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Die Chance mit
den Schanzen...
Schanzbauten wie diese verstärkten
die markgräfliche Verteidigungslinie an
strategisch wichtigen Punkten.
Geschützt durch einen umlaufend tiefen
Graben und hohe Wälle konnte die
Besatzung aus Soldaten und zwangsverpflichteten
Bauern aus der Deckung
heraus agie'en, ohne in einer blutigen
Mann-gegen-Mann Schlacht eigenes
Territorium aufgeben zu müssen,
Die einzige Chance der kaiserlichen Reichsund
Kreistruppen, um gegen die zahlenmäßig
überlegenen Franzosen zu bestehenl
Bergkuppen sein. Doch auch die jeweflge
Londeshefrschaft und d»e Anzahl der
umliegenden Ortschaften beemfkj»te
die Wahl eines Schanzenstandortes.
Sch'ießlteh mussten diese Arbeitskräfte.
Baumaterialien. Zugtiere. Nahrung und
Unterkünfte für die Soldaten stellen.
Umring) von Schanzen
Die Gersbocher mussten besonders viel
Schanzarbeit leisten. So halfen sie von 1697
bis 1701 bei der Errichtung gleich mehrerer
Schanzen; Viereckige Redouten mft
auadratischem Grundriss, sowie Fünf- und
Sechseck-Schanzen, die über Laufgräben
mlielnonder verbunden werden mussten
Alle diese Verteidigungsanlagen hatten
nur ein Ziel; den Schutz des eigenen
vorderösterreichischen Reichsgebiets.
Bei Gersbach-Mertlen trennen s>ch die
Vordere und die Himere Linie - be»de
schützten einerseits vor bayenschen Übergriffen
ous dem Osten und andererseits
vor französischen aus dem Westen
...mit natürlichem Beistand
Um eine Schanze erfolgreich verteidigen
zu können, wählten die Festungsbau-
Ingenieure den jeweiligen Standort sorgfältig
aus. Das konnten günstige Stellen on
Flussläufen, spezie'le Honglagen oder auch
Von der Redoute.
In unmittelbarer Nähe der rekonsCruierten
Sechseckschanze stand einst eine viereckige
Redoute. Sie sicherte ao 1702 den
Verkehrsweg nach TodtmoovAu, Gleichzeitig
waf sie ein wichtiger Brückenkopf, um
Signale zwischen den westlich und östlich
gelegenen Schanzen weiterzuvermitteln.
... zum idealen Polygon
Vielleicht hätte ein anderer Schanzbau-
metster an e*ner strategisch so wichtigen
Stelle eine fünfeckige oder sechseckige
Schanze gebaut, die einen besseren
Schutz bot.
Sie hätte auch mehr hergemacht mit
ihren harmonischen Proportionen und
ihrer perfekten Symmetrie. Architektonische
Elemente, die ;*n Zeitotter des Barocks
als Ideal angesehen wurden.
So formvollendet wie hier konnte eine
Schanze jedoch nur auf ebenem Grund
errichtet werden. Meist Jedoch muwten
die Schonzer Kompromisse eingehen,
die das Gelände vorgab.
Die rekonstruierte Schanze Jedenfafe wä
der Stolz eines Jeden Sr-hanzbaumeist&n
gewesen.
Im ErnsHall
Drehte ein Angriff, so musste eine solche
Schanze mit ihrer 400 m: großen Freifläche
bis zu 200 Mann aufnehmen! Wachmann-
schaften patrouillierten dann auf dem
oberen Weg. geschützt durch dte Brustwehr
. Aufgrund der umtaufenden sechs
Wallsegmente konnten sie m ote Richtungen
Ausschau halten. Dte Segmente
standen in einem so optimalen Winkel
zueinander dass sich che Soldaten vertat-
ckgen konnten, ohne dass <*e Feinde rn
gefürchteten tolen Winket angriffen.
Nieder mit
der Symmetrie!
Im Barocit beherrschten klare Formen
und geometrische Figuren dos Denken
und Handeln der Menschen in vielen
Bereichen, So auch im Kampf!
Die Soldaten harten in schnurgeraden
Reihen zu stehen und mussten unter allen
Umständen dte Formation erhalfen.
Im weiteren Umfeld um d»e Schanze
holzten die Schonzer ganze Wälder ob
Dort ließen sie die auf einen Meter Hohe
geschlagenen Bäumu an Ort und Stete
liegen. Abgeknickt, aber noch mit ihrem
verwurzelten Stamm verbunden, entstand
eine unüberwindbare Woldfläche.
Lassl die Dornröschenhecke wachsen!
Schnell wachsende Büsche wie die
Hagbuchen bildeten damals den _Hog"
So zugeschnitten, dass die Zweige noch
innen wuchsen, verflochten sich die
Pflanzen zu einem 1 bis 2 m hohen
dichten Wirrwarr, Komen noch Brombeeren
und Hagebutten dazu entstand
eine undurchdringliche Dornröschenhecke*
Abb. 10 Gersbach: Chartaque, Schanze und Erläuterungstafeln (Fotos: M. Straßburger).
gen sind, gehen Experten nicht immer über ihr Fachgebiet hinaus. Daher sind die Publikationen
für ein vollständiges Verständnis des Gesamtwertes und der Entwicklungsmöglichkeiten
der Linien meist zu eingeschränkt. Ein weiteres Problem stellt die Vergleichbarkeit der verschiedenen
Arbeiten dar. Die Forschungen wurden bzw. werden individuell durchgeführt und
sind nur schwer vergleichbar, weil z.B. unterschiedliche Elemente schwerpunktmäßig berücksichtigt
oder voneinander abweichende Definitionen verwendet werden. Hinsichtlich Herangehensweise
und Durchführung fehlt außerdem die Transparenz, sodass eine Beurteilung der
Verlässlichkeit der Daten teilweise als unsicher eingestuft werden muss.
Lediglich umfassende Untersuchungen auf der Grundlage gemeinsamer bzw. vergleichbarer
Standards und ein vollständiger Katalog können zu einer Gesamtbewertung führen. Die wissenschaftlichen
Arbeiten stellen sicher, dass sich die Inhalte der Themenwege auf die Örtlichkeit
beziehen und Wissenslücken nicht einfach mit allgemeinem Wissen gefüllt bzw. überbrückt
werden. Jedoch sind noch weitere umfangreiche Dokumentationen und historische Ar-
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