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ren-, Musik- und Spieluhren, nicht zuletzt und schon seit Mitte (?) des 18. Jahrhunderts die Schwarzwälder
Kuckucksuhr (S. 237-255).
Schaaf ordnet technische Entwicklungen ein in die Geschichte von Alltag und Ernährung, Landwirtschaft
und Handel. Das Leben der Uhrmacher war hart und entbehrungsreich, die Arbeit des Schildermalers
gesundheitsschädlich, weil er Terpentindünsten ausgesetzt war. Preise veranschaulichen die Kaufkraft
genannter Löhne. Schlaglichter fallen auf den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Rahmen
' und auf das Bildungswesen. So stand die 1850 in Furtwangen eröffnete Uhrenmacherschule unter
Leitung von Robert Gerwig, der bald darauf für Planung und Bau der kunstvoll angelegten Eisenbahnstrecke
durch den Schwarzwald von Offenburg nach Villingen verantwortlich war. Zwar konnten die Uhrenmacher
sich flexibel den Wünschen der Kunden im In- und Ausland (vor allem in Frankreich, England
und den USA) anpassen, doch blieben sie von Krisen nicht verschont. Die dank großer Serien billig hergestellte
, Amerikaneruhr' entwickelte sich seit den 1870er-Jahren zu einer ernsten Konkurrenz. Gewerbespionage
gab es schon früh, die Nummerierung im Sinne von Werksverzeichnissen im Beobachtungszeitraum
offensichtlich nicht.
Forschungslücken werden genannt; treffende Zitate verdeutlichen die Aussagen. Hervorgehoben seien
die vorzüglich reproduzierten Abbildungen: Gesamt- und Nahaufnahmen von Uhren und ihren Teilen, faksimilierte
Anzeigen und Preislisten. Verzeichnisse von Uhrmachern (S. 303-305, 332 und 343-418) und
weiterführender Literatur sowie ein Personen-, Orts- und Sachregister runden das imposante Werk ab.
Norbert Ohler
Die Straße der Demokratie. Revolution, Verfassung und Recht. Ein Routenbegleiter auf den Spuren der
Freiheit nach Bruchsal, Frankfurt, Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Landau, Lörrach, Mainz, Mannheim,
Neustadt, Offenburg und Rastatt, Info Verlag, Karlsruhe 2007, 300 S., zahlreiche Färb- und S/W-Abb.
Auf der Woge der Jahrfeiern anlässlich des 160. Jahrestages des gescheiterten Revolutionsversuches im
deutschen „Wildwesten" kommt ein Reiseführer daher, der anhand zwölf ausgesuchter Städte entlang der
Rheinschiene eine , Straße der Demokratie' konstruiert, die nicht nur geschichtlich erhellenden, sondern
auch kommerziell verwertbaren Interessen der an diesem Projekt beteiligten Gremien des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung und des Deutschen Städtetages zusammen mit den beiden Landeszentralen
für politische Bildung dienen soll. Auch soll sich die , Straße der Demokratie' nicht auf eine
Publikation beschränken, sondern langfristig die touristische Vermarktung und die Erlebbarkeit von
Geschichte im Vordergrund stehen. Bedingung für die Auswahl der Städte war der Nachweis von mindestens
fünf Erinnerungsorten und einer guten Verkehrsanbindung in einem geografisch eng begrenzten
Raum. In alphabetischer Folge mit einem „prägenden Begriff" versehen, der an einigen Stellen freilich etwas
konstruiert erscheint, reihen sich so die im Untertitel erwähnten Gemeinden aus Baden-Württemberg
und Rheinland-Pfalz, zu denen noch wegen der für die Revolutionszeit herausragenden Bedeutung die
Stadt Frankfurt aus dem Hessischen hinzugeschlagen wurde. Jedem Artikel beigegeben sind ein Auszug
aus dem Stadtplan, der die Lage der einzelnen Gedenkstätten bezeichnet, die Öffnungszeiten der Museen
sowie Lebensläufe der seinerzeit Handelnden. Ein Register erleichtert die Handhabung des kleinen
Bändchens, das mit einem Geleitwort des Bundespräsidenten geadelt wird. Die leicht geschriebenen, gut
lesbaren Beiträge stellen im Einleitungsteil den „prägenden Begriff" vor und gliedern dann nach den
jeweiligen Erinnerungsorten.
Im Falle Freiburgs ist dies die „Ideenschmiede", als deren Protagonist Karl von Rotteck besonders vorgestellt
wird; der demokratische Faden wird in diesem Falle über die Weimarer Republik bis in unsere
Tage weitergesponnen. An Erinnerungsstätten hat Christiane Pfanz-Sponagel den Münsterplatz als Ort der
Volksversammlung am 26. März 1848 mit ca. 25.000 Teilnehmern, das Historische Kaufhaus als Landtagsgebäude
nach 1945, das Schwabentor als Platz des Gefechtes am Ostermontag zwischen Freischärlern
unter Franz Sigel und den Bundestruppen, der Basler Hof als Sitz des Tribunals gegen Gustav Struve,
Wilhelm Liebknecht u.a. im März 1849 und im Mai desselben Jahres als Tagungsort der Revolutionsregierung
, das Colombi-Schlösschen als Badische Staatskanzlei in den Zeiten des Staates (Süd-)Baden
sowie das Schicksal des Rotteckdenkmals ausgewählt. Bezeichnend für die Erregung und Radikalität der
freiheitlich Gesinnten war der Umgang mit Andersdenkenden. Bei der Volksversammlung auf dem
Münsterplatz wurden sie „von der Versammlung zum Schweigen gebracht und mussten gar vor drohenden
Tätlichkeiten flüchten. Mit, Katzenmusiken' vor ihren Häusern kam in der folgenden Nacht der Unmut
über ihre abweichende Meinung rüde zum Ausdruck." (S. 65). Bedauerlich, dass die Autorin den Ort
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