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schaft und die nahegelegenen Ortschaften im Hinblick auf benötigte Arbeitskräfte, Einquartierungen
, Fuhrdienste und Baumaterialien geachtet wurde. Auch in den nachfolgenden Jahren
wurden Informationen zu den Pässen gesammelt.6 Eine Schanzordnung vom 4. April 1682
schrieb fest, dass sich der Ingenieur vor Beginn der Arbeiten vor Ort ein Bild von der Beschaffenheit
des Geländes und des Baugrundes zu machen habe. Die Aufsicht bzw. Leitung vor
Ort in den einzelnen Abschnitten wurde Offizieren übertragen, die Bericht über den Fortgang
der Arbeiten zu erstatten hatten.
Einige Quellen geben über die Beteiligung des Militärs am Linienbau Auskunft. Im Oktober
1695 waren 1.500 Soldaten am Bau der Eppinger Linien beteiligt. Zudem hatten stehende und
bewegliche kleine Truppenkontingente jeweils bestimmte Strecken vor französischen Angriffen
zu schützen. 1702 wurden von Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden 5.000 Mann des vorderösterreichischen
und schwäbischen Aufgebotes zur Verschanzung und Besetzung der
Schwarzwaldpässe verwendet. Für Arbeiten an den Bühl-Stollhofener Linien zog der Markgraf
1703 Truppen aus der Rheinpfalz und den Winterquartieren am Neckar heran. Möglicherweise
gehörten die Einheiten der Feldartillerie an.7 An der Spitze der technischen Gruppen stand der
Feldzeugmeister, von dem erwartet wurde, dass er sich mit dem gesamten Dienst der Artillerie
auskannte, Wasserbauten anlegen konnte und über Kenntnisse im Bergbau verfügte. Brücken-
und Schanzbauer hatten Wege und Brücken herzustellen und auszubessern, Schanzen, Laufgräben
und Batterien zu bauen sowie Reisigarbeiten zu verrichten. Die Feldartillerie-Truppe
unterstützte durch ihre Aktivitäten die Hauptwaffengattungen Artillerie und Infanterie. Im Bedarfsfall
konnten für die Pionierarbeiten auch die Infanterie herangezogen werden.
Ohne die Zivilbevölkerung wäre der Bau der Linienbefestigungen kaum möglich gewesen.
Sie musste die Schanzarbeiten als Handfrondienst verrichten. Die Rekrutierung der Schänzer
erfolgte nicht nur in der Nähe der einzelnen Bauabschnitte, sondern auch in der weiteren Umgebung
.8 Mit geringen Ausnahmen war im Prinzip jeder zur Fron gezwungen, konnte sich aber
durch Stellung eines bezahlten Ersatzmannes bzw. der Zahlung von Schanzgeld seiner Pflicht
entledigen.9 Insgesamt mangelte es an Arbeitern, da Herrschaften und Stände nicht die geforderte
Anzahl stellten. Das Schanzen wurde ferner auch als Strafe von der Gerichtsbarkeit angesetzt
, z.B. während der Salpetererunruhen 1739 oder auch noch Ende des 18. Jahrhunderts.
Ein Schanzmeister führte die Aufsicht. Die Buchführung über geleistete Hand- und Fuhrfronen
sowie Abrechnungen im Rahmen des landständischen Quantums oblagen einem Fron- oder
Schanzschreiber.
Baumaterialien und Werkzeuge
In der Regel wurden lokal verfügbare Baumaterialien verwendet, wie Erde, Steine, Holz und
Rasensoden. Jedoch musste auch von weiter entlegenen Orten Material zu den Linien transportiert
werden. Die Materialfuhren nehmen in der historischen Überlieferung einen großen
Raum ein. Neben Erde war Holz wichtigster Baustoff für die Linienbefestigungen und wurde
für Verhacke, Palisaden, Pfähle, Faschinen, Schanzkörbe, Chartaquen bzw. Blockhäuser und
Schleusenanlagen benötigt. Probleme in der Holzversorgung bestanden bei den Verhacken, was
noch in der „Neuen Holzschätzung in den Todtnauer Waldungen" vom 15.5.1756 nachklingt:
[...] 4) Schindler Halden - Unter dieser gemeinde befinden sich 939 Seelen ... (dann wohl auf
6 Vgl. Gemeinde Bräunlingen, Akten IX Militär- und Kriegssachen, Kriegsprotokoll des J. C. Gumpp.
7 Anton Dolleczek: Geschichte der Österreichischen Artillerie, Wien 1887 (Reprint Graz 1973), S. 212.
8 Vgl. Gemeinde Bräunlingen, Akten IX Militär- und Kriegssachen, Kriegsprotokoll des J. C. Gumpp (21.01.1689,
30.1.1689, 14.5.1689, 27.2.1690, 20.8.1696, 22.6.1702).
9 Vgl. ebd., Kriegsprotokoll des J. C. Gumpp (20.8.1696).
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