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des Bischofs zur Stadt des Rats" aus der Feder von Claudius Sieber-Lehmann. Dem Mittelalter vorgestellt
sind knappe Ausführungen zur Vorgeschichte, der Kelten-, Römer- und Alemannenzeit. Danach behandelt
der Abschnitt die großen Wendepunkte der Basler Geschichte: die Etablierung des Bischofssitzes in der
Stadt spätestens seit der Karolingerzeit, die Eingliederung Basels in das Reich im frühen 11. Jahrhundert
unter Kaiser Heinrich II. und dessen Nachfolgern, die Konflikte innerhalb des städtischen Patriziats und
der Bürgerschaft mit dem bischöflichen Stadtherrn. Am Ende dieses Abschnitts stehen die Annäherung
Basels an die Eidgenossenschaft, die schließlich nach dem Schwabenkrieg von 1499 zum Beitritt der Stadt
zur Eidgenossenschaft im Jahr 1501 führte, und eine Darstellung des kulturellen Lebens in der Stadt im
15. Jahrhundert. Damals war Basel der Tagungsort des gleichnamigen Konzils (1431-1448), im Jahr 1460
wurde die Universität gegründet und darüber hinaus entwickelte sich die Stadt zu einem der Zentren des
Humanismus am Oberrhein.
Ab der Reformationszeit wird die Darstellung von Hans Berner fortgeführt, der unter der Überschrift
„Von der Reformation zur Revolution: Stadtrepublik und Handelsstadt" den Bogen vom 16. Jahrhundert
bis in die Zeit der sogenannten Helvetik, der unter französischem Druck entstandenen Helvetischen
Republik (1798-1803), schlägt. Spannend ist dabei das Verhältnis der protestantisch gewordenen Stadt
zum katholisch gebliebenen Bischof, die Ratsherrschaft und die inneren Krisen, die sich im 17. Jahrhundert
in einem Bauernkrieg und einer städtischen Erhebung Bahn brachen. Auch in diesem Abschnitt wird
nicht nur die politische Geschichte berücksichtigt, sondern auch die Kunst- und Geistesgeschichte.
Die Darstellung des 19. und 20. Jahrhunderts übernimmt schließlich Hermann Wichers, worin die Basler
Geschichte vor dem Hintergrund des Entstehens der modernen Schweiz, den Weltkriegen und der
Nachkriegszeit behandelt wird. Wirtschaft und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert finden in zwei
eigenen Kapiteln die gebührende Würdigung. Eine Zeittafel zur Basler Geschichte sowie eine Auswahl-
bibliografie runden das Werk ab.
Die Arbeit der drei Autoren kann rundum als gelungen bezeichnet werden, da sie die Herausforderung
gemeistert haben, die Basler Geschichte sehr kurz, aber auch verständlich und lebendig darzustellen. Dass
man dabei das Wesentliche, nämlich die Geschichte der Stadt, stets im Blick behielt, ist dabei der Schlüssel
zu diesem Erfolg. Notwendigerweise bleiben manche Abschnitte abstrakt, da die Möglichkeit fehlt, ins
Detail zu gehen und das Referierte mit Namen, Anekdoten und Geschichten anzureichern. Dem wird begegnet
, indem einzelne Personen, Bauten oder Phänomene der Stadt an den entsprechenden Stellen in grau
unterlegten, separaten Einschüben exemplarisch und kurz vorgestellt werden, z.B. das Basler Münster
oder die Basler Papierherstellung sowie die ungewöhnlichen Lebensläufe des Bürgermeisters Johann
Rudolf Wettstein oder der nacheinander mit mehreren Reformatoren verheirateten Wilbrandis Rosenblatt.
Das kompakt vermittelte Abstrakte wird durch die Beigabe konkreter Beispiele leichter greifbar.
So entstand eine gut lesbare „Kleine Geschichte der Stadt Basel", die uns die einerseits vertraute Stadt
auch in ihrer Besonderheit vorstellt. Die fünfhundertjährige Geschichte Basels als Teil der Eidgenossenschaft
und der Schweiz führte eben zu einer Prägung seiner Menschen und einer spezifischen Mentalität,
die die Basler von ihren Nachbarn im Norden durchaus unterscheidet. Die Kenntnis um solche Unterschiede
ist in unseren Tagen besonders wichtig und die Lektüre dieses Werkes sei heute manch einem ans
Herz gelegt. Boris Bigott
Rolf Böhme: Geschichten vom Amt, Verlag Herder, Freiburg 2009, 169 S., zahlreiche Abb. und 10 Tabellen
.
Von „Geschichten" darf man unterhaltsam erzählte Information erwarten. Das bietet Rolf Böhmes neues
Buch durchaus. Vor allem aber bietet es Stadtgeschichte aus der Innenperspektive. Im ersten und zweiten
Kapitel geht es um die politische Karriere Böhmes bis zur höchst spannenden OB-Wahl im Oktober 1982.
Wie er nach seinem knappen Sieg im zweiten Wahlgang dann im Amt „regierte", erzählt er in einem dritten
Kapitel anschaulich, zuweilen im Plauderton, als erlebte Geschichte an ausgewählten „Szenen" im Ablauf
des Januarmonats 1994: Man begleitet ihn beim Lesen gleichsam auf dem Münsterplatz, bei der regelmäßigen
Dezernenten-Konferenz, bei Empfängen und Begegnungen. Eingestreut sind historische Exkurse
wie auch Bekenntnisse zur badischen Lebensart. Das vierte Kapitel schildert eingehend zwei komplexe
Problemzusammenhänge, die über viele Jahre die Stadt fast zu spalten drohten: den „Freiburger Häuserkampf
" zwischen 1977 und 1987 und das zähe Ringen um die neue B 31-Ost bis zum Baubeginn 1994.
Böhme erklärt sehr subtil die Zielkonflikte und Kompromissversuche, zeigt die schwierige Balance im
Grundsatz „Ja zu Toleranz und alternativen Lebensformen, Nein zu Rechtsbruch und Gewalt", und er ver-
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