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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 16
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„Antoniusbruderschaft" auch gefunden zu haben.35 Derartige Auftraggeber, die als Mitglieder
einer von Laien gebildeten „Antoniusbruderschaft" sicherlich dem städtischen Patriziat angehört
hätten, würden auch die beiden kleinen Nebenfiguren erklären, die sich von denen des
Isenheimer Altars unterscheiden: Während es sich in Isenheim um zwei männliche Figuren
handelt, die den Bauernstand und einen Edelmann repräsentieren, stellen jene beim Altar in
Obersimonswald ein patrizisches Ehepaar in seiner typischen Kleidung um 1500 dar. Eine solche
Abweichung vom ansonsten strikt in das Bildprogramm der Antoniter passenden Aufbau
der Gruppe konnte nur als Abbildung der „Stifterpersönlichkeiten" erklärt werden.36

Der direkte Anlass für diese Stiftung sei nach Groß die Entstehung einer kleinen Marienwallfahrt
im Freiburger Armenspital am Ende des 15. Jahrhunderts gewesen, die im August
1500 zu der Weihe eines neuen Altares zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit, der Jungfrau Maria
, der Mutter Anna, der Märtyrer Sebastian, Vitus, Modestus und Crescencia, der Jungfrau
und Märtyrerin Katharina sowie der Witwe Elisabeth geführt habe. Wenige Monate später
wurde all denjenigen, die diese Kapelle durch Wohltaten unterstützten und regelmäßig besuchten
, ein Ablass für 100 Tage gewährt. Nach Groß konnten die Antoniter einer derartigen
Entwicklung in ihrer nächsten Umgebung nicht tatenlos zusehen, denn sie hätte „einen Schlag
gegen die in den Antoniterpredigten gepriesene Wundertätigkeit ihres eigenen Ordensheiligen"
bedeutet.37 Aus diesem Grund scheinen die Antoniter Maßnahmen ergriffen zu haben, um den
Schaden, der durch das Abwandern der Spendenfreudigen entstanden war, zu begrenzen. Der
amtierende Präzeptor Rupertus Lyasse (1483-1519) wandte sich „offensichtlich an die
Freiburger Antoniusbruderschaft", um von ihr für die eigene Kapelle einen Altar gestiftet zu
bekommen.38 Tatsächlich hätte dann auch ein Ehepaar aus der Bruderschaft die Gelder unter
der Bedingung zur Verfügung gestellt, dass der Präzeptor ihnen „den bedeutenden Platz zur
Selbstdarstellung neben dem Ordensheiligen" einräumen würde.39 Quellenbelege für diese Geschichte
werden von Groß allerdings nicht genannt.

Versucht man nun diese These mit der Situation des Antoniterordens im Bistum Konstanz
und speziell in Freiburg am Ende des 15. Jahrhunderts in Einklang zu bringen, dann wird sehr
schnell deutlich, dass die Antoniter als Auftraggeber für diesen Altar nicht infrage kommen.
Zunächst werden von Groß die praktischen Möglichkeiten der Antoniter zu dieser Zeit völlig
überschätzt, denn Rupertus Lyasse war damals nicht mehr in Freiburg anwesend, sondern hatte
sich aufgrund der schlechten finanziellen Situation der Freiburger Generalpräzeptorei bereits
im Frühjahr 1498 in das Antoniterhaus im schweizerischen Uznach begeben. Dort hatte er sich
seit dem Spätsommer um den Wiederaufbau der Uznacher Pfarrkirche zu kümmern, die einem
Stadtbrand zum Opfer gefallen war.40 Auch muss stark bezweifelt werden, ob die von Groß
behauptete „Konkurrenzsituation" zwischen den Antonitern und dem Armenspital überhaupt
bestand: So erwirtschafteten die Antoniter ihre Einkünfte nicht primär durch Spenden in den
Opferstöcken ihrer Kapellen, sondern durch ihre jährlich flächendeckend im Bistum Konstanz
durchgeführte Sammlung, dem sogenannten „Quest". Außerdem hätte der Rat der Stadt
Freiburg eine größere Sammlungs- oder Spendentätigkeit der Antoniter in Konkurrenz zum
Freiburger Armenspital nicht geduldet. Schon 1328 war vom Magistrat festgelegt worden, dass

35 Ebd., S. 127f.

36 Ebd., S. 128.

37 Ebd., S. 130. Siehe hierzu auch Hans-Peter Widmann: Den selan trostlich, den dürftigen nuzzelich. Das Heiliggeist
-Spital zu Freiburg im Breisgau im Mittelalter (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg 38),
Freiburg 2006, S. 71, Anm. 306.

38 Ebd., S. 132.
3» Ebd., S. 133.

40 StadtAF, Cl Stiftungen 49 Nr. 18. Der Wiederaufbau dauerte im Übrigen noch bis 1505 an, Anselm Schubiger:
Die Antoniter und ihr Ordenshaus zu Uznach, im ehemaligen Bisthum Constanz, in: Der Geschichtsfreund. Mitteilungen
des Historischen Vereins der Fünf Orte 34 (1879), S. 87-310, hier S. 154.

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