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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0089
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Die nächsten Phasen des Linienbaus setzten 1671 (Holländischer Krieg) und 1688/89 (Pfälzischer
Erbfolgekrieg) ein. Insgesamt ist eine regionale, aber immer noch keine übergeordnete
Koordination erkennbar. Zu den Festungen, Waldstädten sowie größeren Orten im Schwarzwald
und im Kinzigtal kamen befestigte Passübergänge und vornehmlich ab 1676 neue Schanzen
sowie Blockhäuser auf wichtigen Punkten des Schwarzwaldes. Das Befestigungssystem
reichte vom Rothaus bei Säckingen am Rhein bis in die Gegend von Pforzheim.

Ein systematischer Bau von Befestigungsanlagen ist seit 1693/94 und dann 1701/02 festzustellen
. Im Januar 1693 übertrug der Kaiser Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden den Oberbefehl
über die Truppen am Oberrhein. In den nächsten zwei Jahrzehnten bauten der Markgraf
und seine Nachfolger an verschiedenen Linien am Rhein, im Schwarzwald, in den Vorbergen
und längs des Schwarzwaldkammes. Unter dem Befehl des „Türkenlouis" wurden ab 1693 Anlagen
auf dem Schwarzwaldkamm vom Rothaus bei Säckingen bis zum Dobel errichtet. Die
sogenannte „Hintere Verteidigungslinie" ließ er neu erbauen. Bereits vorhandene Schanzen der
vorderen Linie wurden renoviert und verstärkt.

Der Ausbruch des Spanischen Erbfolgekrieges beschleunigte den Bau der Befestigungen.
Gegenüber früheren Anlagen stellt die Randlinie die wesentlichste Veränderung dar. Als Seitenlinien
wurden z.B. ab 1703 diejenigen vom Karlstein über Huberfeisen, Prechtaler Schanze,
Höchst, Büchereck und bei Haslach und Steinach angelegt. Im Herbst 1707 ließ der Befehlshaber
am Oberrhein, Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, Kurfürst von Hannover, als
Ersatz für die von den Franzosen zerstörte Stollhofener Linie die Ettlinger Linie errichten. Sie
schloss mit einem Verhau an die Kammlinie an und wurde durch Einzelwerke bis hinab nach
Philippsburg an den Rhein fortgesetzt.

Vom Polnischen Erbfolgekrieg (1733-1738) wurden die letzten großen Instandsetzungsarbeiten
an den Schanzen ausgelöst. Im Rahmen eines von Prinz Eugen angelegten Verteidigungssystems
entstanden an Stelle der 1734 eroberten und eingeebneten Ettlinger Linien in
kleinerem Umfang 1735 neue Werke.3 Erzherzog Karl Alexander von Württemberg gab 1734
und 1735 mehrere Erlasse zum Schanzwesen im Schwarzwald, in Heilbronn, Lauffen und Vaihingen
heraus.

Die letzte historisch gut belegte Phase des Schanzen- und Linienbaus fällt in die Zeit der Koalitionskriege
(1796-1815). 1796 ließ der Herzog von Württemberg auf dem Kniebis eine neue,
große Schanze anlegen, und wenig später riet der württembergische General von Theobald zur
Sicherung der Höhen und Pässe vor allem durch Erdwehren. Mit seinen Vorschlägen wollte er
den Angriffsplänen des napoleonischen Generalstabsoffiziers Guilleminot begegnen. Ingenieur
Rösch erhielt neben der Befestigung des Kniebis auch Aufträge in anderen Teilen des Schwarzwaldes
. Für den Bereich Titisee-Höllental wurde noch 1811 eine neue Linie geplant, jedoch
nicht ausgeführt. In die Zeit der Koalitionskriege datieren auch die Schanzen bei St. Märgen.
Die älteren Linien als Gesamtsystem waren zu dieser Zeit militärisch jedoch bedeutungslos.
Einzelne Anlagen wurden offenbar während der Revolution 1848/1849 in den Kämpfen zwischen
Freischärlern und Regierungstruppen besetzt, worauf z.B. Geschosse von der Franzosenschanze
bei Freiburg hinweisen (Abb. 2).4 Eine Karte aus den 1860er-Jahren deutet noch
jüngere Pläne für die Einbeziehung des Schwarzwaldes in die Verteidigung Südwestdeutschlands
an. Die verzeichneten Truppenaufstellungen folgen dabei teilweise den alten Linienverläufen
.

3 Ernst Boesser: Zur Geschichte der Schwarzwaldlinien, in: Alemannia. Zs. für alemannische und fränkische
Geschichte (= Zs. der Gesellschaft für Geschichtskunde zu Freiburg) NF 5 (1904), S. 223-240 und 292-298, hier
S. 225.

4 Gefunden und dankenswerterweise für die Publikation zur Verfügung gestellt von Sven Gütermann.

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