http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0132
I
stellvertretenden Stadtverordnetenvorstand und gehörte fünf Ausschüssen an (Rechnungsprüfung
, Rieselgut, Schule, Theater und Verwaltungsrat für die Städtischen Werke).42 Mit der am
30. Januar 1935 verkündeten „Deutschen Gemeindeordnung" wurde der Bürgerausschuss ganz
aufgelöst und durch einen kleinen Kreis von NSDAP-Stadträten ersetzt. Max Knecht verblieb
allerdings in der Stadtpolitik, indem er in den folgenden Jahren weiter in diversen gemeindebehördlichen
Ausschüssen arbeitete.43
An der Spitze der Freiburger Kolonialbewegung
Von 1925 bis 1936 übernahm Max Knecht den Vorsitz der Oberbadischen Abteilung der Deutschen
Kolonialgesellschaft (DKG). Nach dem Präsidenten der Handelskammer Mez und den
Professoren von Phillippovich (Nationalökonom), Neumann (Geograf) und Michael (Historiker
) war er der erste Kolonialpraktiker in diesem Amt und auf Reichsebene wohl der aktivste
Freiburger Vorsitzende. Er nahm als Vertreter der Freiburger Abteilung an diversen Hauptversammlungen
und Vorstands Sitzungen der DKG teil, bis er auch persönlich in deren Vorstand
gewählt wurde. Zeitweise war Knecht auch badischer Gauführer der Deutschen Kolonialgesellschaft
.44 Das folgende Zitat verdeutlicht Max Knechts radikale Kolonialprogrammatik:
„Deutschland kann ohne Kolonialbesitz nicht leben. ... Die Raumnot fordert gebieterische
Erweiterung der heimischen Grenzen. Gebiete, vielfach so groß wie unser Vaterland, gehörten
uns, waren durch Verträge mit den eingesessenen Bewohnern in unseren Besitz gekommen und
in knapp drei Jahrzehnten in mustergültiger Weise erschlossen und dem deutschen Volke
dienstbar gemacht worden. Unter der schamlosen Lüge, der Deutsche könne nicht kolonisieren
, wurden uns jene Gebiete - Ostafrika, Südwestafrika, Togo, Kamerun und unser Südseebesitz
- geraubt. Durch die Wegnahme dieser großen Landstriche wurde Deutschland bis ins
Mark getroffen. ... Wenn heute das Ausland weiß, dass wir uns nie mit dem Kolonialraub abfinden
werden, so ist das ein Verdienst der Deutschen Kolonialgesellschaft."45
Er organisierte zahlreiche gut besuchte Kolonial Veranstaltungen und trat in Baden auch selber
als Redner auf. Unterstützung bekam er dabei von verschiedenen Seiten. Die Freiburger
DVP schaltete z.B. 1929 eine Werbeanzeige für einen Vortrag von Gouverneur a. D. Heinrich
Schnee (DOA) über „Deutschlands überseeische Zukunft" im Paulussaal.46 Schnee war einer
der führenden Kolonialrevisionisten Deutschlands (DKG-Präsident von 1930-36) und Reichstagsabgeordneter
der DVP, wechselte aber 1933 zur NSDAP, für die er von 1933 bis 1945 erneut
im Reichstag saß. Einige von Knechts Veranstaltungen wurden mit der „Geographischen
Gesellschaft Freiburg" zusammen organisiert. Enge Verbindungen zeigen sich schon darin,
dass Knecht eines der exklusiven Gründungsmitglieder der Gesellschaft war.47 Weitere Veranstaltungen
, etwa 1927 ein Vortrag mit General von Lettow-Vorbeck über „ostafrikanische
Kriegserlebnisse" oder regelmäßige Feiern aus Anlass der Tanga-Schlacht in DOA wurden im
Rahmen der „Kolonialen Arbeitsgemeinschaft Freiburg LB." organisiert, deren Vorsitzender er
war. Sie bestand neben der DKG aus dem „Frauenverein vom Roten Kreuz für Deutsche über
42 Bis Ende 1933 kam auch noch der Stiftungsrat für die weltlichen Stiftungen hinzu, Einwohnerbuch der Stadt
Freiburg 1934, Abt. VI, S. 1 und 12f.
43 Im Einwohnerbuch 1935 wird er z.B. als stellvertretender Vorsitzender der Ausschüsse für Rechnungsprüfung
und Jugendwohlfahrt sowie als Mitglied der Ausschüsse Beurbarung, Rieselgut, Schulen, Theater und des Verwaltungsrates
für die städtischen Werke aufgeführt. 1942 war er in der Auswahlkommission für die Neubesetzung
der Intendantenstelle des Stadttheaters tätig. 1943 findet man ihn als Mitglied der Beiräte für Finanz-, Stif-
tungs- und Theaterwesen, Einwohnerbuch der Stadt Freiburg 1943, Abt. VI, S. 8f.
44 Mitteilungen der Deutschen Kolonialgesellschaft, Nr. 7/1932, S. 55.
45 Max Knecht: 50 Jahre Deutsche Kolonialgesellschaft, in: Breisgauer Zeitung, 24.11.1932.
46 Freiburger Zeitung, 20.11.1929, 1. Morgenblatt, S. 4 und 22.11.1929, 2. Abendblatt, S. 1.
47 Heiko Wegmann: „Die Welt ist mein Feld" - Die koloniale Vortragstätigkeit der Geographischen Gesellschaft
Freiburg ab 1925, siehe: www.freiburg-postkolonial.de/Seiten/GeographischeGesellschaftl925.pdf (20.3.2009).
132
i
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0132