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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2009/0190
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dennoch zukünftig einen wichtigen Orientierungspunkt für jegliche Forschungsarbeiten zur Geschichte
der badischen Juden darstellen. Uwe Schellinger

Kirchengeschichte - Landesgeschichte - Frömmigkeitsgeschichte. Eine Festschrift für Barbara Henze,
Re Di Roma-Verlag, Remscheid 2008, 330 S.

Eine Festschrift zum 50. Geburtstag ist nicht alltäglich. Die Akademische Rätin Barbara Henze, Theologische
Fakultät der Universität Freiburg, Arbeitsbereich Mittlere und Neuere Kirchengeschichte/Frömmigkeitsgeschichte
und kirchliche Landesgeschichte, wurde durch eine solche ausgezeichnet. 18 junge
Autoren beteiligten sich, die meisten ehemalige wissenschaftliche Hilfskräfte, jetzt in ganz unterschiedlichen
Berufsfeldern aktiv: einer als Historiker an der Stasi-Unterlagen-Behörde Berlin, eine als Bestatterin
in Stuttgart.

Für das Jahrbuch des Breisgau-Geschichtsvereins bietet sich der Blick auf die landesgeschichtlichen
Themen an: Claudius Heitz stellt die Frage nach dem Anteil der Benediktiner an der Erschließung des
Schwarzwaldes im hohen Mittelalter, als weite Teile des Gebirges urbar gemacht wurden und die Orte auf
-reute, -ried, -bränd und -schwand entstanden. Er beantwortet sie differenziert, erinnert an das zeitgleiche
BevölkerungsWachstum und den Anteil des Adels. Die systematische Leistung der Mönche, die im
11. Jahrhundert der Reformbewegung verpflichtet waren, bleibt jedoch unübersehbar.

Joachim Faller nahm sich Rottecks vielbändige Allgemeine Geschichte vor. Karl von Rotteck, der studierte
Jurist und gefeierte Vorkämpfer des Liberalismus, hatte sie als ganz junger, noch nicht 30-jähriger
Freiburger Professor verfasst. Faller untersuchte die Aussagen zur Wirkung des Christentums. Sie sind erwartungsgemäß
von der Aufklärung geprägt, jedoch nicht einseitig negativ und überraschen zuweilen,
etwa wenn die Kreuzzüge gelobt werden als Horizonterweiterung der Menschen im Abendland oder als
Chance zur Umverteilung von Eigentum, da die Kreuzfahrer Teile ihrer Güter verkauften, um die Reise
ins Heilige Land zu finanzieren. Faller äußert sich auch zu Rottecks persönlicher Haltung zum Christentum
und zur katholischen Kirche, die nicht vergleichbar ist mit dem gehässigen Antikatholizismus der
Kulturkampfzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Eine Generation jünger als Rotteck ist der Kirchenhistoriker Freiherr von Reichlin-Meldegg. Tobias
Schmich stellt ihn als von der Spätaufklärung geprägten Kirchenkritiker vor.

Christian Heß beschäftigte sich mit der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg im Dritten
Reich, indem er vier Professoren-Biografien vorstellt: Joseph Sauer (Christliche Archäologie), Engelbert
Krebs (Dogmatik), Joseph Beeking (Caritaswissenschaften) und Andreas Ludwig Veit (Neuere Kirchengeschichte
). Nur der Letztere machte Zugeständnisse an die NS-Ideologie, nur er behielt seinen Lehrstuhl.
Bei den übrigen diagnostiziert Heß innere Distanz, aber keinen aktiven Widerstand.

Uwe Schellinger untersuchte die Reaktionen der Bevölkerung des Großherzogtums Baden auf die
rechtliche Gleichstellung der Juden 1862, genauer, die Beseitigung der letzten Vorbehalte, die im Gemeinderecht
steckten und die Freizügigkeit verhindert hatten. Er stützt sich auf Petitionen pro und contra,
die im Generallandesarchiv erhalten sind, und publiziert Beispiele in einem Quellenanhang. Bei den
antijüdischen Eingaben sind die katholischen Orte stärker vertreten als die evangelischen.

Um die Erinnerung an die badischen Juden geht es auch Melanie Bloß. Sie berichtet über die Teilnahme
Jugendlicher aus der Gemeinde Altdorf bei Euenheim am Mahnmalprojekt: Sie entwarfen einen Gedenkstein
für die im Oktober 1940 nach Gurs Deportierten, stellten ihn in ihrer Gemeinde auf und fügten ein
identisches Zweitexemplar in die Gesamtanlage in Neckarzimmern ein.

Christine Schmitt schrieb einen Beitrag über den religiösen Roman als hagiographische Quellengattung
des 20. Jahrhunderts. Sie gehört mit Uwe Schellinger und Joachim Faller zu den Koordinatoren und
Organisatoren des Bandes, der auch in seinen theologischen Aufsätzen Respektables bietet.

Renate Liessem-Breinlinger

Adolf Laufs/Ernst Gottfried Mahrenholz/Dieter Mertens u.a.: Das Eigentum an Kulturgütern aus
badischem Hofbesitz (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-
Württemberg: Reihe B, Forschungen 172), W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2008, LXVIII und 343 S.,
CD-ROM.

Im „Badischen Kulturgüterstreit" zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem Haus Baden gab das
Wissenschaftsministerium im November 2006 ein Expertengutachten über das Eigentum an Archiv-,

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