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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 93
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In Rötteln-Sausenberg wiederum trat, so Galler, der Hanfanbau zurück und machte der
Flachsanbau, vor allem in den Waldgegenden, einen Hauptgegenstand der dortigen Landwirtschaft
aus.%3

Große Beachtung schenkte von Galler natürlich dem Weinbau.84 In Mahlberg und Hochberg
rügte er, dass die dortigen Weinbauern mehr auf Quantität denn auf Qualität setzten und sich
deshalb gegen die Einführung ausländischer Rebsorten wehrten. Diese erbrächten zwar weniger
, aber doch besseren Wein. Vorbildhafte Anbauversuche mehrerer Privatpersonen sowie auf
einem herrschaftlichen Rebstück bei Emmendingen hätten bei den übrigen Weinbauern bisher
kaum Wirkung gezeigt. In Mahlberg hätten die Weinbauern zudem in ihren Weinbergen so viele
fruchttragende Bäume, besonders Nußbäume stehen, daß diese von weitem eher einem Waldstück
gleichen, als einem Rebberg. In Rötteln-Sausenberg werde den Weinbauern der Vorwurf
gemacht, dass sie die Rebstöcke zu dick beisammen pflanzten und den Wein beim Trotten nicht
wohl behandelten. Dazu Galler:

Ich lasse es dahin gestellt sein, bemerke aber dabei, daß demeohnge achtet hier ... ein vorzüglich guter
Wein gezogen wird, der unter dem Name Markgräfler-Oberländer eben so beliebt als bekannt ist und häufig
in die Schweiz und Oberschwaben verführet und teuer bezahlt wird ... Der Grenzacher rote Wein passiert
häufig für Burgunder.

Landwirtschaft: Viehzucht

Seine Beobachtungen zur Viehzucht85 in der Herrschaft Mahlberg leitete von Galler mit einem
gelehrt-theoretischen Exkurs ein:

Die Notwendigkeit der Viehzucht war auch dem rohesten Landmann schon einleuchtend, ehe noch die
Landwirtschaft als eine besondere Wissenschaft angesehen und behandelt wurde. Mehrere Kameralisten
... geben an, wie viel Morgen Wiesen zur Stallfütterung für eine gewisse Anzahl Rindvieh erfordert werden
; wie oft die Äcker gebessert werden müssen; wie viel Wägen Besserung zu einem einzigen Morgen erforderlich
seien, und daß man auf ein völlig erwachsenes und im Stalle gut gefüttertes Stück Rindvieh jährlich
nicht mehr als fünf Wägen Besserung rechnen könne.

Ohne Besserung kann der Boden, und sollte es auch der beste sein, wenigstens in der Folge der Jahre
nichts nur Halbvollkommenes hervorbringen. Ein Mann also, der eine Landwirtschaft nach theoretischen
Regeln einrichten und behandeln wollte, müßte vorerst alle Grundstücke aufmessen und nach oben
berührter Art und Weise berechnen, wie viel Stück Rindvieh er notwendig ernähren müsse, um die alle
Jahre notwendige Besserung für seine Grundstücke zu erhalten. Allein dergleichen Subtilitäten lassen sich
von einem Bauern nicht erwarten, der oft durch Not gedrungen auf andere Auswege, als Vermischung verschiedener
Erdarten etc. verfällt und sehr wohl dabei fährt.*6

Mit diesen Bemerkungen hat Niklas von Galler das Grundproblem der Landwirtschaft benannt
- die Notwendigkeit, den Acker ausreichend zu düngen, d. h. ihm die Nährstoffe zurückzugeben
, die ihm durch den Pflanzenanbau entzogen wurden. Dabei verfiel der Bauer in der
vorindustriellen Zeit zwar auf Auswege (wie Galler schreibt),87 doch musste die Besserung des
Bodens in der Hauptsache über den Viehdung geschehen. Galler erwähnt Berechnungen darüber
, wieviel Stück Rindvieh erforderlich seien, um einen Morgen Acker ausreichend zu dün-

83 Das Badische Oberland (wie Anm. 1). S. 52. Weitere Angaben zum Feldbau in Rötteln-Sausenberg und Badenweiler
macht Galler nicht.

84 Das Folgende ebd.. S. 12 (Mahlberg), 32f. (Hochberg) und 52 (Rötteln-Sausenberg).

85 Allgemeine Literatur siehe Anm. 75.

86 Das Badische Oberland (wie Anm. 1), S. Ii. Von den „Kameralisten'4, die sich mit dem Verhältnis von Ackerbau
und Viehzucht beschäftigten, nennt Galler Schlettwein.

87 Ein Beispiel: Das Stroh oder die Stengel vom Welschkorn, Lewat [Raps], Ackerbohnen, Grundbirn, Wicken, Magsamen
läßt der Landmann nicht unbenützet, er verbrennet selbe entweder auf dem Felde, oder erführet sie nach
Hause, breitet sie den Winter über in seinem Hofe oder an andern Orten also aus, daß es vom Vieh betreten, von
Mistpfützen befeuchtet und mürb gemacht werden könne. Im Frühjahr wird es mit andern Dung vermengt und
wiederum auf die Äcker geführet, ebd.. S. 31.

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