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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0052
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Köpfe echte Totenschädel mit der jeweils zum Bild passenden Drehung des Kopfes aufgesetzt
worden sind. Statt eines Tanzes oder Reigens wie bei älteren Darstellungen wird
die zeitliche Reihenfolge vom Leben in der Welt und dem sicheren Tod, aber auch von
Auferstehung und Weltgericht im Geiste der Gegenreformation anschaulich gemacht. Die
Ausgestaltung der beinahe lebensgroßen Figuren verrät, dass der Künstler die beiden Totentänze
in Luzern (1610 bis 1637) kannte und die grafischen Vorlagen von Rudolf Meyer
(1650) frei verarbeitet hat. Die vierzeiligen Verse unter den einzelnen Szenen enthalten
die Klagen der Sterbenden, ebenfalls in Anlehnung an den „Sterbensspiegel" der Brüder
Rudolf und Conrad Meyer.

32. Totentanz von Hasle / Kanton Luzern (ca. 1687)68

Die Entstehung der Wandmalerei im Beinhaus neben der Pfarrkirche St. Stephanus und
Laurentius in Hasle fällt in die Amtszeit von Pfarrer Franz Schmid, der auch als ihr Initiator
gilt. Die Stifter sind in den Kartuschen der gemalten Konsolen unter den einzelnen
Figurengruppen namentlich genannt. Weil das Altargemälde in diesem Beinhaus von
Jakob Fleischlin aus Luzern signiert und mit 1687 datiert ist, wird angenommen, dass
auch der im gleichen Jahr entstandene Totentanz von ihm gemalt worden ist.

Acht überlebensgroße Figurenpaare stehen frontal dem Betrachter zugewandt, zwischen
ihnen zwölf Weihekreuze, von denen noch elf erhalten sind. Der Tod ist als Gerippe
dargestellt, der seine Opfer von hinten ergreift und in die von ihm vorgegebene Richtung
lenkt. Von Tanzschritten und Musikinstrumenten ist nichts zu sehen. Papst und Kaiser sind
links und rechts an den Chorwänden abgebildet, während sich an den Längswänden die
Vertreter der Landbevölkerung in Dreiergruppen gegenüberstehen: Wirt, Schreiber und
Müller sowie Jüngling, Bauer und Älpler.

33. Totentanz von Unterschächen / Kanton Uri (ca. 1701)69

Die totentanzähnlichen Szenen befinden sich im Beinhaus neben der Pfarrkirche St. Theo-
dul in Unterschächen an der Auffahrt zum Klausenpass. Die insgesamt sieben Tanzbilder
sind in die Barockarchitektur des einschiffig gewölbten Raumes integriert: zwei ovale
Deckenmedaillons, vier Bilder in den Stichkappen über den Fenstern und ein Medaillon
an der Eingangswand. Statt der üblichen Standespersonen tanzen hier die sieben personifizierten
Laster mit einem Totengerippe. Es sind: Superbia - der Stolz, Avaritia - die Habsucht
, Luxuria - die Wollust, Ira - der Zorn, Gula - die Unmäßigkeit, Invidia - der Neid,
Accedia - die Trägheit. Diese Laster werden in zweizeiligen Versen beschrieben mit Hinweisen
auf die Folgen für die davon befallenen Menschen.

Der Totentanz bildet zusammen mit dem Altarbild vom guten Sterben, dem Jüngsten
Gericht an der Decke des Chorraums und einer Bildfolge zum Schicksal der Armen Seelen
ein ikonografisches Gesamtprogramm, zu dem auch eine Darstellung der „Dankbaren

68 Sörries (wie Anm. 6), S. 196f. und 343 mit Abbildungen und Texten; Odermatt-Bürgi (wie Anm. 67), S. 35
und 49ff.; Utzinger/Utzinger (wie Anm. 6), S. 185; Heinz Horm: Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern,
Neue Ausgabe I (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 80), Basel 1987, S. 190ff.; Xaver von Moos: Die Kunstdenkmäler
des Kantons Luzern I (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 18), Basel 1946, S. HOff.

69 Sörries (wie Anm. 6), S. 86 und 237ff.; Regula Odermatt-Bürgi: Der Tod und die sieben Todsünden von
Unterschächen, in: Totentanz-Forschungen - Referate vom Internationalen Kongress in Luzern 1996, Zug 1996,
S. 13ff. Zur Darstellung der „Dankbaren Toten" vgl. Kapitel III, Nr. 9-13.

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