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6. Totentanz-Gemälde im Kreuzgang des Straßburger Münsters (ca. 1480)40
Im Kreuzgang des Münsters zu Straßburg befand sich über einem Grabmal aus dem Jahr
1480 ein Totentanz-Gemälde, auf dem dargestellt war, wie der Tod mit einem Engel
Schach spielt und zu ihm spricht: Ich sag dir, es ist daran, Du solt totlichen Schachmatt
han.
In einer alten Beschreibung heißt es: „Neben den Engel stunden viele Bäpste, Kaiser,
Könige, Bischöfe, Äbte, Priester und andere Prelaten und Geistliche, Herzoge, Grafen und
Ritter und Frauen, und über allen war geschrieben: In dissem Spil, o Herre myn, Min Sele
lassdir bevolen syn." Auch diese totentanzähnliche Darstellung hat sich nicht erhalten.
7. Gruppentotentanz in der ehemaligen Dominikanerkirche zu Straßburg (ca. 1485)41
Die ehemalige Dominikanerkirche in Straßburg, der spätere „Temple neufbesaß bis
zum Brand im Jahr 1870 ein Wandgemälde des Straßburger Malers Lienhart Heischer aus
der Zeit um 1485, auf dem dargestellt war, wie der Tod jeweils einzelne Personengruppen
zu sich ruft. Die Gruppen waren durch schlanke Säulen einer Kolonnade voneinander
getrennt. Die folgenden fünf Szenen haben sich in Kopien erhalten:
- ein von der Kanzel predigender Dominikaner mit zehn Zuhörern aus den verschiedenen
kirchlichen und gesellschaftlichen Ständen,
- der Tod mit Papst, Kardinälen und Gefolge,
- der Tod mit Kaiser und Kaiserin sowie der Tod mit Personen des Gefolges,
- Todesgerippe mit König und Königin und ihrem Gefolge,
- zwei Todesgerippe entführen Prälaten, einen Greis und eine adlige Dame.
8. Heidelberger Totentanz (1485/88V42
Der Heidelberger Totentanz, auch Knoblochtzer-Druck genannt, trägt den Titel „Der
doten dantz mit figuren clage und antwort schon von allen staten der werlt". Auf zwei
Beinhausszenen folgen 37 Standesvertreter, die mit gestikulierenden und musizierenden
Gerippen tanzen. Den Schluss bilden der mit Vertretern der Stände tanzende Tod sowie
eine Friedhofsszene mit Gerippen, die aus ihren Gräbern steigen. Dabei ist der Tod stets
von abschreckendem „Verwesungsgetier" wie Schlangen, Würmern und Kröten umgeben.
Das Besondere dieser Bilderfolge besteht darin, dass der Tod auf fast allen Bildern als
tanzender Spielmann auftritt, der ein Instrument dieser Zeit spielt. Es kommen vor: Schalmeien
und Trommeln (Beinhaus), Trompete mit Papstwappen (Papst), Trumscheit mit
Bogen (Kardinal), Sackpfeife (Bischof), Fiedel (Offizial), Harfe (Domherr), Portativ
(Pfarrer), Triangel (Kaplan), Sackpfeife (Abt), Kastagnetten (Arzt, Abb. 3), Feldtrompete
mit Kaiseradler (Kaiser), Schlegel und Trommel (König), Signalhorn (Herzog), Laute
40 Sörries (wie Anm. 6), S. 100; Ludwig Schneegans in: Strassburger Geschichten, Sagen, Denkmäler, Inschriften
, Künstler, Kunstgegenstände und Allerlei, Straßburg 1855, S. 6f.
41 Sörries (wie Anm. 6), S. 100f.; Utzinger/Utzinger (wie Anm. 6), S. 132; Cosacchi (wie Anm. 6), S. 6661T. mit
Abbildung; Joseph Lefftz: Elsässische Totentänze, in: Elsaß-Land Lothringer Heimat 10 (1930), S. 3211T.;
Friedrich Wilhelm Edel: Die Neue Kirche in Strassburg - Nachrichten von ihrer Entstehung, ihren Schicksalen
und Merkwürdigkeiten, besonders auch vom neuentdeckten Todtentanze, Straßburg 1825, S. 55ff.
42 Utzinger/Utzinger (wie Anm. 6), S. 144; Der Heidelberger Totentanz von 1485, hg. von Manfred Lemmer,
Frankfurt a.M. 1991; Kaiser (wie Anm. 1), S. 108ff. mit Abbildungen und Texten; Siegfried Jud: Musikinstrumente
im Totentanz, in: Totentanz-Forschungen - Referate vom Internationalen Kongress in Luzern 1996, Zug
1996, S. 7ff.; Hammerstein (wie Anm. 6), S. 83ff. und 206ff.; Der doten dantz mit figuren clage und antwort
schon von allen staten der werlt, Faksimile der Ausgabe von ca. 1488, hg. von Albert Schramm, Leipzig 1922.
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