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Abb. 8 Mein Trompetenschall bringt Freude oder Truebsal in Ewigkeit. Aus dem Totentanz des Johann Jakob
Winter von 1723, Beinhauskapelle von Bleibach im Breisgau (aus: Wunderlich [wie Anm. 1], S. 87).
An der rechten Kapellenwand folgen auf das Tanzpaar „Tod und Mädchen" drei Einzelbilder
des Todes jeweils mit Stundenglas, Blumenstock oder verlöschender Kerze. An
der linken Wand sind dargestellt: Der Tod als Soldat mit Helm und Mahntafel (HODIE
MIHI CRAS TIBI - Heute trifft es mich, morgen dich!), der Tod mit Sense, Wanderstab
und Huckelkorb, der Tod mit Armbrust, der Tod mit Pfeilen sowie der Tod als Orgelspieler.
Es ist kein Totentanz im üblichen Sinn, vor allem weil nur im ersten Bild ein Tanzpaar
vorkommt und weil es keine Begleittexte gibt. Stattdessen wird in den übrigen Szenen der
Tod jeweils mit Attributen abgebildet, die auf seine eigentliche Funktion hinweisen. Aber
es zeigt sich auch bei genauer Betrachtung des Bildes mit dem Huckelkorb, dass darin
tatsächlich Totenschädel mit den typischen Kopfbedeckungen der bekannten Ständevertreter
eines Totentanzes enthalten sind, nämlich Tiara, Krone, Kardinalshut, Mitra und
Barett. Deshalb erscheint es gerechtfertigt, die Füssener Todesbilder in die Reihe der
Totentänze aufzunehmen.
Außergewöhnlich ist das an der Orgelbrüstung gemalte Bild: Das Totenskelett sitzt auf
einer Totenbahre und spielt die Orgel, während sich hinter dem Instrument der Himmel
öffnet und den Blick freigibt auf eine Posaune des Jüngsten Gerichts mit einigen nicht
mehr lesbaren Zeichen (links) und auf den geöffneten Rachen eines Höllenungeheuers
(rechts). Es liegt nahe, dabei an die „Vier letzten Dinge" zu denken: Tod (Sarg), Letztes
Gericht (Posaune), Himmel (Zeichen neben der Posaune) und Hölle (Ungeheuer).
38. „Freund Heins Erscheinungen" von Johann Rudolf Schellenberg, Winterthur (1785)74
1785 erschien im Verlag Heinrich Steiner in Winterthur eine ganz neue Art von Totentanz
unter dem Titel: „Freund Heins Erscheinungen in Holbeins Manier" mit Radierungen von
74 Mörgeli/Wunderlich (wie Anm. 51), S. 29f.; Wunderlich (wie Anm. 6), S. 51 ff. („Schellenbergs Freund Heins
Erscheinungen in Holbeins Manier"); Brigitte Thanner: Schweizerische Buchillustration im Zeitalter der Aufklärung
am Beispiel von Johann Rudolf Schellenberg, Bd. 1, Winterthur 1987, S. 505ff.
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