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die Front in Nordfrankreich. Beim blutigen Stellungskrieg gegen Briten und Franzosen bei
Auchy-les la Bassee wurde Hauptmann Max Knecht am 30. Oktober 1914 durch Artilleriefeuer
an Oberschenkel und Knie verwundet.16 Wegen der schweren Verletzung kehrte er nicht mehr
an die Front zurück. Verschiedene Tätigkeiten beim XIV. Armeekorps und die Rückkehr zum
Regiment 113, bei dem er bis zu dessen Auflösung 1919 verblieb, folgten.
Reserve-Miliz-Bataillon und Einwohnerwehr Freiburg
Die Zeit während und kurz nach dem Ersten Weltkrieg brachte in Freiburg eine Vielzahl an
paramilitärischen Einrichtungen hervor. Zu diesen gehörte etwa die „Freiburger Jugendwehr
1914", die von staatlicher Seite ins Leben gerufen wurde und Deimlings Jugendwehr ersetzte.
Hinzu kam etwa gleichzeitig die an die Feuerwehr angegliederte „Freiwillige Bürgerwehr", die
während des Krieges Wachaufgaben übernahm. Der Anfang November 1918 konstituierte Soldatenrat
hatte seinen eigenen „Sicherheitsdienst". Mitte November 1918 wurde auf einen Aufruf
der vorläufigen badischen Volksregierung hin eine „Volkswehr" aufgestellt. Beteiligt war
ein relativ breites Bündnis, neben dem Bezirksamt der Standortkommandant der Garnison, der
Arbeiter- und der Soldatenrat, die Polizei und der Freiburger Stadtrat.17
Obwohl bereits die Volkswehr bestand, schaltete die Volksregierung (gebildet aus Zentrum,
SPD und DDP) Anfang April 1919 in den Zeitungen Aufrufe an die „Mitbürger" zum Eintritt
in „Reserve-Miliz-Bataillone". Diese sollten der Regierung zur Abwendung von Unruhen, Putschen
und Bürgerkrieg zur Verfügung stehen: „Ohne Rücksicht auf Rang und Stand soll
Arbeiter, Bürger und Beamter, ein jeder der bereit ist, die badische Volksregierung zu schützen
, in diese Bataillone eintreten ... zur Verteidigung des Vaterlandes gegen die noch viel
schlimmere Gefahr, die ihm von innen droht ,.."18 Der Stab und die Kompanieführer wurden
von der Regierung im Einvernehmen mit dem Generalkommando des XIV. Armeekorps ernannt
. Arbeiter- und Soldatenräte hatten hier also nicht mehr mitzureden. Außerdem war die
Reserve-Miliz im Unterhalt wesentlich günstiger, da kein dauernder Sold gezahlt werden
musste. Major Max Knecht wurde die Führung des Bataillons übertragen. Sein Adjutant war
Rechtsanwalt Otto Fehrenbach, der als einflussreiches Mitglied des Bürgerrates parallel einen
privaten Nachrichtendienst zur Überwachung der revolutionären Bestrebungen der Linken eingerichtet
hatte.19
Die Reserve-Miliz hätte als Einrichtung, die im Alarmfall als Militär gegolten hätte, eigentlich
zum 1. September 1919 aufgelöst werden müssen. Unter Umgehung der Abrüstungsforderung
der Alliierten bestand sie zu diesem Datum zwar formell nicht weiter fort, faktisch
wurde sie aber direkt in die „Einwohnerwehr" überführt, deren Kommandeur Knecht blieb.
Argwöhnisch wurde von verschiedenen Seiten beobachtet, wie sich dann die ca. 900 Freiwilligen
der Wehr zusammensetzten, denn darunter waren viele der Republik ablehnend gegenüberstehende
deutschnationale Studenten. Später kamen allerdings auch Arbeiter und Sozialdemokraten
hinzu. Im November 1919 beschloss das Gewerkschaftskartell „nach lebhafter
Debatte", die Gewerkschaftsmitglieder zum Eintritt in die Einwohnerwehr aufzurufen.20
16 Das 5. Badische Infanterie-Regiment Nr. 113 im Weltkriege 1914/18, unter Benutzung amtlicher Kriegstagebücher
(Erinnerungsblätter deutscher Regimenter/Truppenteile des ehemaligen preußischen Kontingents 113),
Oldenburg 1925, S. 27f., sowie BArch, SSO/Knecht, Max/Lebenslauf 1937 und Führer-Fragebogen vom
25.2.1937.
!7 StadtAF, C3/760/3.
18 Zum Beispiel Freiburger Zeitung, 3.4.1919, 1. Blatt, S. 4.
19 Siehe Heiko Haumann: Enttäuschte Hoffnungen auf eine neue Gesellschaft: Revolution und Räte 1918-1920, in:
Geschichte der Stadt Freiburg, Band 3: Von der badischen Herrschaft bis zur Gegenwart, hg. von Heiko Haumann
und Hans Schadek, Stuttgart 22001, S. 265-277.
20 Volkswacht, 4.11.1919.
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