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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0164
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dass er entmannt ist. Gotthold wurde am 16. August 1940 aus der Anstalt nach Hause entlassen
. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.30

Otto Sch.

Otto Sch. kam 1904 in einer Gemeinde am Rand des Wiesentals zur Welt. Über ihn gibt
es heute keine Akte mehr und deswegen sind auch keine Informationen über seine Vorgeschichte
greifbar. Bei der Gedenkstätte Dachau ist bekannt, dass er zuerst im KZ Natzwei-
ler inhaftiert war und am 5. März 1943 nach Dachau kam, wo er unter der Nummer
„45112" und der Bezeichnung „Arbeitszwang Reich Homosexuell" geführt wurde. Erst
mit der Befreiung des KZ Dachau bei Kriegsende erlangte auch er wieder seine Freiheit.31

Günther St.

Günther St. wurde 1916 in Freiburg geboren. Die Familie lebte in einem Ort am Rhein wo
Günther seine Kindheit und Jugend verbrachte. Seine Mutter starb 9 Tage nach seiner Geburt
. Er wurde von seiner Stiefmutter erzogen und ging im Ort zur Schule. Während der
Schulzeit machte er gleichgeschlechtliche Erfahrungen mit anderen Jugendlichen aus dem
Ort. In der Schule hatte er große Probleme, genoss aber den Unterricht in Literatur und
Kunst. 1935 schloss er die Schule mit der Reifeprüfung ab. Danach ging er zum Militär,
wurde aber am 31. August 1936 aus der Wehrmacht entfernt. Er war katholisch und ledig.
Als Berufe wurden u.a. Reiseführer und Journalist angegeben.

Am 13. April 1938 verurteilte ihn das Landgericht Freiburg wegen homosexueller
Handlungen zu 6 Monaten Gefängnis. Etwa sechs Wochen später erhielt er bedingte Strafaussetzung
und wurde entlassen. Die Strafaussetzung wurde 1940 widerrufen, weil er erneut
straffällig geworden war. Am 20. Februar 1941 verurteilte ihn das Landgericht Kempten
im Allgäu wegen verschiedener Delikte - u.a. homosexueller Handlungen - zu 3 Jahren
und 6 Monaten Gefängnis. Nachdem er diese Strafe am 21. Februar 1944 verbüßt
hatte, wurde er in das KZ Natzweiler verbracht. Dort war er unter der Nummer „9186"
und der Bezeichnung „Homo" registriert. Er überlebte die KZ-Haft und leitete 1947 mit
der Begründung, politische Gegner seines Vaters hätten das Verfahren beeinflusst, ein
Wiederaufnahmeverfahren gegen die Strafe von 1938 ein. Er behauptete auch, seine Verbringung
ins KZ wäre politisch motiviert gewesen und er hätte im KZ den roten politischen
Winkel getragen. Der Antrag wurde von der Staatsanwaltschaft Freiburg abgelehnt.
Nach dem Krieg wurde Günther St. mehrmals verurteilt, allerdings nicht wegen des § 175
StGB.32

Wilhelm St.

Wilhelm St. wurde 1904 in einer Gemeinde im Südschwarzwald geboren. Er war von Beruf
Bäcker, katholisch und geschieden. Nachdem er schon eine Gefängnisstrafe und eine
Zuchthausstrafe erhalten hatte, wurde er am 22. April 1941 in Waldshut wegen Unzucht
mit Männern erneut zu einer Strafe von 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt
. Am 22. Mai 1941 kam er von der Strafanstalt Singen ins Strafgefangenenlager Bör-

30 StAF, Bestand E 120/1, Krankenakte der Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen über Gotthold Sch.; ebd., Bestand
F 176/19, Nr. 9500, Register für Hauptverfahren 1935-1948, Abt. 2.

31 Archiv der Gedenkstätte Dachau.

32 StAF, Bestand A 40/1, Pkt. 731, Nr. 440, Prozessakte.

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