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Freiburg stand in dieser Zeit unter der Herrschaft der Habsburger und wurde seit 1461 von
Herzog Sigmund dem Münzreichen von Tirol regiert, bis König Maximilian ihn 1490 zur Abdankung
zwang und die Herrschaft über die Vorlande selbst übernahm.
Freiburg lag abseits der großen Handelsstraße durch die Oberrheinische Tiefebene. Der Fernhandel
Basel-Köln verlief wegen der besseren Verbindung linksrheinisch über Straßburg. Auf
der rechten Seite des Rheins gab es zwei Hauptstraßen: Die Rheinstraße berührte Freiburg
überhaupt nicht. Die Bergstraße von Kenzingen über Freiburg war bei den Kaufleuten wegen
ihres schlechten Zustandes und den Zollstationen unbeliebt.16 Die Basler Buchführer, also reisende
Buchhändler, die die Frankfurter und Leipziger Messe besuchten, übergaben ihre
Bücherlieferungen dem Pfarrer von Kirchhofen, das an der östlichen Rheinstraße lag, zur Weiterleitung
nach Freiburg.17 Die erste Nachricht über den Buchhandel in Freiburg ist ein Prozess
vom 8. Februar 1479 von Peter Schöffer, dem Mainzer Drucker, und von Bernhard Henckis,
seinem Schwiegervater und Geschäftsteilhaber, über eine Lieferung von Büchern an die Universität
Freiburg.18 Die ersten Buchhändler Freiburgs waren die erwähnten Buchführer. Im
Jahre 1480 wird Hans Briswerck genannt, der mit großem Kapital in Freiburg und Basel als
stiller Teilhaber tätig war und in einen Rechtsstreit mit dem Basler Johann Amerbach verwickelt
war.19 Der Buchführer Hans Herlin, seit 1487 in Freiburg, war ein gewandter und unternehmenslustiger
Händler mit Geschäftsbeziehungen zur Frankfurter und zur Leipziger
Buchmesse. Nach Lösung seiner Geschäftsbeziehungen mit Hans Briswerck schloss er 1492
einen Gesellschaftsvertrag mit dem Freiburger Bürger Bernhard Reichenbach. Dessen Erben
zahlte Herlin 1498 die stolze Summe von 3100 Gulden aus. Von 1488 bis 1490 war Thomas
Wiest von Hall als Buchführer in Freiburg tätig und ging wieder nach Basel zurück. Aus Hall
kam auch der Buchführer Andres Grundelhans, der seit 1493 unter den Lugstühlen in der
Münsterstraße einen Buchladen hatte und Geschäftsbeziehungen nach Augsburg, Frankfurt und
Speyer unterhielt. Bei seinem Tod 1507 fanden sich in seinem Keller 10 Fässer mit Büchern,
weitere 10 Fässer in seinem Lager in der Vorderen Wolfshöhle. Das Fass war eine handelsübliche
Verpackungseinheit für den Versand und die Lagerung von Rohbogen und Büchern.
Der Buchdruck selbst wurde dagegen erst später in Freiburg heimisch. Die ersten Freiburg
betreffenden Einblattdrucke, die beiden Ablassbullen zugunsten des Freiburger Münsters von
Papst Sixtus IV. „Pastoris aeterni" vom 5. Januar 1478 mit dem deutschen Summarium und „A
supremo paterfamilias" vom 15. Oktober 1479 wurden in Straßburg beim Drucker des Henri-
cus Arimensis (Georg Reyser?) bzw. bei Michael Wenssler in Basel gedruckt.
Der Buchdrucker Kilian Fischer (Piscator)
Über den aus Ingelfingen im Rheingau stammenden Kilian Fischer, latinisiert Kilianus Piscator
, ist außer seinen Drucken wenig bekannt.20 Er soll ein Schüler „des gelehrten wandernden
16 Heinrich Grimm: Die Buchführer des deutschen Kulturbereichs. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 7
(1967), Sp.1364-1413.
17 Die Amerbachkorrespondenz. Bd. 1: Die Briefe aus der Zeit Johann Amerbachs 1418-1513. Hg. von Alfred
Hartmann. Basel 1942, S. 94.
18 Peter P. Albert: Zur Geschichte des deutschen Buchhandels im 15. Jahrhundert. In: Zeitschrift der Gesellschaft
für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden
Landschaften 16 (1900), S. 213-230, hier S. 213-217.
19 Karl Stehlin: Regesten zur Geschichte des Buchdrucks in Basel bis 1500. In: Archiv für Geschichte des deutschen
Buchhandels 11 (1888)), 13 (1890) und 14(1891), hier Nr. 141.
20 Fridrich Pfaff: Festschrift zum vierhundertjährigen Bestehen des ersten Freiburger Buchdrucks. Freiburg 1893;
Karl Falkenstein: Geschichte der Buchdruckkunst. Leipzig 1840, S. 199; Ferdinand Geldner: Kilian Fischer.
In: Neue deutsche Biographie 5 (1961), S. 198; Ernst Kelchner: Kilian Fischer. In: Allgemeine deutsche Bio-
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