http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0051
I
kleideten Herrn entgegen. Rechts ist eine eindrucksvolle Szene dargestellt: Ein Mann in
Reisekleidung und der ihn begleitende Tod kommen auf ihrer Wanderung zu einem Ziehbrunnen
mit Todessymbolen, an dem ein Skelett gerade einen Eimer hinab lässt.
29. Totentanz aus dem ehemaligen Franziskanerkloster in Luzern / Kanton Luzern
(Vor 1653)65
Dem Jahrzeitenbuch der Franziskaner von 1653 ist zu entnehmen, dass es in dem Luzerner
Franziskanerkloster ebenfalls einen Totentanz gegeben hat. Wahrscheinlich gehörte
das Gemälde mit der Beinhausmusik dazu, das heute als letztes Bild den Totentanzgemälden
von Jakob von Wyl hinzugefügt worden ist. Diese Beinhausmusik unterscheidet
sich in der Malweise und in den Bildmaßen (143 x 100 cm im Hochformat) deutlich
von den übrigen Gemälden im ehemaligen Jesuitenkolleg, sodass die Vermutung naheliegt
, es handele sich um das Reststück des verlorengegangenen Totentanzes aus dem ehemaligen
Franziskanerkloster, dessen Entstehung zwischen 1538 und 1653 anzusetzen
wäre.
30. Entwürfe zu einem Totentanz aus St. Blasien (1656)66
Nach Aufhebung des Benediktinerklosters St. Blasien im Schwarzwald (1806) gelangten
mit den Mönchen die meisten Klosterschätze in das Benediktinerstift St. Paul im Lavant-
tal/Kärnten, darunter wahrscheinlich auch vier Entwürfe zu einem monumentalen Totentanz
, die heute im dortigen Stiftsmuseum verwahrt werden. Es handelt sich um lavierte
Federzeichnungen (25 x 20 cm), von denen ein Blatt auf 1656 datiert ist. Die Umstände
ihrer Entstehung und der Verwendungszweck der Entwürfe sind nicht bekannt. Als Künstler
wird ein anonymer Schweizer Maler aus der Nachfolge von Christoph Maurer angenommen
, der sich vorübergehend in St. Blasien aufgehalten haben soll.
31. Totentanz von Wolhusen / Kanton Luzern (ca. 1661)67
Der Totentanzzyklus eines namentlich nicht bekannten Künstlers an den Wänden des
Beinhauses neben der Pfarrkirche St. Andreas in Wolhusen wird von Schweizer Kunsthistorikern
als der qualitätvollste Totentanz der Innerschweiz - mit Ausnahme von Luzern
- angesehen. An den Längswänden sind je vier Vertreter der geistlichen und weltlichen
Obrigkeit dargestellt (Papst, Kardinal, Bischof, Pfarrer und Kaiser, König, Kurfürst, Edelmann
) sowie an der Giebelseite vier Personen der niederen Stände (Wirt, Wucherer,
Bäcker, Mönch). Es hat den Anschein, als ob die mit dem Tod konfrontierten Figuren sich
alle in Richtung auf das Jüngste Gericht hin bewegen, das von demselben Künstler am
Chorbogen gemalt worden ist.
Der Tod tritt auf als ausgemergelte Leiche, nur mit flatterndem Leichentuch und Stirnband
bekleidet. Außergewöhnlich ist, dass den Todesgestalten hier an Stelle gemalter
65 Sörries (wie Anm. 6), S. 185f.; Carlen (wie Anm. 57), S. 95; Frank (wie Anm. 64), S. 201ff. Vgl. auch Anm.
57.
66 Sörries (wie Anm. 6), S. 187; Schatzhaus Kärntens, Bd. 1: Katalog, Landesausstellung St. Paul 1991, Klagenfurt
1991, S. 427; Karl Ginhart: Die Kunstdenkmäler des Benediktinerstiftes St. Paul im Lavanttal und seiner
Filialkirchen, Wien 1969, S. 327 mit Abbildung.
67 Sörries (wie Anm. 6), S. 192f. und 341 ff. mit Abbildungen und Texten; Regula Odermatt-Bürgi: Totentänze
der Innerschweiz (mit Abbildungen), in: Egger (wie Anm. 6), S. 35 und 41 ff.; Utzinger/Utzinger (wie Anm.
6), S. 183; Hammerstein (wie Anm. 6), S. 223; Reinle (wie Anm. 15), S. 497ff.; Johann Rudolf Rahn: Zur
Geschichte des Totentanzes, in: Der Geschichtsfreund 36 (1881), S. 220ff.
51
i
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0051