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Studenten aus der Diözese Augsburg nach Freiburg. In einigen Semestern betrug ihr Anteil an
der Gesamtzahl der Studierenden sogar 25 %.48 Im 16. Jahrhundert beschränkte sich der Haupteinzugsbereich
weiter auf die nähere Umgebung, sodass aus den vorderösterreichischen
Besitzungen des Hauses Habsburg das Hauptkontingent kam. Zusätzlich stiegen auch die Zahlen
aus Burgund und Lothringen.49 Dieser Trend zeichnete sich allerdings zu Anfang des Jahrhunderts
noch nicht eindeutig ab.
Die Konkurrenzsituation zwischen den Universitäten Basel und Freiburg wird an den sehr
niedrigen Studentenzahlen aus der Diözese Basel deutlich sichtbar. In Anbetracht der Wettbewerbsverhältnisse
hat seit Beginn des 16. Jahrhunderts die Zahl der aus Basel stammenden
Hochschulbesucher dennoch zugenommen und fand auch in den Jahrzehnten nach der Durchsetzung
der Reformation in Basel und dem nun geltenden Gebot, an einer Universität der gleichen
Konfession zu studieren, keinen Abbruch.
Die Bestimmung von Ausreißern ist im Fall von Freiburg schwer, da zahlreiche Diözesen als
Heimat von zahlenmäßig wenig Studenten auftauchen. Erwähnenswert sind lediglich neun Studenten
aus der Diözese Salzburg im Halbjahr 1461/62 und in den Jahren 1522 und 1523 sowie
fünf Studenten aus der Diözese Passau im Halbjahr 1463/64 und 1498, die man eher an der
Universität in Wien oder Prag vermutet hätte. Des Weiteren sind zwei Studenten aus der Diözese
Mailand im Halbjahr 1495/96 und drei Studenten aus der Diözese Aquileja im Halbjahr
1522/23 anzuführen, deren Nähe zu einer oberitalienischen Universität ins Auge fällt.
Strukturelle Veränderungen des Einzugsbereiches lassen sich erst in Langzeitbetrachtung erkennen
. Beispielweise brachte die Zäsur um 1529 einen deutlichen Wandel in der Herkunft der
Freiburger Studenten. Von nun an tauchten auffallend viele Studenten aus verschiedensten Regionen
auf, deren Anteil an der Gesamtstudierendenzahl stetig zunahm. Das 16. Jahrhundert
kann daher als Phase der Überregionalisierung beschrieben werden, deren Hintergründen gesondert
nachgegangen werden muss.
Zusammenfassung
Resümierend ist festzuhalten, dass die spezifische Studentenmobilität einer spätmittelalterlichen
Universität deren Existenzsicherung bedeutete und zugleich Aushängeschild für ihre
Nähe und Vernetzung im räumlichen, wirtschaftlichen und politischen Sinne war.
Die Universität Freiburg wies für eine Landesuniversität typische Mobilitätsstrukturen auf.
Ihr Haupteinzugsgebiet lag vor allem im Breisgau und Schwarzwald, am Oberrhein, in Schwaben
, im Elsass und in der Schweiz. Die Diözese Konstanz dominierte als Kerngebiet eindeutig
die Studentenstruktur. Weiter entfernte Heimatdiözesen tauchten nur temporär in den Matrikeln
auf. Die Ausstrahlungskraft der Universität war demnach in ihren ersten Bestandsjahrzehnten
recht begrenzt. Sowohl verzögerte als auch sehr rasche Wachstumsbewegungen charakterisieren
diese Zeit.
Das entworfene Mobilitätsprofil spiegelt deutlich die Territorialisierung der Universitätslandschaft
im Spätmittelalter wieder. Darüber hinaus haben die Ausführungen gezeigt, dass im
Gegensatz zu universitätsinternen und lokalen Einflüssen des näheren Umfeldes vorwiegend
externe und übergreifende Rahmenfaktoren ausschlaggebend für die potenzielle Reichweite
einer Universität waren. Diese führten im Fall von Freiburg zu einer Beschränkung der Anziehungskraft
, die einen regional begrenzten Einzugsbereich der Universität zur Folge hatten.
Die Wirkungskräfte waren vielschichtiger Natur. Epochale, konjunkturelle, zyklische und
territoriale Einflüsse überlagerten sich, sodass deren Einflusspotenzial auf die Mobilitätspro-
48 Zum Beispiel 25 % im Halbjahr 1515/16 und sogar 29 % im Halbjahr 1494/95.
49 Franz Eulenberg: Die Frequenz der deutschen Universitäten von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, o. O. 1904
(ND Berlin 1994), S. 61.
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