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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0099
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Annäherungshindernisse

Zweck der verschiedenen Annäherungshindernisse war es, einen Gegner für einige Zeit aufzuhalten
und vor allem die Ordnung der Truppen zu brechen. Bei der linearen Gefechtstaktik des
Barockzeitalters war dies ein wichtiger Punkt. Das in den historischen Quellen am häufigsten
genannte Annäherungshindernis sowohl im Gebirge als auch in der Ebene ist der Verhau. Bei
einer Linienführung durch dichtes Waldgebiet wurde ein Hindernis aus gefällten Bäumen angelegt
, die, mit ihren Spitzen und Ästen verflochten, zur Feindseite zeigten. Wo der Verhau nur
der Verteidigung diente, war er so niedrig, dass vom Patrouillenweg aus darüber hinweggeschossen
werden konnte, d.h. er war vermutlich 1,5 bis 2 m hoch mit einem Abfall zur Feindseite
, sodass das Schussfeld übersichtlich war. In dichteren Waldgebieten wurden hohe Baumgefälle
als Sperren angelegt, hinter denen ein Patrouillenweg verlief. Zu unterscheiden sind
Wald- und Schleppverhaue. Erstere bestehen aus an Ort und Stelle gewachsenen, letztere aus
herbeigeschleppten Bäumen und Strauchwerk. Von diesen ausgedehnten Hindernissen haben
sich keine Spuren erhalten. Es ist jedoch anzunehmen, dass bei den Linien Verhaue ergänzt
werden können, wo Wälle nicht nachzuweisen sind bzw. nie vorhanden waren. In der Ebene
wurden neben dem Verhau auch Bäche als Annäherungshindernisse genutzt. Die vor der Stollhofener
Linie fließenden Bäche Sand- und Sulzbach wurden auf 4,8 m verbreitert und auf
2,6 m vertieft. Ein in der Nähe der Linien häufig auftretender Flurname ist „Wolfsgrube". Es
könnte sich dabei um einen Hinweis auf militärische Annäherungshindernisse in den betreffenden
Arealen handeln, die vor der äußeren Mauer oder Böschung des Festungsgrabens (Con-
trescarpe) einer Verschanzung angelegt wurden.

In die Linien einbezogene ältere Grenz- und Wehranlagen

In einige der barocken Linienbefestigungen wurden ältere Anlagen einbezogen. Es handelt sich
dabei um Grenzbefestigungen bzw. -markierungen in Form von Landgräben und Landhegen
sowie Burgen. Im nördlichen Teil der Eppinger Linien wurde der württembergische Landgraben
wiederverwendet, der bereits 1621/22 und 1628 erwähnt wird. Der als Landhag bezeichnete
Erdwall zwischen Säckingen und Wieladingen beginnt nördlich von Säckingen am linken
Ufer der Wehra bei Inner-Oeflingen. Ein 4 km langes Teilstück, die „Bergalinger Wallmauer"
an der steilen Flanke des Bergabsturzes östlich über dem Wehratal, ist als Steinwall ausgeführt.
Im Befund selbst ist eine Mehrphasigkeit meist nur schwer nachzuweisen. Im allgemeinen wird
jedoch davon ausgegangen, dass die Wallmauer als Letze bereits im Spätmittelalter angelegt
wurde.

Obwohl die Funktion der Burgen im 16./17. Jahrhundert an Bedeutung verlor, wurden die
mittelalterlichen Anlagen dennoch aufgrund ihrer geostrategischen Lage mit Truppen besetzt,
neu befestigt und so in die Linienbefestigungen einbezogen. Bestandteile der Eppinger Linie
waren stellenweise Burgruinen, wie z.B. bei Sternenfels, Dürrmenz, Lomersheim und Kräheneck
bei Weißenstein. Die Burg Neu-Windeck bildete den östlichen Flügel der älteren Bühl-
Stollhofener Linien. Auch Burg und Stadt Stollhofen waren in die Befestigungen integriert. Die
Burg Rheinberg war in die der Befestigung vom Rothaus bei Murg eingegliedert. In der Kinzigtalsperre
bildete die Burg Hausach den südlichen Eckpunkt. Das Hornberger Schloss war
Hauptstützpunkt der Gutachtalsperre und wurde sogar als Kaserne ausgebaut. Ebenfalls zu nennen
sind die Burgen in der Linie am Rheinufer. Auch sonst wurden Burgen während der
Kampfhandlungen immer wieder besetzt.

Datierung der Befunde

Während für die Linien in der Oberrheinebene genaue historische Daten zur Verfügung stehen,
ist vor allem die Datierung der Schanzen im Schwarzwald mit Problemen verbunden. Häufig

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