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schrift verzichtet ebenso auf das „t" wie Sautiers 1798 veröffentlichtes langes biografisches
Gedicht auf den Künstler und Stifter.10
Verschiedene Schreibweisen eines Namens sind in der Barockzeit allerdings durchaus
verbreitet. Wentzingers Zeitgenosse, der Salemer Klosterbildhauer Joseph Anton Feuchtmayer
sei hier beispielhaft angeführt. Er wird auch in den Schreibweisen Feichtmair und Feichtmayr
geführt. In einer Zeit ohne staatliche Personaldokumente wurden Namen nach Gehör wiedergegeben
. Es ist daher vollkommen legitim, den Künstler so zu schreiben, wie er sich offenbar
selber geschrieben hat, ohne dass die alternative Schreibweise deshalb grundlegend falsch
wäre.
Der nicht vollständig lesbare Namenszug Wentzingers auf dem Rand der links im Bild stehenden
Kiste darf aufgrund der Schreibweise als eigenhändig gelten, entspricht er doch den
zahlreichen eigenhändigen Unterschriften des Künstlers, etwa auf dem Antrag zur Aufnahme
als cives academicus der Universität vom 25. Januar 175411 oder auf dem Umschlag und den
Zusätzen zum Testament12. Dementsprechend lautete die ursprüngliche Signatur mit Sicherheit
„J. C. Wentzinger 1753".
Das Gemälde ist seit seinem Erwerb durch das Augustinermuseum mehrfach publiziert
worden.13 Der Katalog zur Freiburger Jubiläumsausstellung im Jahr 1970 beschreibt das Bild
als eines von zwei „Küchenstillleben" wie folgt: „A Zeigt auf schräg und kurvig ins Bild
gesetztem Tisch einen Fettklumpen mit Küchenmesser, Eierkorb und Pfanne, Schinken,
Schnapsflasche und Weinkrügle, Schnecken sowie Fische für ein leckeres Freiburger Frühstück
oder ,Vesper'." Als „Frühstücksstillleben" ist das Bild auch im Katalog der Bruchsaler Barockausstellung
1981 bezeichnet und - im Detail ungenau - beschrieben: „Auf einem Kasten
und einer Anrichte Flaschen, Teller und Krug, Käse, Brot, Fische, Eier und Obst." In Ingeborg
Krummer-Schroths Monografie zu Wentzinger wird das Gemälde zutreffender geschildert:14
„Das ,Frühstücksstilleben' hat links unten an dem braunen Hocker oder einer Kiste die Signatur
J. C. Wenz..ger 1753. Darüber auf der Platte steht ein angeschnittener weißer Talgklumpen,
über dem ein Messer liegt. Daneben steht eine Schnapsflasche aus braunem Steinzeug und
dahinter eine Bierkanne mit Zinndeckel. Auf dem danebenstehenden, merkwürdig geschwungenen
Tisch liegen locker beieinander: ein Zinnteller mit Spiegeleiern und Eierschalen, ein
gelblicher geflochtener Korb mit Eiern, davor mehrere Fische, ein rosiger gekochter Schinken,
mehrere gefüllte Schnecken um ein umgekipptes Weinkrügle aus Fayence."
Ähnlich in Zusammenstellung und Komposition der Gegenstände, aber straffer und weniger
„impressionistisch" in der Malweise zeigt sich das 1942 ebenfalls beim Antiquar Göhringer erworbene
„Küchenstillleben" mit annähernd gleichen Maßen.15 Im Zusammenhang mit den beiden
Sopraporten wird auch ein drittes, kleineres Gemälde im Augustinermuseum genannt, das
1963 angekauft wurde und einen Kalbskopf mit einem Teller Schnecken zeigt.16 Die Mal weise
erinnert eher an das zweite „Küchenstilleben" als an das „Frühstücksbild". Der im Folgenden
10 Heinrich Sautier: Grabschriften auf H. Stadtrath Christian Wenzinger, in: Die Philanthropen von Freyburg oder
die Stifter und Wohlthäter der Hauptstadt Freyburg im Breisgau und der Albertinischen Hohenschule. Freiburg
1798, S. 251-257.
11 Universitätsarchiv Freiburg, IV c Akad. Bürgerrecht. Das bei Krummer-Schroth (wie Anm. 4), S. 259, noch als
„seit 1962 unauffindbar" verzeichnete Dokument ist zwischenzeitlich wieder aufgetaucht.
12 GLA, Abt. 200/2489, Blatt 55-57, jeweils mit eigenhändigem Namenszug.
13 Oberrheinische Kunst (wie Anm. 2); Johann Christian Wenzinger, Katalog zur Ausstellung im Augustinermuseum
, Freiburg 1960, S. 15f., Kat.-Nr. 29; Kunstepochen der Stadt Freiburg, Katalog zur Ausstellung im Augustinermuseum
Freiburg vom 24.5.-26.7.1970, Freiburg 1970, S. 320f., Kat.-Nr. 408; Barock in Baden-Württemberg
, Bd. 1, Katalog zur Ausstellung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe im Schloß Bruchsal vom 27.6.-
25.10.1981, Karlsruhe 1981, S. 129, Kat.-Nr. A 103 (mit S/W-Abb.).
14 Krummer-Schroth (wie Anm. 4), S. 43 und 278, Kat.-Nr. 10, Abb. 79.
'5 Ebd., S. 43 und S. 296, Kat.-Nr. 29, Abb. 80, Inv.-Nr. M 42/1.
16 Ebd.. S. 43f. und S. 296, Kat.-Nr. 30, Abb. 81, Inv.-Nr. M 63/3.
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