http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2007/0135
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AbZ?. 10 Maria Himmelskönigin im Strahlenkranz. Gebet „Ave sanetissima Maria mater dei".
Einblattdruck 1493/94 (aus: Sixtus IV. [wie Anm. 162], S. 300).
Beide Einblattdrucke dienten der privaten Bildmeditation, der andächtigen Betrachtung und
Versenkung in das Leiden Christi und der Verehrung der Gottesmutter. Sie dokumentieren einen
Wandel in der Frömmigkeit des Spätmittelalters vom gemeinsamen, öffentlich vollzogenen
Gottesdienst beim Messopfer und dem gemeinsamen Stundengebet der Mönche zum privat
und individuell verrichteten Gebet des Laien. Diese „Devotio moderna" hatte ihren Ursprung
in der Bewegung der niederdeutschen „Brüder vom gemeinsamen Leben", die Gerhard
Grote 1383 in Deventer gegründet hatte. Ihre Devise war der Nachvollzug des Lebens Christi
im Alltag, wie sie in der „Nachfolge Christi" des Thomas von Kempen ihren Ausdruck fand,
einem der bis heute meist gedruckten geistlichen Bücher des Christentums. Auch die erwähnten
beiden Einblattdrucke sind Zeugnisse dieser neuen Form der Frömmigkeit. Der Wandel
vollzog sich auch äußerlich: An die Stelle der laut verlesenen Texte der Liturgie trat jetzt das
persönliche Gebet in der stillen Lektüre.165
165 Mitterauer (wie Anm. 155), S. 235-266.
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