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lung und Entscheidung nach Konstanz zurückverwiesen. Zusätzlich wurde er in die Heil-
und Pflegeanstalt Emmendingen zur Untersuchung eingeliefert, wo ein fachärztliches
Gutachten erstellt wurde. Am 1. April 1947 kam es vor dem Landgericht Konstanz zum
dritten Urteil - drei Jahre Zuchthaus, also die Strafe, die er am 17. August 1944 auch erhalten
hatte. Seine Untersuchungshaft wurde aber mit drei Jahren angerechnet, sodass er
am nächsten Tag entlassen wurde. Ernst W. lebte anschließend in Norddeutschland.36
Ludwig Z.
Ludwig Z., der 1898 in Offenburg geboren wurde, war von Beruf Kaufmann, katholisch
und ledig. Zuletzt wohnte er in Karlsruhe. Er hatte schon sechs Gefängnisstrafen hinter
sich, bevor er am 17. Juli 1941 in Göttingen wegen Verbrechens gegen § 175 StGB wieder
zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Am 14. August 1941 kam er erst in das Lager
Esterwegen und am 19. März 1942 nach Brual-Rhede. Über sein weiteres Schicksal
ist nichts bekannt.37
Andere Schicksale
Zusätzlich zu den Männern in Südbaden, die von den Nazis verfolgt wurden, verbüßten
auch Soldaten, die von Feldgerichten verurteilt wurden, ihre Strafen im Gefängnis Freiburg
. Vier solcher Prozessakten haben sich erhalten; die Delinquenten überlebten.
Die Situation homosexueller Männer
in den Strafgefangenen- und Konzentrationslagern
Einige homosexuelle Männer aus Südbaden wurden in Strafgefangenenlagern inhaftiert, z.B.
in den Emslandlagern oder in Rodgau bei Dieburg. Diese unterstanden der Verwaltung durch
die Justiz und dienten der Verbüßung der von Gerichten verhängten Strafen. Die Lebens- und
Arbeitsbedingungen waren aber denen im KZ ähnlich. In Strafgefangenenlagern gab es jedoch
noch die üblichen Rechtsmittel zum Schutz der Häftlinge. Sie konnten hoffen, nach Verbüßung
ihrer Strafe entlassen zu werden. Für viele homosexuelle Männer stellten diese Lager allerdings
nur eine Vorstufe zur KZ-Einweisung dar.
Die Konzentrationslager hingegen waren als Einrichtungen der Polizei Orte der Willkür.
Dorthin kamen Häftlinge in „Vorbeugungshaft" oder „Schutzhaft". Sie hatten keine Möglichkeit
, gegen ihre Inhaftierung rechtlich vorzugehen und seit Kriegsbeginn kaum Aussicht auf
Entlassung. Weil die bereits bestehenden Gefängnisse extrem überfüllt waren, wurden ab 1933
Lager verschiedener Art rasch errichtet. Schon ab dem 21. März 1933 stand das KZ Dachau
als erstes reguläres Internierungslager Deutschlands zur Verfügung. Nach und nach folgten
weitere Lager. Zu Beginn wurden politische Gegner inhaftiert und nur wenige Homosexuelle.
Der NS-Staat versuchte, diese Oppositionellen und später aber auch die „Minderwertigen"
gänzlich auszuschalten. Ab 1939 stiegen sowohl die Zahl der KZ-Häftlinge wie auch die Zahl
der Todesfälle in den Konzentrationslagern stark an. Ab 1942 wurden die Häftlinge vermehrt
als Arbeitssklaven in Industrie und Rüstung eingesetzt. Ziel der KZ-Haft war zeitweilig die Vernichtung
durch Arbeit sowie durch unzureichende Versorgung. Schreckliche Haftbedingungen
und der Terror der Wachleute bestimmten den Alltag in den Konzentrationslagern.
36 StAF, Bestand D 81/1, Nr. 746, Prozessakte.
37 Dokumentation- und Informationszentrum Emslandlager, Papenburg.
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