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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0130
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wohnerwehr war, ebenso Hauptmann Dr. Krömmelbein, der dem Stab von Knecht bei der Wehr
angehörte. Der Kommandeur der Einwohnerwehr-Kompanie Innenstadt, Oberst Hans Solms,
wurde gemeinsam mit Hauptmann d. L. Adolf Krebs zum Rechnungsprüfer ernannt.

Nach Knechts Rücktritt am 15. März 1922 kam es gleich am Folgetag zu Zusammenstößen
vor der Karlskaserne, bei der die Wehr mehr oder weniger führerlos war. Die Menge versuchte,
ein Waffendepot der Einwohnerwehr zu stürmen, und es kam anschließend sogar zu Toten. Der
Stab der Einwohnerwehr schaltete am 18. März einen Mobilmachungsaufruf, in dem besonders
die christlich bzw. frei organisierte Arbeiterschaft zum Eintritt aufgerufen wurde. Knechts
Absetzung führte zu massiven Auseinandersetzungen innerhalb der Einwohnerwehr, weil der
sozialdemokratische Führer der Kompanie Stühlinger, Oskar Hottinger, das Kommando übertragen
bekam. Bereits am 22. März 1920 setzte allerdings die „Restauration" ein: Zum neuen
Kommandanten der Einwohnerwehr wurde Hauptmann d. L. Freiherr Göler von Ravensburg
ernannt, der vorherige Stellvertreter Knechts.

Was nun wirklich in den Tagen während des Putsches geschehen ist, lässt sich kaum rekonstruieren
. Es erscheint gut möglich, dass Knecht als rechts gesinnter Offizier Sympathien für die
Putschisten hegte, aber die Mittel, den Zeitpunkt oder wahrscheinliche Konsequenzen wie den
Einmarsch Frankreichs in Deutschland in diesem Moment der Schwäche ablehnte. Schon bei
der Aufstellung des Reserve-Miliz-Bataillons im April 1919 wurde aus bürgerlichen Kreisen
Kritik laut, weil dieses durch einen aktiven Offizier geführt wurde. Und Mitte Januar 1920 -
knapp zwei Monate vor der Amtsenthebung - schrieb der Oberbürgermeister dem Landeskommissär
Dr. Schneider, ... ist mir der Gedanke gekommen, ob es nicht unter den gegenwärtigen
gespannten Verhältnissen in der Einwohnerwehr besser wäre, zunächst von einem
früheren aktiven Offizier als Kommandant abzusehen und lieber zu einem angesehenen Manne
aus dem bürgerlichen Leben zu greifen, der als Reserve-Offizier die Leitung übernehmen
könntet Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Kapp-Putsch nur mehr ein Anlass war, ihn
tatsächlich abzusetzen. Möglicherweise spielte eben die Personalie Sebottendorff eine Rolle
für das Misstrauen.

Bürgerliche Stadtpolitik und NS-Gleichschaltung

Während Major Knecht 1919 noch Hunderte Studenten in der Einwohnerwehr unterstanden,
wurde er selber einer: Bis 1921 studierte er an der Universität Freiburg vier Semester Rechtswissenschaft
und Volkswirtschaft, ohne jedoch das Studium abzuschließen. 1920 war er im
Range eines Oberstleutnants aus dem Heer ausgeschieden und arbeitete ab 1921 bei seinem
Kameraden im Bankhaus J. A. Krebs zunächst als Archivleiter, später als Rechts- und Steuerberater
. Mit der Familie Krebs hatte er schon als Offizier privat verkehrt, was ihm wohl bei seinem
- in diesen schwierigen Nachkriegszeiten - erfolgreichen Einstieg in das zivile Berufsleben
geholfen haben dürfte. Von 1931 bis 1945 war er als selbständiger Steuerberater tätig.

Max Knecht zog es als DVP-Mitglied in die Kommunalpolitik und das „Stadtparlament". In
der Weimarer Republik wurden ab 1922 in Freiburg alle vier Jahre 84 Stadtverordnete gewählt,
die den sogenannten „Bürgerausschuss" bildeten. Der Bürgerausschuss bestimmte aus seiner
Mitte die 18 Mitglieder des engeren Stadtrates und wählte den Oberbürgermeister sowie die
Bürgermeister. Knecht war zunächst von 1922 bis 1933 Stadtverordneter der DVP, die mit anderen
Parteien zu der Liste „Bürgergemeinschaft" zusammengeschlossen war. Bei der Gemeinderatswahl
1930 gehörten dazu noch „Deutschnationale Volkspartei" (DNVP), „Deutsche
Staatspartei", „Konservative Volkspartei" und einzelne übergetretene Fraktionsmitglieder der
„Wirtschaftspartei/Grund- und Hausbesitzer". Auf einer Wahlversammlung skizzierte der
Finanzexperte Knecht die Ziele der Bürgergemeinschaft, die vor allem in Sparpolitik und Pri-

34 Schreiben vom Oberbürgermeister an den Landeskommissär vom 17.1.1920, StadtAF, C3/780/15.
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