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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0033
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erscheint bemerkenswert, dass dieser neben dem kaiserlichen Wappen auch die Wappenschilde
von Österreich, Frankreich und Burgund trägt.

Das weitere Schicksal des Großbasier Totentanzes lässt sich kurz zusammenfassen:
Während des Basler Bildersturms von 1529 blieben die Wandbilder auf der Friedhofsmauer
verschont. 1568 beauftragte der Rat den Basler Maler Hans Hug Kluber (auch
Klauber) mit einer ersten gründlichen Restaurierung.30 Dabei passte dieser „Restaurator"
die Bildfolge dem Zeitgeist der Renaissance und dem nachreformatorischen Verständnis
an; der Totentanz wurde von ihm entsprechend umgedeutet. Auf dem Giebel des Beinhauses
fügte er als „Bild im Bild" eine Darstellung des Jüngsten Gerichts hinzu sowie am
Ende des Wandgemäldes eine Paradiesszene mit der Versuchung von Adam und Eva. Darauf
folgen noch zwei Szenen, in denen der Tod auch den Maler Hans Hug Kluber und
seine Familie abholt, ein neues Motiv, das Kluber vielleicht von dem Berner Totentanz
des Nikiaus Manuel Deutsch (nach 1516) übernommen hat. Zwischen 1614 und 1616 gab
es eine weitere Restaurierung durch Emanuel Bock (Sohn von Hans Bock). Weitere
Restaurierungen wurden 1657 durch Hans Georg Meyer sowie 1703 durch die Brüder
Benedikt und Hans Georg Becker vorgenommen.

Nach einer Petition der Anwohner, der die Stadtverwaltung aus fiskalischen Gründen
zugestimmt hatte, wurde die als „Schandfleck" bezeichnete Friedhofsmauer mit den
Wandbildern des Totentanzes am 5. August 1805 abgebrochen. 19 Teile der geretteten
Bildfragmente sind heute im Historischen Museum Basel ausgestellt.

Bekannt wurde der Großbasier Totentanz nicht nur durch die zahlreichen auswärtigen
Besucher der Stadt Basel, sondern auch durch die bis heute nicht abreißende Folge von
Druckwerken nach diesem Vorbild. Bereits 1526 hatte Hans Holbein d. J. in Basel seine
„Bilder des Todes" gezeichnet, zwar nicht als Kopie aber in Anlehnung an den Großbasier
Totentanz. Diese Bilder wurden allerdings erst 1538 als Buch in Lyon veröffentlicht.31

1530 wurde in der Offizin von Matthias Apiarius in Bern (!) die älteste Ausgabe des
Basler Totentanzes gedruckt, der dann 1583 eine weitere Ausgabe seines Sohnes Samuel
Apiarius in Basel folgte.

1581 erschien bei dem Basler Drucker Huldrich Frölich eine Kurzfassung der Geschichte
von Basel, in der auch der Basler Totentanz beschrieben und mit Versen der einzelnen
Tanzpaare versehen wurde. Dieses Buch enthielt ohne stichhaltige Gründe die Behauptung
, der Basler Totentanz stamme von Hans Holbein d. J.

1596 gab Erzherzog Matthias von Österreich bei dem renommierten Basler Maler und
Zeichner Hans Bock d. Ä. (1550-1624) eine Kopie des Predigertotentanzes in Auftrag,
von der nur die - signierte und datierte - lavierte Federzeichnung mit Papst und Kaiser
erhalten geblieben ist (Abb. 2).

Im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, also noch vor der Restaurierung durch Emanuel
Bock und vor den ersten Zeichnungen von Merian, entstand eine besonders detailgetreue
Wiedergabe des Predigertotentanzes mit 40 Einzelbildern und den zugehörigen
Versen; über die Umstände der Entstehung und die Person des Künstlers ist nichts bekannt
. Nach Aussage der Forschung handelt es sich um die früheste, in hoher handwerklicher
Qualität ausgeführte wirkliche Kopie des Großbasier Totentanzes.

Unmittelbar nach der Restaurierung durch Emanuel Bock zeichnete Matthäus Merian
d. Ä. 1616 seinen Totentanz von Basel32 und schuf damit eine weitere getreue Wiedergabe
von Text und Bild des Predigertotentanzes in dem damaligen Zustand.

30 Zu den Restaurierungen und den frühen Kopien: Egger 2009 (wie Anm. 29), S. 30ff.

31 Siehe Kapitel IV, Nr. 13.

32 Die Veröffentlichung dieser Zeichnungen in Buchform erfolgte erst 1621. Einzelheiten siehe Kapitel IV, Nr. 23.

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