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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 55
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0055
(1) Egregius martyr, praesul Christique fidelis

(2) Haec loca Lambertus inclita sanctus habet..........

(7) Harte humilis abbas Ato iam construxerat aedem,

(8) Dona cui Christus donet in arce poli.5?l

In der Fachliteratur wird es für möglich gehalten, dass diese Kapelle unter dem von 806(!)
bis 823 residierenden Abt Hatto I. errichtet worden ist und dass er der in den Versen genannte
Abt Ato war. Dieser Abt Hatto, in den Quellen auch unter den Namen Haito oder Heito zu finden
, war von 805 bis 823 auch Bischof von Basel und Ratgeber Karls des Großen. Unabhängig
davon weckt die Feststellung nachdenkliches Erstaunen, dass kurz nach 800 eine Lambertreliquie
und 896 eine Kopfreliquie des hl. Georg auf die Reichenau gelangten. Deshalb könnte
der Ausgangspunkt für die später in Freiburg einsetzende Verehrung der Heiligen Georg und
Lambert vielleicht auch auf der Reichenau zu suchen sein.

Das Leben Lamberts von Lüttich wird in verschiedenen mittelalterlichen Quellen geschildert
, von denen die älteste bereits zu Beginn des 8. Jahrhunderts entstanden ist.54 Diese Quellen
haben Philipp Engelbrecht zur Verfügung gestanden, als er 1518/19 im Auftrag der Freiburger
Stadträte (senatores clarissimi) eine Lebensbeschreibung des Stadtpatrons Lambert ver-
fasst hat. Seine Schrift unter dem Titel: „Divi Lamberti episcopi traiectensis, martyris & magni
apud Friburgenses Brisgoicos Patroni vita" ist im April 1519 bei Johannes Frobenius in Basel
gedruckt worden.

Etwa 450 Jahre nach der Beisetzung Bischof Lamberts in der neuen Bischofskirche von Lüttich
wurde ein Freiburger zum Bischof von Lüttich ernannt. Rudolf von Zähringen, ein Sohn
von Herzog Konrad von Zähringen und seiner Frau dementia von Luxemburg-Namur, gelangte
1168 mit Unterstützung seines Bruders Herzog Bertold IV. und durch Vermittlung seiner
lothringischen Verwandten auf den Bischofstuhl von Lüttich. Bischof Rudolf von Lüttich
nahm 1189 bis 1191 mit Kaiser Friedrich Barbarossa an dem dritten Kreuzzug teil, kehrte krank
zurück und starb am 5. August 1191 auf seinem Eigengut in Herdern; beigesetzt wurde er in
der Klosterkirche St. Peter im Schwarzwald, der damaligen Grablege der Zähringer.

Zum Nachlass des Bischofs Rudolf von Zähringen gehörte u. a. eine Schädelreliquie seines
705 in Lüttich ermordeten Vorgängers Lambert von Lüttich. Es wird vermutet, dass Rudolf von
Zähringen dieses kleine Tragereliquiar mit einem Stück der Hirnschale des Heiligen während
des Kreuzzugs stets mitgeführt hat, gleichsam als sichtbares Zeichen seines persönlichen
Schutzes durch den hl. Lambert.55 Der Neffe Bischof Rudolfs, Herzog Bertold V. von Zähringen
, verwahrte die in Silber gefasste Reliquie in der oberen Burgkapelle auf dem Freiburger
Schlossberg, die man 1245 als Capelle santi Lamperti super Castro Friburg und 1335 als sant

53 Zitiert nach Monumenta Germaniae Historica, Poetae latini aevi Carolini. Band I. Ed. Ernst Dümmler. Berlin
1881, S. 323. Vgl. dazu Hans-Dieter Burghardt: Philologische Untersuchungen zu den Gedichten Alkuins.
Dissertation, Heidelberg 1960, S. 132f.; Clauss (wie Anm. 7), S. 51; X. Barbier de Montault: Justification ar-
cheologique des reliques de sainte Cecile conservees autrefois et maintenant ä la metropole d'Albi. In: Revue de
l'Art chretien 1894, 37. Jahr, S. 113. Die frühere Zuweisung der Verse in die Benediktinerabtei Saint-Junien in
Nouaille (bei Poitiers) hat sich als irrtümlich herausgestellt (M. Largeault in: Memoires de la Societe des An-
tiquaires de l'Ouest, 2. Serie, Band VII. S. 227, o.J.). Hermann Tüchle: Dedicationes Constantienses - Kirch-
und Altarweihen im Bistum Konstanz bis zum Jahre 1250. Freiburg 1949, S. 118. Zu den frühen Bauwerken auf
der Reichenau vgl. Alfons Zettler: Die frühen Klosterbauten der Reichenau - Ausgrabungen, Schriftquellen,
St. Galler Klosterplan. Sigmaringen 1988.

54 Diese Quellen sind beschrieben bei Frank (wie Anm. 1), S. 13f. Zum folgenden: Philipp Engelbrecht (genannt
Engentinus): Divi Lamberti episcopi traiectensis, martyris & magni apud Friburgenses Brisgoicos Patroni vita.
Basel 1519. Universitätsbibliothek Freiburg, MK 90/51-E 1965. Der aus Engen im Hegau stammende Autor war
Professor für Poetik in Freiburg und gehörte zum Kreis der Freiburger Humanisten.

55 Hermann Gombert: Der Freiburger Münsterschatz. Freiburg 1965, S. 60f.; Kunstepochen (wie Anm. 1), S. 182;
Sigmund (wie Anm. 1), S. 48ff.

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