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Noch 1940 hatte die Stiftung ein Reinvermögen von 14.405 Reichsmark und erwirtschaftete
damit einen Rohertrag von 689,07 Reichsmark.22 Erst am 1. April 1950 wurde die bis dahin
eigenständige „St. Antonstiftung" aufgelöst und zur städtischen „Waisenhausstiftung" beigezogen
.23 Sie ist also genau genommen auch heute noch ein Teil der „Allgemeinen Stiftungsverwaltung
" der Stadt Freiburg.
Zur Herkunft des Antoniusaltars in St. Josef in Obersimonswald
Am 17. Januar 1789 feierte die Bevölkerung des Quartiers Oberlinden ein letztes Mal das
Antoniusfest in der Kapelle der ehemaligen Antoniterniederlassung mit einer Choralvesper am
Vorabend, einem Hauptgottesdienst mit Predigt und Nachmittagsvesper am Antoniustag sowie
einem Requiem für Stifter und Wohltäter am dritten Tag.24 Die Kapelle befand sich in der
heutigen Salzstraße Nr. 51 und war am Fronleichnamsfest 1725 von Weihbischof Johann Franz
Anton von Sirgenstein (* 20.9.1683, Weihbischof von 1722-1739) als Filialkirche des Freiburger
Münsters neu geweiht worden.25 Jetzt wurde sie, wie auch die meisten anderen Nebenkapellen
und Bruderschaften im Habsburger Machtbereich, ein Opfer der Säkularisation Kaiser
Josephs II. Zu dieser Zeit war man nicht zimperlich in der Weiterverwendung der Räumlichkeiten
und so wurde die Kapelle zwischen 1796 und 1800 zur Einquartierung von Soldaten
genutzt.26 Das Kircheninventar wurde in alle Winde zerstreut: Gestühl und Kanzel kamen in
die Kapelle auf dem „Alten Friedhof in Freiburg, der durch die Einquartierungen schwer
beschädigte Hochaltar wurde der neu gegründeten Pfarrei St. Josef in Obersimonswald überlassen
und zwei zu diesem Altar gehörige Standfiguren gelangten auf Umwegen später in das
Freiburger Augustinermuseum.27
Als im Jahr 1970 in Freiburg und Karlsruhe zwei große Ausstellungen zur „Kunst am Oberrhein
" stattfanden, gerieten die Altar- und Standfiguren erstmals ins Blickfeld der Kunsthistoriker
. Alle drei Stücke wurden als Arbeiten des Künstlers Hans Wydyz (Weiditz) identifiziert und
als Teile des Hochaltarretabels aus der Kapelle der Freiburger Antoniter in Oberlinden angesprochen
. Schnell wurde deutlich, dass vor allem die Figur des heiligen Antonius und seine beiden
Nebenfiguren (Adoranten) starke Parallelen zum Hochaltarretabel der Antoniterkirche in
Isenheim aufweisen, die dem Holzschnitzer Nikolaus Hagenauer (* um 1445, f vermutlich
Straßburg vor 1538) zugeschrieben werden.
Bei einer intensiven Beschäftigung mit dem Leben von Wydyz stellte sich heraus, dass er der
Werkstatt von Hagenauer angehört hatte; zumindest in der Zeit, als dieser die Figuren für Isenheim
schuf. In der Literatur wird Hagenauer sogar als „Lehrer" von Hans Wydyz bezeichnet.28
22 Eugen Banzhaf: Die weltlichen Ortsstiftungen der Stadt Freiburg i. Br., Freiburg 1938, S. 10. Für diesen Hinweis
danke ich Eva-Maria Schule, Freiburg.
23 Freundliche Mitteilung der Allgemeinen Stiftungsverwaltung Freiburg.
24 Hermann Mayer: Oberlinden zu Freiburg, in: Schau-ins-Land 54/55 (1929), S. 1-18, hier S. 15.
25 StadtAF, B5 XHIa, Nr. 125a v. 1725 Mai 30: Pro Memoria: Den 31. Mai als am Fest des Hl. Fronleichnambs
haben lhro Hochwürden und Gnaden der Herr Weyehbischoff von Sirgenstein, welcher von Riegel derentwegen
aigens allhero gekhommen, die völlige gaistliche Function mit großer Magnifizenz, und zu sonderbarem Trost,
und Aufferbawlichkeith der allhiesigen Innwohnerschafft verrichtet, und hat der Gottesdienst bis um ein Uhr
Nachmittag gedauert.
2* Stadt AF, Cl Militaria 67 und 68.
27 StadtAF, Cl Stiftungen 49 Nr. 4.
28 Sibylle Grob: Hans Wydyz. Sein Oeuvre und die oberrheinische Bildschnitzkunst (Studien zur Kunstgeschichte
109), Hildesheim 1997, S. 124-133.
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