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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0063
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wicklung. Daraus müsste sich eigentlich ein hohes Interesse an deren Prosperieren ableiten lassen
; zur Untermauerung dieser Annahme lassen sich jedoch in Bezug auf die Rekrutierung der
Besucherschaft keinerlei Anhaltspunkte finden. Die Studentenzahlen aus Freiburg selbst haben
sich während des gesamten Zeitraumes sehr gering gehalten. Es ist eher eine eigenständige
städtische Schulorganisation mit der ansässigen Lateinschule zu vermuten, die sich seit der
Mitte des 13. Jahrhunderts etablieren konnte.19

Alles deutet auf eine selbstbewusste Stellung der Stadt und eine wechselseitig dienliche Beziehung
hin, was die Attraktivität Freiburgs als Studienort im Hinblick auf das Ansehen der
Studentenschaft und die Lebens- und Wohnbedingungen in Freiburg begünstigt hat. Auf Universitätsbelange
hat die Stadt jedoch keinen direkten Einfluss gehabt.

Wirkung des oberrheinischen Humanismus

Die Zeit des Humanismus wurde von einem Mentalitätswandel begleitet, der mit einem neuen
Verständnis von Wissen und Bildung einherging. Auch die Städte wurden von der Bildungsbewegung
insofern erfasst, dass die Stadtbürger ihren Nutzen im Wissenserwerb entdeckten, nun
selbstständig über die für ihre Arbeit benötigten Wissensbestände verfügen wollten und eine
entsprechend eigenständige und selbstbewusste Stadtpolitik entfalteten.20 Dies gilt auch für den
oberrheinischen Humanismus, der seine Durchsetzungskraft maßgeblich durch sein weit gespanntes
Netz von Gelehrten gewann. So ist sogar von einer ersten Blüte der Universität dank
berühmter humanistischer Lehrer, die sich in Freiburg eingefunden haben, die Rede.21 Darunter
sind Philosophen wie Gregor Reisch und Glarean, der Theologe Johannes Geiler von Kay-
sersberg, der Poet Jakob Locher Philomusus, der 1493 auf die Humanistenlektur berufen
wurde, und der Jurist Ulrich Zasius, der 1520 das Freiburger Stadtrecht verfasste, zu nennen.
Aus Freiburger Studentenkreisen stammten auch die späteren Straßburger Reformatoren Jakob
Sturm, Kaspar Hedio und Wolfgang Capito.22

Entgegen den Erwartungen an solch ein geistiges Zentrum und der sich lang gehaltenen Annahme
, dass humanistische Gelehrte Studentenmassen an die Universitäten gezogen hätten,
weist Rainer Schwinges daraufhin, dass sich das humanistisch geistige Klima meist auf kleine,
interessierte Gruppen beschränkt hat.23 In Anbetracht der Studentenfrequenz hat dies in der Tat
die Ausstrahlungskraft der Freiburger Hochschule nicht nachweislich beeinflusst. Der Zulauf
an Studenten war für die Lebensfähigkeit der Lehranstalt zwar ausreichend, aber darüber hinaus
blieb deren humanistisches Wirken örtlich begrenzt.24

Konjunkturelle und zyklische Strukturen unter geografischen Vorzeichen

Nicht nur lokale Einflüsse wirken auf den Besucherstrom einer Universität. Auch übergeordnete
Ursachen lösen konjunkturbedingte Schwankungen aus, gegen die lokale Institutionen

19 Die Zweigleisigkeit des Bildungssystems hat in vielen Städten zu Konkurrenz Situationen geführt. So hatte offenbar
die private Schule Glareans in Basel sogar einen größeren Zulauf als die mit ihr konkurrierende artistische
Fakultät. Vgl. Ernst Schubert: Motive und Probleme deutscher Universitätsgründungen des 15. Jahrhunderts
, in: Beiträge zu Problemen deutscher Universitätsgründungen der frühen Neuzeit, hg. von Peter Baumgart
und Notker Hammerstein (Wolfenbütteler Forschungen 4), Nendeln/Liechtenstein 1978, S. 13-74, hier S. 34.

20 Martin Kintzinger: Wissen wird Macht. Bildung im Mittelalter, Ostfildern 2007, S. 125ff.

21 Laetitia Boehm: Artikel „Freiburg im Breisgau", in: Lexikon des Mittelalters 4, München/Zürich 1989, Sp.
888-892, hier Sp. 891.

22 Ebd.; Ritter (wie Anm. 17), S. 284.

23 Schwinges (wie Anm. 8), S. 16f.

24 Anton Schindling: Die katholische Bildungsreform zwischen Humanismus und Barock. Dillingen, Dole, Freiburg
, Molsheim und Salzburg: Die Vorlande und die benachbarten Universitäten, in: Vorderösterreich in der
frühen Neuzeit, hg. von Hans Maier und Volker Press, Sigmaringen 1989, S. 137-176, hier S. 143f.

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