http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0066
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Basel durch die seit 1457 geplante Einrichtung der Freiburger Universität und den drohenden
Abzug von Studenten wirtschaftliche Nachteile. Der städtische Rat sprach sich daher seit 1459
offensiv und direkt gegen eine Universität in Freiburg aus. Gegenüber Erzherzog Siegmund
wurde mit der ungünstigen Lage des wesentlich kleineren Freiburg argumentiert und stattdessen
für ein Studium generale in Basel geworben: dz der herschaft von Osterich lande ... ein
hohe schule ze Basel nutzer sye, denn ob sy ze Friburg were?1 Aus dieser empfundenen Bedrohung
eines für beide Universitäten nicht ausreichenden Zuzugs ist klar abzulesen, dass die
Konkurrenzsituation ein angespanntes Verhältnis zwischen den Universitäten auslöste und den
freigiebigen Studentenaustausch belastete. Somit ist die allgemeine Tendenz zur Begrenztheit
von Einzugsgebieten nicht nur ein Ausdruck der Territorialisierung, sondern kann auch mit
direkter Konkurrenz verbunden sein.
Das Haupteinzugsgebiet der Basler Universität lag in den Nachbarlanden, der Markgrafschaft
Baden, dem Breisgau und Elsass sowie der Schweiz.38 Die teilweise Überschneidung mit
der Freiburger Universität wird offensichtlich. Als Ausblick auf die reformatorische Zeit ist
anzumerken, dass die aufgrund ihrer günstigen Lage und Wirtschaftskraft weitgespannten
europäischen Beziehungen der Stadt Basel ihrer Universität halfen, die regionale Beschränkung
aufzubrechen und ein internationales Publikum anzulocken.39
Mobilitätsprofil der Studenten an der Universität Freiburg
Die Rektoratsmatrikeln der Universität Freiburg dokumentieren - allerdings ohne Gewähr auf
Vollständigkeit - alle Inskribierten eines Semesters und bieten damit eine exzellente Quelle,
um die Bewegungsprozesse zu quantifizieren und geografisch zu verorten.40 Die Auswertung
der Matrikeln bringt jedoch einige Schwierigkeiten mit sich, da sie lediglich die Personenzahl
des Hochschulzugangs mit der Heimatangabe belegen. Weil folglich keine Exmatrikulationen
überliefert sind, ist die exakte Dauer des Aufenthaltes unbekannt. So sind Kurzbesucher auf
Bildungsreise und langjährige Studenten gleichsam erfasst. Die jeweilige Immatrikulationsfrequenz
ist unter Annahme einer durchschnittlich zweijährigen Aufenthaltszeit über vier Halbjahre
zu summieren, um die Gesamtfrequenz zu ermitteln. Diese hat bis ins 18. Jahrhundert um
200 Studenten geschwankt. Da die Erfassung nicht lückenlos umgesetzt wurde, sind einige Angaben
rechnerisch nicht schlüssig. Diese Einschränkungen in der Aussagekraft der Matrikeln
sind im Folgenden im Auge zu behalten.
Im Zeitraum von 1460 bis 1528 waren 5.709 Studenten an der Universität Freiburg eingeschrieben
(Abb. 3).41 Im Eröffnungsjahr der Universität 1460 betrug die Zahl der Immatrikulierten
mit 215 Studenten die höchste während des gesamten Betrachtungszeitraumes. Dass in
diesem Jahr die höchste Frequenz erreicht wurde, die sogenannte „Eröffnungsklientel", ist auch
an anderen Universitäten ein typisches Phänomen.42 In Freiburg fielen die Besucherzahlen jedoch
für ungewöhnlich viele Jahre in einen Abschwungprozess mit sehr geringen Neuzugängen
. In den folgenden zwei Jahrzehnten schloss sich eine Phase der Stagnation an, in der die
Zahl der Inskribierten relativ beständig um durchschnittlich 26 Studenten tendierte. Ab 1487
37 Staatsarchiv Basel (StAB), Erziehungsakten (EA) X 1, 1 Nr. 17, zitiert nach Ernst Schubert (wie Anm. 19),
S. 68.
38 Marc Sieber: Die Universität Basel nach Einführung der Reformation, in: Patschovsky/Rabe (wie Anm. 1),
S. 69-83, hier S. 73.
39 Ebd.
40 Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf: Die Matrikel der Universität Freiburg i. Br. von 1460-1656,
Bd. 2, hg. von Hermann Mayer, Freiburg 1910 (ND Nendeln/Liechtenstein 1976), Tabelle II.
41 Von den 5.709 Inskribierten sind 274 Studenten unbekannter Herkunft. Daher werden für weitere Berechnungen
die verbleibenden 5.435 als Datenbasis zugrunde gelegt.
42 Immenhauser (wie Anm. 26), S. 50.
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