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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
126.2007
Seite: 117
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drastisch illustrieren (Abb. 5).84 Sebastian Brant schämte sich, einen solchen Schüler gehabt zu
haben.83 Dieses Verhalten hat nicht unbedingt zu seinem Nachruhm beigetragen. Locher wurde
deshalb auch erst spät als bedeutender südwestdeutscher Humanist wiederentdeckt.

Die Werke Jakob Lochers bei Friedrich Riedrer

Unmittelbar nach seiner Berufung auf den Freiburger Humanistenlehrstuhl hielt Jakob Locher
zu Beginn des Wintersemesters 1495 eine vielbeachtete Antrittsvorlesung in Latein. Dieses humanistische
Programm wurde kurz darauf von Riedrer unter dem Titel „Oratio de studio hum-
anorum disciplinaruirf, eine Rede über das Studium der menschlichen Wissenschaften mit einem
Anhang vom Lob der Dichter, gedruckt.86 Er beschrieb in einem Traumbild, wie er als
Dichter in Begleitung Apolls in den Elysischen Gefilden die Großen der Menschheit aufsuchte
: Die großen Feldherrn Themistokles, Perikles und Alkibiades, Lisander und Agesilaus;
die Enkel des Romulus Marius und Caesar. Er traf die Großen der Philosophie und der Ethik:
Euklid, Cicero, Sokrates, Aristoteles, Epicur. Es folgten die Kirchenväter mit Hieronymus. Er
beendete seinen Rundgang bei den Rechtslehren Lygurg und Solon. Er schloss mit einem Lobgesang
auf den Dichter, der in einer universalen Gesamtschau die überragenden Leistungen der
Großen auf dem Feld des Krieges und des menschlichen Geistes beschreibt, zu denen diese
durch den „Furor divinus", die innewohnende göttliche Kraft, inspiriert werden.

Im Oktober 1495 folgte dann der Druck des Theaterstücks „Historia de Rege Franciae", eines
zeitgenössischen Dramas in fünf Akten mit zwei mehrstimmigen Chören.87 Es beschrieb
den gerade gescheiterten Feldzug des französischen Königs Karl VIII. zur Rückeroberung des
neapolitanischen Reiches. Dieses frühe Humanistendrama verband die Darstellung der Zeitgeschichte
mit einem panegyrischen Lob auf den König Maximilian.

Ein Beispiel seiner Panegyrik, der dichterischen Verherrlichung des Herrscherhauses im
Geist der Antike, ist auch sein Nachruf auf den Erzherzog Sigismund. Locher betrauerte den
Erzherzog in einer „Epistola Lamentoria" und fügte ihr eine Ergebenheitsadresse an den König
Maximilian bei.88

In seinem „Carmen de dilivio Romae effuso"89 schilderte er in Hexametern die Tiberüberschwemmung
Roms vom 13. Dezember 1495 und verband sie mit einer Kritik an der Lasterhaftigkeit
und dem Luxus der päpstlichen Kurie. Auf dem Titelholzschnitt erkennt man, wie
der Papst durch eine Prozession den Fluten Einhalt zu gebieten versucht (Abb. 6).

Weitere Zeugnisse seiner Lyrik sind in vielen seiner Werke verstreut, so in der „Historia de
Rege Franciae" und in den „Epitoma Rhetorices".90 Im Anhang seiner „Historia de Rege Fran-
ciae" befindet sich Lochers frühe Lyrik aus seinen italienischen Lehrjahren. Unter anderem
eine „Panthia-Dichtung", eine Liebesgeschichte in der Form lateinischer Elegien in 418 Versen
. Barocke, deftige Züge trägt seine Elegie „De Chorea", in der er die burlesken Szenen eines
Volksfestes nach einer Priesterweihe nachzeichnet.91 Locher vergaß auch nicht in Nachworten
und Epigrammen seinen Drucker, den gebildeten Mann Friedrich Riedrer zu rühmen:

84 Jakob Locher: Comparatio mulae ad Musam. Nürnberg 1506 (Universitätsbibliothek Freiburg, RARA 80/9).

85 Coppel (wie Anm. 77), S. 151.

86 Jakob Locher: Oratio de studio humanorum diseiplinarum et laude poetarum Extemporalis. Freiburg, nach dem
24. Februar 1496 (Sack [wie Anm. 11], Nr. 2261; ISTC U00263).

87 Locher (wie Anm. 79).

88 Jakob Locher: Naenia de obitu Sigismundi archiducis Austriae. Nach dem 4. März 1496 (Bayerische Staatsbibliothek
München, Ink. L-204; ISTC Ü00262500).

89 Jakob Locher: Carmen de diluvio Rome effuso. Nach dem 13. Dezember 1495 (Bayerische Staatsbibliothek
München, Ink. L-199; ISTC Ü00257600).

90 Carmen euisdem ad divam Catharinam. In: Locher (wie Anm. 75).

91 Coppel (wie Anm. 77), S. 170 und 176.

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