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Fuchsberger mit einer Darstellung der Legende von den „Dankbaren Toten". Der Söldnerführer
Jacob Fuchsberger von Rottweil, Herr zu Hünegg bei Mellingen, ist hier als
Stifter des Glasfensters dargestellt, wie er sich in seiner Rüstung neben Schild, Helm und
Kommandostab niedergekniet hat und den Rosenkranz in Händen hält. Auf den beiden
kleinen Oberbildern sind die bekannten Szenen der alten Legende von den „Dankbaren
Toten" zu sehen, in diesem Fall mit dem Stifter als Beter: Während er auf dem linken Bild
vor dem Beinhaus des Friedhofs kniet, stürmen bereits zahlreiche Totengerippe aus dem
Beinhaus heraus, um die Verfolger des Betenden mit ihren bäuerlichen Werkzeugen (Sensen
, Hacken, Mistgabeln und Dreschflegeln) zu verjagen. Auf der rechten Seite sieht man,
wie die schwer bewaffneten Reiter von dem Verfolgten ablassen und verängstigt fliehen.
Die Wappenscheibe wird dem Monogrammisten HF zugewiesen, der mit einiger Sicherheit
mit Hans Füchslin von Bremgarten identisch ist. Die äußerst feine Zeichnung in
den kleinformatigen Oberbildern kann eigentlich nur bei einer Sicht aus der Nähe oder in
Vergrößerung gewürdigt werden.
IV. Bedeutende Darstellungen von Totentänzen im alemannischen Sprachraum
Die Totentanzdarstellungen im alemannischen Sprachraum werden in chronologischer Folge
kurz beschrieben und eingeordnet, und zwar sowohl die literarischen Werke (mit Bildern) als
auch die gemalten Totentanzzyklen mit den zugehörigen Texten und schließlich die in Buchform
verbreiteten Werke bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.
Es fällt auf, dass es sich dabei um die unterschiedlichsten Formen des Tanzes handelt: Außer
dem langsam voranschreitenden Reigen gibt es den gesprungenen Grotesktanz, den Gruppentanz
und die prozessionsartige Aufreihung der handelnden Personen.
Der Tod tritt auf als Skelett, aber auch als beinahe fleischlose Leiche mit vertrockneter Haut
und geöffneter leerer Bauchhöhle. Stets ist es der personifizierte Tod, der eine Aktion veranlasst
, nicht die trägen Gestalten der Todgeweihten. Bei seinen Aktionen reißt der Tod manchmal
ein typisches Attribut des Sterbenden an sich; ein andermal macht er sich über sein Opfer
lustig oder parodiert es. Die Sterbenden sind häufig dargestellt als typische Vertreter der Geistlichkeit
und der weltlichen Stände, des Bürgertums und der außerhalb aller Ordnungen lebenden
Menschen. Am Beispiel des Totentanzes wird aufgezeigt, dass alle Menschen zum Zeitpunkt
ihres Todes gleichgestellt und dem Tod machtlos ausgeliefert sind.
Dies macht den Totentanz aus Sicht der Forschung zu einem der bedeutendsten ikonografi-
schen Themen der letzten sechshundert Jahre.
1. Großbasier Totentanz / Kanton Basel-Stadt (1439/40)29
Der Großbasier Totentanz, auch „Predigertotentanz" oder „Tod von Basel" genannt, befand
sich bis 1805 an der Innenseite der Friedhofsmauer neben der ehemaligen „Predigerkirche
" des Dominikanerkonvents. Das Kloster, in dem während der ersten Jahre
(1431-1433) des Basler Konzils (1431-1448) die Plenarsitzungen stattgefunden hatten,
29 Franz Egger: Basler Totentanz, Basel 22009; Carmen Schaller: Der Großbasier Predigertotentanz - Eine
Todesdarstellung im Wandel der Zeit (Unipress 118), Bern 2003; Franz Egger: Der Basler Totentanz, in: Frey
(wie Anm. 6), S. 43ff.; Patrick Layet: Basler Totentanz 1583, in: ebd., S. 57ff.; Sörries (wie Anm. 6), S. 93ff.
und 146ff.; Wunderlich (wie Anm. 6), S. 25ff.; Utzinger/Utzinger (wie Anm. 6), S. 120ff.; Burkard von
Roda in: Historisches Museum Basel - Führer durch die Sammlungen, Basel 1994, S. 121; Kaiser (wie Anm.
1), S. 194ff.; Hammerstein (wie Anm. 6), S. 77ff. und 183ff.; Paul-Henry Boerlin: Der Basler Prediger-Totentanz
. Geschichte und erste Restaurierungsergebnisse, Basel 1967; Francois Maurer: Die Kunstdenkmäler
des Kantons Basel-Stadt V (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 52), Basel 1966, S. 290ff.; Cosacchi (wie Anm.
6), S. 759ff.; Hans Ferdinand Massmann: Die Baseler Totentänze in getreuen Abbildungen, Stuttgart 1847.
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