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dem Schweizer Illustrator Johann Rudolf Schellenberg aus Winterthur und Bildtexten von
dem deutschen Schriftsteller und Literaturkritiker Karl August Musäus aus Weimar. Der
Titel war übernommen von Matthias Claudius, der in seinem „Wandsbecker Bothen" den
Sensenmann scherzhaft als „Freund Hain" bezeichnet hatte. In seinen 25 Radierungen
zeichnet Schellenberg teilweise die überkommenen Motive nach, verändert sie aber in
Darstellung und Sinngebung: Es gibt keine christlichen Themen, keine Standesvertreter
und keine Adeligen mehr; es wird auch nicht mehr getanzt. Stattdessen stellt der Künstler
die Narrheit der Menschen dar und schildert, wie der Tod sich seine Opfer mitten im
Alltag sucht und sich über sie lustig macht. Auch bei der Wahl der Themen und der Bildtitel
kommt das Frivole und Karikaturhafte zum Ausdruck.
39. Freiburger Totentanz (letztes Viertel 18. Jh./1963)75
In der Vorhalle der Michaelskapelle auf dem „Alten Friedhof von Freiburg im Breisgau
hat sich ein Totentanz erhalten, dessen Konzeption auf das Jahr 1796 zurückgeht. Er
besteht aus 12 Wandbildern, die um ein Bild des Jüngsten Gerichts über dem Eingang
gruppiert sind.
Die 1725 errichtete Kapelle wurde etwa 30 Jahre später vergrößert und um eine Vorhalle
erweitert, an deren drei Innenwänden ein unbekannter Künstler gegen Ende des
18. Jahrhunderts den ursprünglichen Totentanzzyklus geschaffen hat. Dargestellt war die
Allgegenwart des Todes in jedem Lebensalter (Bild 1-7) und bei jedem Stand (Bild 8-12).
Dabei trat der Tod zwar als Todesgestalt mit Todespfeil auf, wirkte aber weniger grauenerregend
als in den mittelalterlichen Totentänzen, sondern eher freundlich darum bemüht,
seinem Opfer das Hinübergehen in die andere Welt zu erleichtern.
1856 übermalte der Kunstmaler Dominik Weber die ursprüngliche Fassung des Totentanzes
und passte die Wandgemälde in vielen Details dem Zeitstil an, was dann bei der
nächsten Restaurierung im Jahr 1893 durch den Maler Sebastian Luz wieder beseitigt
wurde. Weitere Restaurierungen folgten 1916 und 1928, bevor der Freiburger Totentanz
durch Kriegseinwirkung 1945 vollständig zerstört wurde.
1963 erhielt der Innsbrucker Freskenmaler Wolfram Köberl von der Stadt Freiburg den
Auftrag, die Wandgemälde der Vorhalle in Anlehnung an den alten Totentanzzyklus zu erneuern
und die Bildunterschriften möglichst in der alten Schreibweise zu übernehmen.
40. Totentanz-Figuren von Zizenhausen (1822/23)76
In Zizenhausen, das heute zur Stadt Stockach am Bodensee gehört, schuf Anton Sohn ab
1822 eine Totentanzfolge von 42 Terrakotta-Figürchen. Der Basler Kunsthändler Johann
Rudolf Brenner hatte nach dem Abbruch der Friedhofsmauer am Dominikanerkloster
75 Joachim Faller: Zur Außenbemalung der St. Michaelskapelle auf dem Freiburger „Alten Friedhof", in: Schau-
ins-Land 127 (2008), S. 47-59; Ingrid Kühbacher: Sie lebten in Freiburg - Erinnerungen beim Gang über den
Alten Friedhof, Freiburg 31997, S. 65ff.; Sörries (wie Anm. 6), S. 2411T.; Utzinger/Utzinger (wie Anm. 6),
S. 202; Julius Dorneich: Der Alte Friedhof in Freiburg im Breisgau, Freiburg 1967; Hermann Eris Busse: Ein
Totentanz - Zwölf Bilder in der Vorhalle der St. Michaelskapelle auf dem alten Friedhof zu Freiburg LB., Freiburg
1924; Adolf Poinsignon: Der Todtentanz in der St. Michaelskapelle auf dem alten Friedhof in Freiburg im
Breisgau, hg. vom Breisgau-Verein „Schau-ins-Land", Freiburg 1891.
76 Yvonne Istas: Terrakotten, Model und noch mehr. Das Erbe der Familie Sohn aus Zizenhausen, Ausstellungskatalog
, Stockach 2004, S. 30-33; Stefanie Knöll: Der Zizenhausener Totentanz, hg. von der Arbeitsgemeinschaft
Friedhof und Denkmal e.V., Kassel 2004; Egger 1990 (wie Anm. 29), S. 80ff.; Das Weltbild der Zizenhausener
Figuren, Katalog zur Ausstellung des Rosengartenmuseums in Konstanz und des Historischen Museums
in Basel, hg. von Wilfried Seipel, Konstanz 1984, S. 58-88.
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