Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
127.2008
Seite: 194
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0194
steht im Mittelpunkt der aktuellen Studie Frank-Rutger Hausmanns, der sich mit zahlreichen bahnbrechenden
Publikationen zur Wissenschaftsgeschichte im Nationalsozialismus einen Namen gemacht hat.
Hausmann nähert sich der Fach- und Institutionengeschichte des Psychologen Bender zunächst im Kontext
der widersprüchlichen Entstehungsgeschichte der Straßburger Reichsuniversität, die sich zwischen
den Ambitionen des Gauleiters Robert Wagner für den geplanten Gau Baden-Elsass und dem Reichserziehungsministerium
abspielte. Dabei stellt die Konzeption der neuen Reichsuniversität, die sowohl als
Vorzeigeuniversität als auch durch das wissenschaftliches Renommee einer Großuniversität von sich reden
machen sollte, eine Rolle. Straßburg sollte als Ziel die Ablösung der Pariser Sorbonne als französische
Spitzenuniversität haben. Diesen Abschnitten schließt sich die Beschreibung der ersten Karriereschritte
Hans Benders in Bonn an, die ihn durch Netzwerke an die neue Reichsuniversität nach Straßburg
führten. Hausmann schildert einfühlsam Benders wissenschaftliche Ambitionen, seine regimekonforme
Anpassung und sein Abwägen ebenso wie seine vorsichtige Distanz und sein Taktieren bei seinen Forschungsgegenständen
, die sowohl auf Interesse wie auch auf erhebliche Ablehnung durch den Nationalsozialismus
stießen. So wird Benders wissenschaftlicher Werdegang in Straßburg zu einem Balanceakt
seines wissenschaftlichen Überlebens, das von seiner unumgänglichen politischen Anpassung im Sinne
eines Mitläufers in einem wissenschaftlichen Nischendasein geprägt wurde. Folgerichtig wurde er auch
nach 1945 als Mitläufer eingestuft. Die Netzwerke zeichnet Hausmann auf seine ihm eigentümliche Weise
durch biographische Zeugnisse und durch sein Gespür für das Auffinden von aussagekräftigen Ersatzüberlieferungen
der Straßburger Reichsuniversität mit erstaunlicher Datendichte nach. Basis der Arbeit
war eben nicht nur der Nachlass Hans Benders im Archiv des Institutes für Grenzgebiete der Psychologie
und Psychohygiene e.V. in Freiburg, sondern zahlreiche weitere, schwer zugängliche Aufzeichnungen,
wie z. B. die autobiografischen Aufzeichnungen von Ernst Rudolf Huber oder die Erinnerungen von Hans
Ferdinand Schulz. Hier würde man sich wünschen, dass diese Materialien auch künftig und für alle Forschungsinteressierte
öffentlich zugänglich sein werden. Schließlich ist die Person Benders auch ein Beispiel
für einen Lebensweg im Niedergang des Nationalsozialismus, im erwarteten und schließlich doch
überraschend schnell eintretenden Fall Straßburgs, den Bender vorausahnend durch Sicherstellung und
Überstellung seiner Materialien in den Schwarzwald doch relativ unbeschadet überstand.

Die biografische Skizze Benders wurde zugleich zu einer Skizze vom Werden und Niedergang der
Reichsuniversität Straßburg, welche durch die dem Band beigefügte CD mit Quellen und Textmaterial
auch einen wichtigen Baustein zur Geschichte der Straßburger Reichsuniversität darstellt. Der einfühlsame
Stil des Autors, fern von belehrenden Tendenzen, von Heroisierung oder einer besserwisserischen
Verurteilung Benders, bei Offenlegung und Analyse der vielschichtigen Handlungsstränge ist von besonderer
Qualität. Die Untersuchung Hausmanns ist weit mehr als ein biografischer Einblick in die Straßburger
Universitätsgeschichte. Dieter Speck

Heike Mittmann: Das Münster zu Freiburg im Breisgau, hg. vom Freiburger Münsterbauverein, Kunstverlag
Josef Fink, Lindenberg 42007, 72 S., zahlr. Abb.

Die schwärmerischen Superlative, an denen der verbale Münsterschatz reich ist, findet man nur andeutungsweise
in dem neuen kleinen Münsterführer, den die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kunsthistorikerin
der Münsterbauhütte bearbeitet, hat. Die klaren Tatsachen sind ihr wichtig: Das Münster ist
nicht nur hinreißend schön, es zeichnet sich vor allem dadurch aus, das es noch im Mittelalter vollendet
wurde, was nur bei wenigen großen gotischen Kirchenbauten der Fall ist. Der 116 Meter hohe Westturm
stand 1330/1340 fertig da: Als Neuheit präsentierte er den ersten vollständig durchbrochenen gotischen
Steinhelm, der oft nachgeahmt wurde, besonders intensiv von den Neugotikern im 19. Jahrhundert. Der
monumentale Ostchor mit seinem Kapellenkranz wurde 1513, noch in der spätgotischen Stilepoche, geweiht
.

Wer das Heftchen zu Hilfe nimmt, kann auf der Südseite des Münsters die Baugeschichte ablesen: Massiv
, flächig und geschlossen wirkt die Architektur des spätromanischen Querhauses. Die Rundbogen der
Fenster wiederholen sich bei den beiden Hahnentürmen, deren gotische Bekrönung zum Westturm passt
im Stil und nach der Farbe des Sandsteins, der hier durchgängig dunkelrot ist, während in der romanischen
Phase auch gelbliches Material verwendet wurde. Das gotische Langhaus mit seinen sechs Jochen
wurde nicht in einem Zug erbaut. Die beiden Ostjoche, die sich an das Querhaus anschließen, stammen
aus der frühsten Phase des gotischen Stils in Süddeutschland. Aus Frankreich kommend, wurde er um

194


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2008/0194