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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0064
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nichts unternehmen können, denen sie vielmehr ausgeliefert sind. Dazu gehören demografische
Entwicklungen, Epidemien, Agrarpreiskonjunkturen, klimatische Bedingungen, aber auch politische
Unruhen und Kriegshandlungen.25 Im Fall von Freiburg lassen sich zwischen 1473 und
1526 mehrere Pestwellen feststellen. Dies führte 1492 dazu, dass die Studenten die Stadt verließen
, um der Seuche zu entgehen.26 Diese Epidemien haben eher kurzfristige Frequenzab-
schwünge und einen Rückstau an Studierwilligen verursacht, der in den folgenden frequenzstarken
Jahrgängen kompensiert wurde. Kriegerische Auseinandersetzungen wirkten sich hingegen
auf den Zustrom von Studierenden an die Freiburger Universität kaum aus. Von
Bedeutung waren allenfalls der Schwabenkrieg (1498/99) und mehr noch der Bauernkrieg
(1524/25).27 Daneben haben Agrarhochpreisphasen in den 1480er-Jahren, gipfelnd 1490, sowie
1527 infolge von Missernten und Nahrungsmittel Verknappung längerfristig zu Frequenzstörungen
geführt. Entsprechend haben Tiefpreisphasen einen Massenandrang gefördert.28

Durch das individuelle Zusammenwirken dieser Umweltfaktoren verliefen die Konjunkturen
der einzelnen Universitäten unterschiedlich bzw. zeitlich versetzt. Trotz allem finden sich in
den Wachstums-, Stagnations- und Rezessionsphasen der Universitäten gemeinsame, regelhafte
Verlaufsmuster. Anhand dessen hat Schwinges eine Gruppierung von Universitäten erarbeitet
, aus denen sich Großräume mit spezifischen Zyklusfolgen bestimmen lassen (Abb. 2).29
Auffallend ist, dass Freiburg mit Wien eine strukturelle Einheit mit einem Drei- bis Fünfjahreszyklus
bildet und sich nicht in die Gruppe der Universitätsstandorte entlang des Rheins
(Löwen, Köln, Heidelberg und Basel) eingliedert. Dies legt den Schluss nahe, dass die Bindung
an das habsburgische Haus sehr ausgeprägt war. In der Tat wird die Universitätsgründung im
„Zusammenhang [mit] de[n] politischen Pläne[n] des Hauses Habsburg, sich am Oberrhein ein
starkes, geschlossenes Territorium zu gründen",30 gesehen. Noch ist strittig, inwieweit Kaiser
Friedrich III. (1415-1493) neben der Wiener Universität, zu der ein gespanntes Verhältnis bestand
, Interesse an einer zweiten habsburgischen Universität gehabt hat.31 Eine Instrumentalisierung
der Universität zur Sicherung der umkämpften vorderösterreichischen Lande scheint
wahrscheinlich, wodurch sich auch auf ein direktes Eingreifen und administrative Maßnahmen
aus Wien schließen lässt. Durch die Abhängigkeit von Wien dominierte in Freiburg beispielsweise
die nominalistische Lehrmethode. Somit wurden Scholaren und Magister von Universitäten
, die sich der realistischen Methode verschrieben hatten, ferngehalten. Erst Erzherzog
Siegmund hat 1484 aus Sorge um die Frequenz der Artistenfakultät die Parität, die Zulassung
beider Lehrmethoden, angeordnet, welche jedoch erst 1487 umgesetzt wurde.32 Auch die Statuten
der Universität wurden nach Wiener Vorbild verfasst.33 Außerdem bestand ein großer Ein-
fluss Wiens in der personellen Zusammensetzung der Artistenfakultät. Es wird sogar von einem

25 Schwinges (wie Anm. 4), S. 147.

26 Vgl. Beat Immenhauser: Bildungswege - Lebenswege. Universitätsbesucher aus dem Bistum Konstanz im
15. und 16. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 8),
Basel 2007, S. 53ff. Zur Pest in Freiburg siehe Konrad M. Müller: Das „Große Sterben" in Freiburg, in:
Alemannisches Jahrbuch 2005/2006 (2008), S. 363-391, bes. S. 367f.

27 Immenhauser (wie Anm. 26), S. 57.

28 Ebd., S. 58ff.

29 Schwinges (wie Anm. 4), S. 146.

30 Ritter (wie Anm. 17), S. 282.

31 Dieter Speck: Fürst, Räte und die Anfänge der Freiburger Universität, in: Attempto - oder wie stiftet man eine
Universität? Die Universitätsgründungen der sogenannten zweiten Gründungswelle im Vergleich, hg. von Sönke
Lorenz, Stuttgart 1999, S. 55-111, hier S. 69ff.

32 Hugo Ott: Aus der Frühzeit der Freiburger Universität, in: Freiburg in der Neuzeit, hg. von Wolfgang Müller
(Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts 31), Bühl/Baden 1972, S. 7-23, hier S. 19; Schubert (wie Anm.
19), S. 68.

33 Ott (wie Anm. 32), S. 18f.

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