http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0187
I
trum im Freiburger Stadtteil Rieselfeld eine ganze Doppelseite einnimmt: Werner Wolf-Holzäpfel, „Kirchenbau
und religiöse Kunst". Er fesselt den Leser mit einer anschaulichen Analyse der religiösen Kunst
der letzten 200 Jahre, indem er diese in ein vielfältiges Geflecht von ästhetischen, liturgischen, technischen
und organisatorischen Funktionen einbindet. Knapp 100 Abbildungen und 187 Anmerkungen stützen
die engagierte Darstellung. Das entspricht ganz dem Argumentationsanspruch des gesamten Bandes,
der mit 279 Abbildungen reich ausgestattet ist und jedes einzelne Kapitel mit einer Fülle von Anmerkungen
absichert. Eugen Hillenbrand
Heinrich Haub/Adolf Schmid: Badisches Kalendarium von Tag zu Tag - von Jahr zu Jahr. Personen und
Ereignisse, hg. vom Landes verein Badische Heimat, G. Braun Buchverlag, Leinfelden-Echterdingen
2006, 319 S., zahlreiche S/W-Abb.
Eine spezielle Form der Chronik bietet die „Badische Heimat" in Gestalt eines Badischen Kalendariums
von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr. Die Herausgeber ließen sich von der Absicht leiten, dass Gedächtniskultur
„sich nicht von selbst organisiert, sondern organisiert werden muss" (S. 8), gerade in einem
Teillande ohne Eigenstaatlichkeit. Der Rezensent hält dem entgegen, dass in einem anderen deutschen
Staate, Preußen, der gewaltsam von den Alliierten bereits 1947 zerschlagen wurde und dessen Erinnerung
unter dem SED-Regime fast gänzlich ausgelöscht oder zumindest parteiisch interpretiert wurde, die Idee,
die diesem heterogenen Staate eignete, alle Zeitläufte überdauern ließ und nach der Vereinigung der deutschen
Teilstaaten eine andauernde Renaissance erlebt. Dabei bedürfte es der Vergewisserung badischer
Identität angesichts der politischen Entwicklung im Großherzogtum im 19. Jahrhundert durchaus nicht,
doch scheint hier noch etwas von dem Minderwertigkeitskomplex durchzuscheinen, der als Ausfluss des
massiven Einschreitens der preußischen Großmacht in dem kleinen aufbegehrenden Lande 1849 keimte.
Das Kalendarium beginnt mit der Erhebung Badens zum Großherzogtum und bietet im ersten Teil registerhaft
für jeden Tag des Kalenderjahres zumeist mehrere Nennungen politischer Ereignisse sowie biografischer
Erwähnungen in verschiedenen Jahren. Der zweite Teil füllt dieses chronikalische Gerüst mit
eingehenden Informationen zu den genannten Fakten des ersten Teiles, versehen mit zahlreichen Bildbeigaben
. Voraussetzung für die, wie die Herausgeber betonen, subjektive Aufnahme in das Kalendarium war
der badische Bezug durch Herkunft, Lebenszeit und Wirken sowie die Lebensleistung durch Tat, Wissenschaft
oder bedeutende Veröffentlichung. „Die Autoren haben nicht gescheut, auch Personen und Daten
der Verstrickung Badens in den Nationalsozialismus ins Kalendarium aufzunehmen." (S. 9). Dies bedarf
eigentlich keiner gesonderten Feststellung. Schließlich sind diese zwölf Jahre Teil unserer Geschichte,
aber auch nur ein Teil! Deshalb verwundert es um so mehr, dass ein Badener von Geburt, der alle vorgenannten
Kriterien erfüllt, keine Aufnahme fand. Gemeint ist der badische Bauernbub aus dem Wiesental
Albert Leo Schlageten Angehöriger einer badischen katholischen Studentenverbindung in Freiburg, der
durch seine Tat und seinen Tod im Ruhrkampfe zum deutschen Nationalheros nicht nur der einen Seite
erkoren wurde.
Den einzelnen Lemmata beigegeben sind Verweise auf die Fundorte in der vorzüglichen Bibliografie;
eine nach Jahren gegliederte Chronologie badischer Geschichte beginnt ca. 500.000 v. Chr. mit dem Fund
des Homo Heidelbergensis bei Mauer und endet mit dem Tode der Schriftstellerin Hilde Domin im
Februar des Jahres 2006. Ein Personenregister schließlich ergänzt diese verdienstvolle und kurzweilige
Sammlung von Ereignissen und Personen aus dem deutschen Südwesten und macht sie „zu einem praktischen
Nachschlagewerk für alle, denen Baden am Herzen liegt." (Umschlagtext). Leider hat ein auch für
Baden wesentlicher Bestandteil öffentlichen Lebens, „das liebe Militär", wie es im Badnerlied heißt, nur
wenig oder gar keine Berücksichtigung gefunden. Dies sollte bei einer geplanten Neuauflage, die den
gesamten oberrheinischen Bereich einschließlich des Elsass aufnehmen wird, Berücksichtigung finden.
Karlheinz Deisenroth
Timo John: Die Großherzöge und Großherzoginnen von Baden, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2008,
40 S., 33 Farb-Abb.
Passend zur Debatte um die Kunstschätze des Hauses Baden und den Kauf der 1802 als markgräfliche
Residenz in Besitz genommenen ehemaligen Zisterzienserabtei Salem durch das Land Baden-Württemberg
ist eine kurzgefasste und reich bebilderte Geschichte der Großherzöge von Baden und ihrer Gattinnen
erschienen. Der Autor Timo John ist Historiker und Kunsthistoriker, war unter anderem an verschie-
187
i
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0187