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erkennbar. Es findet ein fortschreitender Abtrag statt und das Fundmaterial wird über den Acker
verstreut. Da neuzeitliche Schanzen in der Regel - wenn überhaupt - nur wenige Funde bergen
, treten diese bei einer archäologischen Feldbegehung als Streu- oder Einzelfunde in Erscheinung
. In der Auswertung fallen sie statistisch nicht ins Gewicht und werden eher einem
Mistauftrag in dieser Zeit zugeschrieben als der Nutzung des Platzes im Rahmen der Konflikte
während der Barockzeit. Die für eine Interpretation herangezogenen, quantitativ überwiegenden
Funde anderer Zeitstellungen können zu einer Fehleinschätzung möglicher, noch erhaltener
Befunde führen.
Die besten Erhaltungsbedingungen herrschen in der Regel im Wald. Jedoch kommt es bedingt
durch erforderliche Erschließungsmaßnahmen für Waldwirtschaft in Form von Wegen
und Rückegassen für Bewirtschaftung mit schweren Ernte- und Rückefahrzeugen zu Schäden
an den Befunden. Der lineare Verlauf der Verbindungswälle führte zu mehreren Durchstichen
und auch durch die Redouten wurden Wege gelegt. Weitere Gefährdungen ergeben sich durch
Sturmschäden. So kam es während der Winterstürme 1999/2000 auf den Schwarz waldhöhen
zu großen Forstschäden und Windbruch, worunter auch die Befunde litten, z.B. bei der Gutachtalsperre
im Bereich des Verbindungswalles Markgrafenschanze-Schondelhöhe durch umgestürzte
Bäume. Bisher wenig Beachtung fanden Schäden durch Wanderwege auf Wallkronen,
Mountainbiker und sogar Motocross-Fahrer, wie z.B. an den Befunden der Linienbefestigungen
auf dem Rosskopf und der Schanze von St. Märgen.
Präsentation der Defensionslinien in der Öffentlichkeit
Bereits im 19. Jahrhundert waren Ursprung und Zweck der Linien teilweise vergessen und
daher vielfach nicht im öffentlichen Bewusstsein verankert. Das führte dazu, dass quadratische
Redouten u.a. auch als römische Kastelle oder keltische Viereckschanzen angesprochen wurden
. Otto Kleemann zeichnete Ende des 19. Jahrhunderts Anlagen der Linienbefestigungen in
eine Karte des Schwarzwaldvereins ein und veröffentlichte darüber einen Aufsatz.22 Nachfolgend
erschienen weitere landesgeschichtliche Artikel zu den Defensionsanlagen, darunter auch
derjenige von Thomas Kopp mit dem Titel „Der Schwarzwaldwanderer stößt auf Schanzen".23
Im Wanderwegenetz sind meist nur einzelne Schanzen ausgeschildert bzw. mit Tafeln erläutert.
Die inhaltliche Qualität der Texte ist dabei sehr unterschiedlich. Am Linienweg bei Eppingen
wurde 1981/82 eine Chartaque in Form eines Turmes in Blockbautechnik wieder aufgebaut,
der wie die Wachtürme an den Wanderwegen entlang des Limes ebenfalls als Signet auf der
Beschilderung des Linienweges erscheint.24 Zudem wurden ebenso wie an der Ettlinger Linie
(Ettlingen-Schöllbronn) einige Tafeln mit Erläuterungen aufgestellt (Abb. 9).
Anders konzipiert sind der 2008 eingerichtete Schanzen- und der Dorfweg in Gersbach bei
Schopfheim, deren Vermittlung auf der „heritage interpretation" beruht und vor dem Hintergrund
Konjunktur historischer Themen in der Öffentlichkeit während der letzten Jahre zu verstehen
ist. Da die populäre Geschichtskultur eine große Rolle für die Prägung von Geschichtsbildern
in der Gesellschaft spielt, sollen Dorf- und Schanzenweg im Folgenden ausführlicher
behandelt werden.
Zum Schanzenweg erschien 2008 eine Broschüre, die trotz vorliegender fachlicher Ausarbeitungen
einige Mängel aufweist. So wird Sebastian Le Pestre de Vauban als strategischer Gegenspieler
des Markgrafen bezeichnet. Dieser war jedoch Claude-Louis-Hector de Villars, der
22 Otto Kleemann: Die Linien (Linienverschanzungen) in Mittel-Europa im 17. und 18. Jahrhundert, Darmstadt
/Leipzig 1894.
23 Thomas Kopp: Der Schwarzwaldwanderer stößt auf Schanzen, in: Badische Heimat 1973, S. 56-72.
24 Vgl. Rekonstruktionen von Limestürmen in den 1970er- und 1980er-Jahren u.a. in Blockbauweise.
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