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Beim bischöflich-straßburgischen Ort Sasbach (bei Achern) besuchte Galler das einige
hundert Schritte außer Sasbach auf einem Felde errichtete ... Monument des französischen
Marschalls Turenne, der im sog. Holländischen Krieg (1672-1679) auf eben dem Platze 1675
von einer Kanonenkugel getötet wurde. Das „Monument", das Galler vorfand, beschreibt er als
zum Teil schon verwittert.
Es bestehet aus einem ongefähr vier Schuhe hohen und in Form einer stumpfen Pyramide gehauenen gemeinen
Stein, worauf folgende Inschriften zu lesen sind:
a. Icifut tue Turenne.
b. Hier ist Turrennius vertoetet worden.
c. Hic cecidit Turennus die 27. Julii J675.i9
Als Graf Galler am 3. November von seiner Reise ins „Oberland" nach Karlsruhe zurückkehrte
, besuchte er den Platz ein zweites Mal. Denn während seines Aufenthaltes in den Oberlanden
hatte der Bischof von Straßburg, Kardinal Louis de Rohan, sein schon lang bekanntes
Vorhaben ausgeführet und ... ein den Verdiensten dieses großen Feldherrns angemesseneres
Denkmal setzen lassen. Es stehe an der Seite des zuvor beschriebenen älteren Monuments und
habe die Form einer ungefähr 60-70 Schuh hohen Pyramide von dunkelgrauem Marmor. Da es
noch nicht fertiggestellt war, konnte Galler nicht sagen, ob auch dieses Denkmal eine Inschrift
tragen würde. Das dabei stehende Gebäude, welches oben erwähnter Fürst schon vor ein paar
Jahren aufführen ließ und zur Wohnung für einen Invalide [aus dem Regiment Turenne]
bestimmte, wird nun gegenwärtig wirklich von einem solchen Mann benutzet.20
In Mahlberg wohnte Galler mehreren Amtssessionen bei (deren dort wöchentlich zwei gehalten
werden).21 Verhandelt wurden u. a. ein Unfall, bei dem der Sohn eines Schulmeisters
von einem Pferd getreten wurde, eine Vaterschaftsklage, ein Felddiebstahl, ein Diebstahl durch
einen ortsfremden Juden im Hause eines Pfarrers. Galler bemängelt, dass die Prozesse oft über
Gebühr von den zuständigen Amtspersonen hinausgezögert würden - sei es aus Bequemlichkeit
oder aus der Furcht, Verantwortung übernehmen zu müssen. Sei letzteres der Fall, würden
die Untersuchungsprotokolle zur Urteilsfindung an die Landesregierung nach Karlsruhe geschickt
; und bis zum Eintreffen der Antwort (des Reskripts) belaste der Unterhalt der gefangengenommenen
Person die öffentliche Kasse. Im Falle des Diebstahls im Pfarrhaus erging aus
Karlsruhe das folgende Urteil: Der Dieb sei mit zwanzig, seiner Gesundheit angemessenen
Stockschlägen zu bestrafen; außerdem dürfe er bei Strafe die badischen Lande für die Dauer
von vier Jahren nicht mehr betreten.
Der Diebstahl im Pfarrhaus gab Galler Anlass zu bemerken, dass das Oberamt Mahlberg häufig
von verdächtige[n], nahrungslose[n] Leute[n] oder sogenannte[n] Vaganten heimgesucht
werde. Denn trotz der Wachsamkeit eines der beiden Ortspolizisten (Hatschiere) gestalte sich
die Überwachung des Oberamtsbezirks sehr schwierig, da die Herrschaft Mahlberg von so vielen
fremden Territoriis durchkreuzet wird. - Es scheint mir angebracht, bereits hier darauf zu
verweisen, dass sich das Problem „vagierender nahrungsloser Leute" bei Niklas von Galler -
zumindest in dessen Reisetagebuch - auf das polizeiliche Problem reduziert, solche Personen
vom jeweils eigenen Territorium fernzuhalten, was im Falle der Herrschaft Mahlberg jedoch
kaum möglich sei. Die moderne Geschichtsforschung sieht die anwachsenden gesellschaftlichen
Unterschichten und Randgruppen hingegen als Folge massenhaft auftretender Armut im
18. Jahrhundert. In diesem Kontext ist wohl auch der in Mahlberg verhandelte Felddiebstahl
(eine unbeträchtliche Quantität Klee) zu sehen. Er wurde von Frauen, zumeist jungen Müttern,
19 Ebd., S. 3. Die Inschrift wurde verfasst von Johann Daniel Schöpflin (1694-1771); s. auch Anm. 5.
20 Ebd., S. 81. - Galler beschreibt zwei Denkmäler, ein älteres und ein jüngeres; das letztere von 1785. In der Literatur
werden diese nicht immer richtig datiert. Vgl. Artikel „Sasbach", in: Handbuch der historischen Stätten
Deutschlands, Bd. 6: Baden-Württemberg, hg. von Max Miller und Gerhard Taddey, Stuttgart 21980, S. 693.
- Das heutige Denkmal wurde 1945 errichtet und von General de Gaulle eingeweiht.
21 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. 17-20.
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