Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0046
I

19. Totentanz am Alten Rathaus in Freiburg im Breisgau (ca. 1559)55

Für kurze Zeit gab es an der Hauptfassade des Freiburger Alten Rathauses ein Wandgemälde
mit Szenen eines Totentanzes, das der Maler Galienus Entringer im Auftrag des
Rats der Stadt Freiburg um 1559 ausgeführt hatte. Weil die Thematik in der Bevölkerung
offensichtlich keinen Anklang fand, erteilte der Rat dem Künstler kurze Zeit später den
Auftrag, das Gemälde am Kathus, des Todten, widerumb hinweg zu thundt und anstatt
desselben die Histori des Königs Philippi Macedonie ze molen.

20. Füssener Totentanz von Jakob Hiebeier in der Annakapelle (1602)56

Der Füssener Totentanz in der Annakapelle des ehemaligen Benediktiner Stifts St. Mang
befindet sich seit der barocken Umgestaltung (1701) an der Westwand der Kapelle; dort
sind heute zehn Einzeltafeln mit je zwei Totentanzszenen (77 x 83 cm) in einem großen
Rahmen zusammengefasst. Aus den Klosterakten ergibt sich, dass um 1600 der damalige
Abt Matthias Schober anlässlich einer Renovierung der Kapelle den Füssener Maler Jakob
Hiebeier mit der Ausführung des Totentanzes beauftragt hat und dass die Herren von
Freyberg die Neugestaltung finanziell unterstützt haben. Der Künstler orientierte sich dabei
weitgehend an dem Großbasier Totentanz und an den „Bildern des Todes" von Hans
Holbein d. J. Auch die Dialogverse halten sich an das Basler Vorbild. Über den Bildtafeln
steht als Motto: Sagt Ja Sagt Nein, Getanzt Muess sein.

21. Luzerner Totentanzgemälde im ehemaligen Jesuitenkolleg/Kanton Luzern (1610/15)57

Im Ritter'schen Palast in Luzern, der zum ehemaligen Kollegium der Jesuiten gehörte und
in dem seit 1804 die Kantonale Regierung residiert, befindet sich ein kunstvoller großformatiger
Totentanzzyklus, der nach heute einhelliger Auffassung von Jakob von Wyl
(1586-1619) stammt. Die 7 Gemälde auf Leinwand (bis zu 3 m breit und 1,15 m hoch)
hängen im zweiten Obergeschoss des Innenhofes. In manieristischem Stil sind die Vertreibung
aus dem Paradies sowie die ineinander übergehenden Tanzszenen von 23 Ständevertretern
in folgender Anordnung dargestellt: Vertreibung aus dem Paradies - Musizierende
Gerippe - Papst, Kaiser - Kardinal - König (Abb. 6), Kaiserin - Königin - Bischof
- Herzog (Reihen 1-3: die höfische Reihe), Abt - Äbtissin - Pfarrer - Richter (Reihe
4: die geistlichen und weltlichen Sachwalter der Gerechtigkeit), Krieger - Bräutigam -
Braut, Jungfrau - reicher Mann - Maler - Krämer, Bauer - Bettler - Kind (Reihen 5-7:
die bürgerliche Standesfolge mit Selbstportrait des Jakob von Wyl).

Zu den Besonderheiten der Darstellung gehört es, dass statt der früher häufig geübten
Kritik an der geistlichen Obrigkeit jetzt der Zeitgeist der Gegenreformation zum Ausdruck
kommt. Der personifizierte Tod scheint seinen Opfern innerlich nahezustehen; die

55 Peter Kalchthaler: Freiburg und seine Bauten - Ein kunsthistorischer Stadtrundgang, Freiburg 42006, S. 18f.

56 Ein Vorgängerbau dieser Kapelle (9. Jahrhundert) war bis zum Bau der romanischen Basilika die erste Klosterkirche
; später diente die Kapelle als Grablege der Familien von Freyberg-Eisenberg, Reinhold Böhm: Der
Füssener Totentanz und das Fortwirken der Totentanzidee im Ostallgäuer und Außerferner Raum, Füssen 42005,
S. 13ff. mit Abbildungen und Texten; Thomas Riedmiller: 400 Jahre Füssener Totentanz, Füssen 2002; Sörries
(wie Anm. 6), S. 169f.; Utzinger/Utzinger (wie Anm. 6), S. 170; Hammerstein (wie Anm. 6), S. 220.

57 Georg Carlen: Der Totentanz im Regierungsgebäude zu Luzern (mit farbigen Abbildungen), in: Egger (wie
Anm. 6), S. 93-125; Sörries (wie Anm. 6), S. 171ff. und 185f.; Utzinger/Utzinger (wie Anm. 6), S. 173;
Hammerstein (wie Anm. 6), S. 143 und 220ff.; Adolf Reinle: Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern II (Die
Kunstdenkmäler der Schweiz 30), Basel 1953, S. 221ff. und 315ff.; Werner Y. Müller: Der Luzerner Totentanz
von Jakob von Wyl, Zürich 1941.

46

i


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0046