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Fritz Hauser
Fritz Hauser kam am 4. April 1892 in Freiburg als fünftes von acht Kindern der Eheleute
Wilhelm Hauser und seiner Frau Anna, geb. Fischer, zur Welt. Der Vater war von Beruf
Diener. Beide waren römisch-katholisch. Nach Fritzens Geburt zog die Familie mehrmals
um, ehe man von 1903 bis 1912 in der Zunftstr. 11 wohnte. Fritz war von Beruf Magaziner
, d.h. Lagerarbeiter. Am 18. Juli 1940 verurteilte ihn das Landgericht Freiburg wegen
Verbrechens gegen § 175 StGB zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten. Da
die Prozessakte inzwischen vernichtet wurde, sind keine Einzelheiten bekannt. Vermutlich
verbüßte er seine Gefängnisstrafe, wurde dann aber nicht entlassen. Am 17. August 1942
wurde er mit der Nummer „2257" im KZ Flossenbürg registriert und in die Haftkategorie
„§ VH §175" als homosexueller Vorbeugehäftling eingeordnet. Am 29. Oktober 1942
transportierte man ihn mit 270 anderen Häftlingen, darunter zahlreichen deutschen Vorbeugehäftlingen
, in das KZ Dachau. Dort kam er zwei Tage später an und erhielt die Häftlingsnummer
„38123". Nach der Überstellung in das KZ Majdanek im heutigen Polen am
11. Januar 1944 wurde er dort am 14. April 1944 ermordet.16
Ernst H.
Der 1910 in Posen geborene Ernst H. war ledig, jüdischen Glaubens und Krankenwärter.
Er arbeitete zunächst im israelitischen Altersheim in Gailingen bei Singen, dann zog er
nach Varel, unweit von Oldenburg um. Dort wurde er 1938 festgenommen und nach Konstanz
zum Prozess transportiert. Am 20. September 1938 verurteilte ihn das Schöffengericht
Konstanz wegen Verbrechens und Vergehens gegen § 175 StGB zu 6 Monaten
Gefängnis. Wegen Überfüllung wurde er ins Gefängnis nach Waldshut überstellt und am
12. Dezember 1938 in die Haftanstalt Düsseldorf-Derendorf „verschubt". Das Schöffengericht
Düsseldorf sprach ihn am 29. Dezember 1938 aufgrund eines weiteren entsprechenden
Vergehens für schuldig und verurteilte ihn zu einer Gesamtstrafe von 10 Monaten
Gefängnis. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Von Ernst H. existiert eine NS-Personenbeschreibung: Größe 171 cm, Haare schwarz,
Augen braun, kein Bart, Zähne lückenhaft, am rechten Auge eine Narbe.17
Alfons H.
Der 1901 geborene Alfons H. stammte aus einer Gemeinde am Hochrhein. Er war Maurermeister
, katholisch, verheiratet (später geschieden) und kinderlos. Als er 1941 wegen
„widernatürlicher Unzucht" verhaftet wurde, gab er zu, gleichgeschlechtlich veranlagt zu
sein, und war der Tat im Wesentlichen geständig. Am 18. November 1941 wurde er vom
Landgericht Waldshut zu einer Strafe von 2 Jahren und 6 Monaten Gefängnis verurteilt,
die er in Bruchsal, Stuttgart und später Rottenburg absaß. Weil er zur Wehrmacht eingezogen
werden sollte, bekam er eine bedingte Strafaussetzung bewilligt und wurde am
13. Januar 1943 aus dem Gefängnis Rottenburg entlassen. Sein Wehrdienst währte jedoch
nicht lange: Am 15. April 1944 wurde er aufgrund seiner Vorgeschichte aus dem Heeresdienst
entfernt. Grund war eine allgemeine Bestimmung, nach der Homosexuelle nicht
beim Militär zu dulden waren. Diese Anordnung wurde zwar oft nicht beachtet, doch
16 StadtAF, Meldekarte Wilhelm Hauser; ebd., Einwohnerbuch der Stadt Freiburg 1892 bis 1916; StAF, Bestand
F 176/19, Nr. 9502, Register für Hauptverfahren 1935-1948, Abt. 4; Archiv der Gedenkstätte Flossenbürg; Archiv
der Gedenkstätte Dachau; Archiv der Gedenkstätte Majdanek; Archiv des Internationalen Suchdienstes, Bad
Arolsen.
17 StAF, Bestand D 81/1, Nr. 520, Prozessakte.
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