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13. ..Bilder des Todes" von Hans Holbein d. J.. Basel (1524-1526)49
Der große Maler und Zeichner Hans Holbein d. J. hat von 1522 bis 1526 in Basel mit dem
aus Luxemburg stammenden Formschneider Hanns Lützelburger zusammengearbeitet.
1524 veröffentlichten beide das Totentanz-Alphabet, das bereits wesentliche Elemente der
kurz darauf von Holbein gezeichneten „Bilder des Todes" enthielt. Auf 24 Holzschnitten
des xylografischen Alphabets (2,5 x 2,5 cm) waren bereits die bekanntesten Standesvertreter
des Totentanzes dargestellt. Dabei signierte der Formschneider mit Hanns Lützelburger
/formschnider / genant Franck.
1525 bestellten die Buchdrucker Melchior und Gaspard Trechsel aus Lyon bei Hans
Holbein 51 Todesbilder. Die zugehörigen Zeichnungen wurden 1530 als Probedrucke seiner
„Imagines mortis" mit deutschen Überschriften in Basel verbreitet. Aber von den
Holzschnitten konnte Lützelburger vor seinem Tod im Jahr 1526 nur 41 fertigstellen, sodass
es erst 1538 zu der Buchpublikation in Lyon unter dem Titel „Les simulachres &
historiees faces de la mort..." kam, allerdings ohne darin Hans Holbein als Zeichner und
Hanns Lützelburger als Formschneider zu erwähnen. Den Abbildungen in der Größe von
6,5 x 5 cm gab man französische Verse von Gilles Corrozet bei.
In der Einleitung zum Totentanz von 1538 wird die Geschichte der ersten Menschen in
vier Bildern geschildert; anschließend sieht man die „Gebeine aller Menschen" aufgereiht
hinter den musizierenden Toten vor dem Beinhaus eines Friedhofs; danach folgen 34 Todesbilder
der einzelnen Standespersonen; das Jüngste Gericht und das Wappen des Todes
bilden den Schluss. Es ist vermutet worden, dass der Mann und die Frau neben dem Wappen
des Todes als Selbstbildnisse von Holbein und seiner Frau angesehen werden können
. Hinzuweisen ist noch auf die Darstellung der Herzogin, die als einziges Bild des
ganzen Zyklus das Monogramm HL des Formschneiders Hanns Lützelburger trägt.
Holbein macht aus dem bisher üblichen Reigen tanzender Paare eine in sich geschlossene
, ergreifende Bildfolge, wie der Knochenmann die Menschen jeden Alters und aus
allen Ständen aus ihrem Beruf und der Lust des Lebens herausreißt und mit sich zieht.
Der Künstler löst die einzelnen Paare aus dem Verbund des Reigens heraus und stellt sie
in einzelnen Bildern dar, dem Buchformat angemessen (Abb. 5). Holbeins neue künstlerische
Sicht bemerkt man vor allem bei der Charakterisierung einzelner Personen und
ihres seelischen Zustands während der Begegnung mit dem Tod. Ihm waren natürlich der
Großbasier Totentanz sowie die Totentanzzyklen von Bern und Kientzheim bekannt.
14. Chur / Kanton Graubünden (1543)50
1543 entstand in Chur ein Zyklus von 35 Todesszenen auf 17 querformatigen Ausfa-
chungen einer Fachwerkwand, in Grisailletechnik gemalt von einem unbekannten Meis-
49 Hans Holbein: Totentanz, Wiesbaden 2003; Schönlein /Wunderlich (wie Anm. 38), S. 1 Off.; Wunderlich (wie
Anm. 6), S. 9ff.; Sörries (wie Anm. 6), S. 29ff.; Hammerstein (wie Anm. 6), S. 91ff. und 218ff.; Egger 2009
(wie Anm. 29), S. 32; Hans Ganz: Der Totentanz - Vierzig Holzschnitte von Hans Holbein dem Jüngeren.
Faksimile-Nachbildungen der ersten Ausgabe, München 1914; Alexander Goette: Holbeins Totentanz und
seine Vorbilder, Straßburg 1897. Zu Heinrich Vogtherr d. Ä. siehe Kapitel IV, Nr. 15 und zu Wenzel Hollar Kapitel
IV, Nr. 27.
50 Gaby Weber/Hans Rutishauser: Die Todesbilder aus dem Bischöflichen Schloss in Chur - Ein Vorbericht, in:
Jahresbericht des Archäologischen Dienstes Graubünden und Denkmalpflege Graubünden 2005, S. 108ff.;
Sörries (wie Anm. 6), S. 133ff. mit Abb. und Literaturhinweisen; Das Rätische Museum ein Spiegel von Bündens
Kultur und Geschichte, hg. von Hans Erb, Chur 1979, S. 180f.; Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des
Kantons Graubünden VII (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 20), Basel 1948, S. 220ff.; Christian Caminada:
Die Churer Totentanzbilder, in: Die Bündner Friedhöfe - Eine kulturhistorische Studie aus Bünden, Zürich 1918,
S. 125ff. Zurzeit wird das Thema im Rahmen einer Dissertation der Universität Zürich bearbeitet.
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