenen Gutes
Johann Carl Christoph Schleip wurde am 10. Mai 1821 in Reichenbach/Herzogtum Gotha geboren
. Er fand bereits in jungen Jahren Gefallen an der Musik und erlernte das Spielen diverser
Musikinstrumente (Violine, Klarinette, Trompete, Orgel u.a.). Nach dreijährigem Militärdienst
, den er als Hornist in einem Jägercorps absolvierte hatte, unternahm er mit 23 Jahren
seine erste „Deutschlandreise", bei der er auch den Kaiserstuhl besuchte. 1846 begann er mit
einem befreundeten Musikerkollegen seinen Dienst in einem Grafenorchester in St. Petersburg.
15 Monate später wechselte er zur kaiserlichen Kapelle über, wo er, wie er sagte, sein Glück
machte.8
In St. Petersburg lernte er dann auch seine spätere Frau, Pauline Marie von Nagel, geb. Oster-
5 Vgl. hierzu die ältere Literatur: Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg i. Br. I. Bd.: Bauperioden,
Gemarkung, Wasserversorgung, Friedhöfe, Straßen und Plätze. Bearb. von Adolf Poinsignon (Veröffentlichungen
aus dem Archiv der Stadt Freiburg i. Br. 2). Freiburg 1891.
" StadtAF, C2/124/9.
7 StadtAF, C2/125/7 (Straßen und Wege/Unterstadt/Gartenstraße, 1861-1889).
8 Schleip (wie Anm. 1).
156
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2006/0156