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Andernach, Alzey, Worms, Nürnberg, Heidelberg, Speyer, Eggenstein (Kreis Karlsruhe),
Colmar und Sulzburg ..."n Aufgrund des Fundes einer Venus-Ofenkachel derselben Serie in
der Freiburger Innenstadt, die aus stark eisenhaltigem rotem Ton gebrannt wurde, der nicht vom
Mittelrhein stammen kann, wird eine regionale Produktion der Serie am Oberrhein angenommen
.14 Das ebenfalls aus rotem Ton bestehende Staufener Fragment untermauert diese These.
Das Künstlermonogramm konnte bislang noch nicht überzeugend aufgelöst werden.15 Die
meisten Kacheln dieser Serie tragen die Initialen „ATW", andere Exemplare aus der Stadt Staufen
die Buchstaben „AYW"16, während die Freiburger Venus-Kachel „ADW"17 zeigt. Bei den
Kacheln aus der Burg (sofern korrekt gezeichnet) fehlt der Querstrich über dem „T", so dass
hier „AIW" gelesen werden muss. Dies deutet darauf hin, dass die vermutlich aus dem Rheinland
stammenden ersten Model mitsamt Monogramm kopiert worden sind. Dabei wurde der
mittlere der drei Buchstaben mehrmals verändert.
Zwar nicht zu der Planetenserie, jedoch zum gleichen Ofen gehörten die beiden weiteren dargestellten
Fragmente (Abb. 2). Ein annähernd querrechteckiges Bruchstück zeigt zwei Fratzenköpfe
, die in ihren Mäulern eine Fruchtgirlande tragen. Darunter befindet sich eine Banderole
mit der Jahreszahl 1566. Dieses Fragment befindet sich ebenfalls im Stadtmuseum in Staufen
und besteht aus rotem Ton. Gegenüber der Zeichnung hat es die linke untere Ecke verloren,
die Bruchstellen sind ebenfalls bereits angedeutet. Das andere Fragment zeigt eine verschollene
Gesimskachel, die über einem lesbischen Kyma einen Eierstab mit dazwischenliegendem
Blattwerk, darüber einen breiten Fries mit Girlanden zwischen Stierköpfen und einen abschließenden
kleinen Blattstab aufweist.
Die Ofenkacheln der Oberrheinischen Apostelserie
Zwei weitere bei Bader abgebildete Kacheln (Abb. 6) stammen hingegen aus einer am Oberrhein
weit verbreiteten, insgesamt 16 Motive umfassenden Serie, die Harald Rosmanitz als
„Oberrheinische Apostelserie" in die Literatur eingeführt hat.18 Es handelt sich um „eine
schwarz und eine grünglasirte Ofenkachel ... aufgefunden in der Schlossruine Staufen", wie
die Bildunterschrift in Baders Artikel erläutert.19 Die Anbringung verschiedenfarbiger Kacheln
dieser Serie an einem Ofen war durchaus üblich.20
Die Staufener Kacheln zeigen die Apostel Bartholomäus (schwarz) und Jakobus d. Ä. (grün),
beide barfüßig in langen wallenden Gewändern und mit ihren Attributen versehen. Neben ihren
Köpfen sind die Seriennummern sechs beziehungsweise drei angebracht. Umrahmt werden die
Apostel von einer Architektur, die vor den Pfeilern Wächterfiguren und in den Zwickeln Putten
aufweist. Aufgrund der unterschiedlichen Haltungen der Putten differenziert Rosmanitz die
Apostelserie in verschiedene Typen. Demnach gehört die Staufener Bartholomäus-Kachel dem
Typ Cl (Zwickel mit gedrückten Putten) an, während die Jakobus-Kachel dem Typ Clb
13 Mark Rauschkolb: Kapelle oder Profanbau? Ein „multifunktionales" Gebäude und seine Nutzung im Bergbaurevier
Sulzburg, in: Archäologische Nachrichten aus Baden 61/62 (1999), S. 117-130, hier S. 121, unter
Einbeziehung weiterer Motive.
14 Rosmanitz (wie Anm. 8), S. 241-243.
'3 Ebd., S. 243; Rauschkolb (wie Anm. 13), S. 121.
Ih Heute im Stadtmuseum.
17 Rosmanitz (wie Anm. 8), S. 242, Abb. 6. Im Text gibt er jedoch „ATW" an.
18 Harald Rosmanitz: Kunst als Dutzendware - eine frühbarocke Kachelserie aus dem Oberrheintal, in: Denkmalpflege
Baden-Württemberg 2/1996, S. 140-147. Vgl. Sophie Stelzle-Hüglin: Von Kacheln und Öfen.
Untersuchungen zum Ursprung des Kachelofens und zu seiner Entwicklung vom 11.-19. Jahrhundert anhand
archäologischer Funde aus Freiburg im Breisgau, Dissertation, Freiburg 1998, S. 125-133.
19 Bader (wie Anm. 1), S. 51.
20 Auch der erhaltene Ofen aus Teningen bei Emmendingen, heute im Augustinermuseum Freiburg (Inv. Nr. 12822),
enthält sowohl grüne als auch dunkelbräunliche Kacheln. Vgl. Stelzle-Hüglin (wie Anm. 18), S. 133, Anm. 355.
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