Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 70
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0070
fast geneigt ist, eine Kenntnis von Chardins Gemälden oder vergleichbarer Werke von Seiten
Wentzingers anzunehmen. Immerhin soll sich Wentzinger zwischen 1735 und 1737 in Paris
aufgehalten haben.36

Exkurs: Freiburger Fastnacht im 18. Jahrhundert

Zu Zeiten Wentzingers gab es in Freiburg noch keine alemannische Volksfastnacht, die hier erst
vor 75 Jahren eingeführt wurde.37 Die Fastnacht fand in der vorderösterreichischen Hauptstadt
vorwiegend in Festsälen und Lokalen statt, wo sich Bürger und Adel trafen, und wies Parallelen
zum Fasching in Wien und anderen österreichischen Städten auf. Auch für Freiburg werden
Begriffe wie „Maschgerade, Faschingsfest, Redoute" genannt. Zwar gab es wie zu allen
Zeiten Einschränkungen allzu intensiven Feierns durch die Obrigkeit, doch hatte die damalige
Verwaltung durchaus schon die Einnahmemöglichkeiten durch Veranstaltungsgebühren erkannt
.

Zur bevorzugten Verkleidung an Fastnacht hatten sich die Kostüme der Commedia dell'Arte
entwickelt. Bezüglich des Einflusses italienischer Wandertheatergruppen auf die Gestaltung
der Fastnacht und der Fastnachtskostüme in der Barockzeit ist in der volkskundlichen Literatur
der letzten Jahre mehrfach hingewiesen worden.38 In der Tat war die Verwendung italienischer
Theaterkostüme als Narrenkleidung anstelle des mittelalterlichen Standardnarrengewan-
des in der Barockzeit weit verbreitet. Zur Illustration des Kapitels „Der Fastnachts-Narr" in der
angeblich von Abraham a Sancta Clara verfassten Narrenschiff-Paraphrase „Hundert Ausbündige
Narren"39 kopierte der Stecher Johann Christoph Weigel den Mezzetino aus der berühmten
, um 1622 entstandenen Grafikfolge „Balli di Sfessania" von Jacques Callot (Abb. 6).40

Im Deckengemälde des theologischen Saals der Bibliothek des Prager Prämonstratenserklo-
sters Strahov, den Pater Siard Nosecky zwischen 1723 und 1727 ausgemalt hat, prügeln unter
dem Titulus „Sapientiam atque doctrinam stulti despiciunt" weiß gekleidete Gestalten in Maske
mit Fuchsschwanz auf die am Boden liegende Allegorie der Weisheit ein (Abb. 7). Sie erinnern
an die Gestalten der Commedia dell'Arte ebenso wie an die Weißnarren in Villingen und Rottweil
oder an die Gestalten der „Narro-Altfischerzunft" in Laufenburg am Hochrhein, die ihr
heutiges Gepräge ebenfalls in der Barockzeit erhalten haben.

36 Krummer-Schroth (wie Anm. 4), S. 10.

37 Zur Geschichte der Freiburger Fastnacht siehe die historische Einführung von Rolf Süß zum Buch: Wolfgang
Herterich: Freiburger Fasnet - einst und jetzt, Freiburg 1974, S. 9-37; Berthold Hamelmann: „Helau" und
„Heil Hitler". Alltagsgeschichte der Fastnacht 1919-1939 am Beispiel der Stadt Freiburg, Eggingen 1989; Süß
(wie Anm. 34); Peter Kalchthaler: Fastnacht, Karneval, Fasnet in Freiburg. Wandlungen eines Brauchtums,
in: Fasnacht, Fasnet, Carnaval (wie Anm. 31), S. 34-47.

38 Siehe Peter Müller: , Jetz Bajaß hopps, un lupf di Bei." Zu Tradition und Ausprägung der Waldkircher Schalksnarrengestalten
Jockeli - Hanswurst - Domino - Bajaß, in: s' Eige zeige' (wie Anm. 30) 4 (1990), S. 59-80; Reinhold
Krämer: „Eine fast leidenschaftliche Liebhaberei". Kurze Skizze zur Fastnachtsforschung unter besonderer
Berücksichtigung der bemalten Fastnachtshäser, in: Häser, Kleidle, Rollen und Gschell. Weißnarren im
schwäbisch-alemannischen Raum. Begleitbuch zur Ausstellung der Historischen Narrozunft Villingen 1584 e.V.
in Verbindung mit dem Franziskanermuseum VS-Villingen vom 17.1 .-15.3.2003, Villingen-Schwenningen 2003,
S. 5-15, hierS. 12.

39 Abraham a Sancta Clara (?): Centi-Folium Stultorum in Quarto Oder Hundert Ausbündige Narren in Folio
Wien/Nürnberg 1709, neu paginierter Reprint (Die bibliophilen Taschenbücher), Dortmund 1978, Abb. S. 131.

40 Jacques Callot. Katalog zur Ausstellung im Musee historique Lorrain, Nancy vom 13.6.-14.9.1992, Paris 1992,
S. 220, Kat.-Nr. 149.

70


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0070