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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 154
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0154
Freiburger Universität, die unter merkwürdigen Umständen zu Tode kamen, herausgefunden
wurde. Angesprochen werden in diesem Bericht jedoch auch die nicht wenigen Beispiele für
heimliche Akte der Menschlichkeit seitens der Freiburger gegenüber den Zwangsarbeitern.21
Im Rahmen des vorliegenden Beitrages kann darauf nicht eingegangen werden.

Displaced Persons

Für viele ehemalige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, die bei Kriegsende in der
Sprache der Alliierten zu sogenannten Displaced Persons (DPs) oder Personnes deplacees
wurden, war das Martyrium 1945 noch nicht zu Ende.22

Durch den großen Luftangriff auf Freiburg am 27. November 1944 waren viele Betriebsstätten
zerstört worden. Doch auch Materialmangel, Verkehrschaos, häufiger Bombenalarm
und Jagdbomberattacken sowie das Wegbleiben der deutschen Mitarbeiter machten eine
geordnete Produktion seit Ende 1944 in Freiburg unmöglich. Einige Betriebe wurden samt
ihrer Zwangsarbeiter ins Hinterland evakuiert, andere geschlossen. Die dort eingesetzten
Zwangsarbeiter wurden versetzt oder kurzerhand über die Grenze in die nahe Schweiz abgeschoben
. Man beseitigte sozusagen das Problem und glaubte vielleicht auch, auf diese Weise
unangenehme Beweismittel aus der Welt zu schaffen, bevor die Franzosen einrückten. So
erinnern sich die Ukrainer, die im Kappler Bergwerk eingesetzt waren, dass sie Mitte April
1945 nachts von Volkssturmleuten geweckt, gesammelt und dann in Marschkolonnen 2 Tage
und 2 Nächte lang nach Süden geleitet wurden, immer in der Angst liquidiert zu werden. In
Basel wurden sie über die Grenze abgeschoben. Schweizer Quellen bestätigen den Vorgang.
Für den 22. April meldete die Basler Chronik: „Fremdarbeiter aller Nationen überschreiten zu
Hunderten die badisch-schweizerische Grenze". Das Gleiche passierte in Rheinfelden: Vom 21.
bis 25. April wurden dort 3.029 Zwangsarbeiter in die Schweiz überstellt.23

Der größte Teil des millionenstarken Heeres von Menschen aus ganz Europa, die durch
Deportationen und Kriegsgeschehen entwurzelt worden waren, hielt sich nach Kriegsende nun
zwar befreit, aber mittels-, unterkunfts- sowie arbeitslos in Deutschland auf und wartete auf
Hilfe. Schnelle Versorgung, Rückführung in die Herkunftsländer oder Neuansiedlung war
erforderlich. Die Alliierten hatten dieses Problem schon lange vor Kriegsende kommen sehen
und versucht, Vorsorge zu treffen.

Im Rahmen der Vereinten Nationen war eine Hilfsorganisation gegründet worden, die
U.N.R.R.A. (United Nations' Relief and Rehabilitation Administration), die sich in Zusammenarbeit
mit den Militärregierungen in den Besatzungszonen um die Displaced Persons
kümmerten, also jene Personengruppe zu der Kriegsgefangene, Flüchtlinge, deportierte
Zivilarbeiter, Vertriebene und überlebende KZ-Häftlinge gehörten. Die U.N.R.R.A. wurde in
Zusammenarbeit mit einem Service des Personnes deplacees der französischen Militärregierung
auch in Freiburg tätig. Die DPs in der französischen Besatzungszone wurden in zentralen
Lagern zusammengefasst. In Freiburg entstanden das Centre de Rapatriement in der späteren
Vaubankaserne an der Stadtgrenze zu Merzhausen und das Centre Fribourg-Haslach im
ehemaligen HJ-Heim in der Schenkendorfstr. 25. Daneben gab es weitere Einrichtungen im
Stadtgebiet.

Nahezu reibungslos - jedenfalls von politischen Hindernissen unbeeinträchtigt - vollzog sich
in relativ kurzer Zeit die Rückführung der westeuropäischen Displaced Persons in ihre Heimatländer
. Allerdings war die Rückreise in die Heimat für viele Betroffene auch mit Fährnissen
verbunden. Die Holländer Piet Coenen und Willy Colpaert etwa, deren Zug in mehreren

21 Spitzmüller (wie Anm. 3), S. 112f. und 121 ff.

22 Ebd., S. 151 ff.

23 StadtAF, M2/429 Nr. 5; Spitzmüller (wie Anm. 3), S. 147f.

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