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Flurnamen, Straßennamen, Sagen und Erzählungen von Staufen, Grunern und Wettelbrunn, bearb. von
Werner Schaffner, Selbstverlag, Staufen 22005, 128 S., 3 Faltpläne.
Bereits im Jahr 1988 veröffentlichte Werner Schäffner erstmals seine Zusammenstellung der Flur- und
Straßennamen sowie der örtlichen Sagen und Erzählungen. Da diese bald vergriffen waren und wiederholt
Interesse an dem Werk geäußert wurde, entschied sich der Bearbeiter zu einer aktualisierten und erweiterten
Neuauflage, die beispielsweise auch seit der Erstauflage neu hinzu gekommene Straßennamen
enthält.
Es sind eigentlich recht unterschiedliche Quellengattungen, die der Bearbeiter hier in einem Band zu-
sammengefasst hat. Die Flurnamen enthalten teilweise sehr alte Informationen zur Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte
. Merkmale wie etwa Bewuchs, Bewirtschaftung, Lage oder Besitzverhältnisse schlugen
sich einst in der Bezeichnung des betreffenden Flurstücks nieder. Manchmal sind die Namen fast selbsterklärend
- so etwa der Staufener „Mühlegarten" -, andere hingegen müssen erläutert werden: Dass eine
„Breite" Land war, das zu einem Herrenhof gehörte und in der Regel den besten Boden umfasste, dürfte
heute eher wenigen Leuten geläufig sein, obwohl sich dieser Flurname auch auf vielen anderen Gemarkungen
finden lässt. Schäffner hat die Mühen, hier Erklärungen zu liefern oder zumindest anzubieten, auf
sich genommen und führt den Leser damit über die Flurnamen in wohl den Meisten vorher unbekannte
Bereiche des vor allem mittelalterlichen Lebens und Wirtschaftens. Neben den Beschreibungen enthält der
Band am Ende eingeheftet Pläne der drei Gemarkungen aus dem großherzoglich-badischen Katasterbüro
aus dem 19. Jahrhundert, worauf noch die alten Flurnamen aus der Zeit vor der Industrialisierung und dem
großen Wachstum der Siedlungen in der Nachkriegszeit zu entnehmen sind.
Zwar mag sich dem Leser die Bedeutung vieler Straßennamen erschließen, doch hier liegt der Nutzen
des Bandes wiederum in vielfältigen Erklärungen. Darüber hinaus verzeichnet Schäffner auch Straßennamen
, die heute nicht mehr geläufig sind und verhindert, dass diese ganz in Vergessenheit geraten.
Eine ganz andere Gattung sind die Sagen und Erzählungen. Hierin steckt vielfach ein historischer Kern,
um den dann im Lauf der Jahrhunderte gewisse Traditionen gewoben wurden. Der Historiker mag sich
auf die Suche nach eben diesen Kern begeben, andere können die Sagen als teilweise für eine Ortschaft
oder Gegend typische Erzählung lesen. Die berühmteste der Staufener Sagen dürfte die Erzählung über
Doktor Faustus sein, die durch die dramatischen Bearbeitungen - insbesondere Goethes - weltweit bekannt
wurden. Weniger Verbreitung fanden die vielen anderen Geschichten, die Schäffner referiert. Manche
sind spezifische Erzählungen, die in engem Zusammenhang mit Staufen und den dortigen Personen
stehen - etwa die Episoden über die Herren von Staufen - andere sind allgemeines Sagengut, das sich
auch andernorts finden lässt.
Der Wert der Zusammenstellung besteht vor allem darin, dass hier vielfältige Informationen über die
Vergangenheit bewahrt werden. Der Leser mag diese als Grundlage für weitere Forschungen oder schlicht
als vergnügliche Lektüre nehmen. Boris Bigott
Matthias Faller. Der Barockbildhauer aus dem Schwarzwald, hg. von der Gemeinde St. Märgen und dem
Kloster Museum St. Märgen, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2007, 192 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.
Im Sommer 2007 würdigte das Kloster Museum St. Märgen den Schwarzwälder Barockbildhauer Matthias
Faller anlässlich seines dreihundertsten Geburtstages mit einer eindrucksvollen Ausstellung. Ein
stattliches Begleitbuch gab dem Besucher die Gelegenheit, sich weiter in die Welt des süddeutschen Barock
und Rokoko zu vertiefen, um den Künstler und sein „Umfeld" genauer kennen zu lernen. Alle Autoren
, die für diesen Band gewonnen wurden, hatten sich bereits als exzellente Kenner der Kunst des 18.
Jahrhunderts ausgewiesen. Es seien hier nur einige Namen genannt: M. Hermann, H. Brammer, H.-O.
Mühleisen oder E. Irtenkauf. Die Werkreihe, die M. Hermann am Schluss des Katalogbandes in chronologischer
Ordnung von 1732 bis 1790 auflistet, bestätigt nachhaltig Fallers schier unglaubliche Schaffenskraft
bis ins hohe Alter hinein. Der St. Märgener Abt Petrus Glunk dürfte wohl den Kern des Faller'-
schen Wirkens genau getroffen haben: Als der Laienbruder Floridus ( = Matthias Faller) 1737 um seine
Entlassung aus dem Kloster bat, notierte der Abt in sein Tagebuch: weillen er nichts anderes thun wollen
als bey seiner Kunst verbleiben. Dabei führte Faller alles andere als ein unstetes Künstlerleben. Abgesehen
von den vier Lehr-und Wanderjahren, die ihn nach Colmar, Augsburg, Münster, Wien, Prag und möglicherweise
auch nach Rom brachten, blieb sein Lebenskreis bestimmt durch die beiden Schwarzwaldklöster
St. Peter (1751 -1771) und St. Märgen (1771 -1791). Wie sich die unterschiedlichen Welten der zwei
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